Neujahrsempfang des DOSB

Die Stadt Frankfurt war wieder Gastgeber des Neujahrsempfangs des DOSB. Der hatte seine Spitzenverbände, olympisch und nichtolympisch, auf den 21. Januar eingeladen. Aber über ein Drittel der geladenen erreichten Frankfurt nicht, weil die meisten Innerdeutschen Flüge ausfielen und die Bahn Verspätungen hatte, die das Reisen fast unmöglich machten.


Statt um 10:08 kam ich um 11:28 an. Wer aus Bayern oder dem Osten anreisen wollte, kam zumeist gar nicht an. Und in Frankfurt selbst waren Straßenbahnen und U-Bahn ausgefallen. So blieben im Frankfurter Römer viele Stühle leer, und vor allem diejenigen, die bei der Veranstaltung geehrt werden sollten, fehlten – mit einer Ausnahme. Aber Rund 200 Gäste kamen trotz Eis und Schnee zum DOSB-Neujahrsempfang.

Auf Grund meiner Verspätung verpasste ich das Grußwort von Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann komplett und der DOSB-Präsident Thomas Bach war gerade bei seiner Begrüßung. Aber das, was ich noch mitnehmen durfte, war hörenswert.
Besonders ging Bach auf die Feier des 100-jährigen Bestehens des Deutschen Sportabzeichens ein. Bei der Internationalen Gartenschau in Hamburg, wo ja auch unsere Triplette-DM ausgetragen wird, beginnt die diesjährige Tour des neuen, reformierten Sportabzeichens durch alle 16 Bundesländer. Bach sagte: „Das ist eine gelungene Verbindung von Tradition und Zukunft und wir hoffen, dass es noch mehr Menschen dazu bringt, sich zu bewegen." Auch ich hoffe, dass das DPV-Sportabzeichen noch viel mehr Spielerinnen und Spieler dazu bewegt, auf spielerische Art zu trainieren.
Ein weiterer Schwerpunkt 2013 für den Sport ist das Motto „Inklusion” – eine große Herausforderung aber auch für die gesamte Gesellschaft. Er verglich die Integration eher mit der Hardware, dem Zugang zur gesellschaftlichen Teilhabe. Bei der Inklusion ist die Software gefragt, der Mentalitätswandel. Sport sollte hier Vorreiter sein. Bach nannte das Beispiel Special Olympics, wo jeder Teilnehmer ein Gewinner sei. Das ist Sport im ursprünglichen Sinne. Gerne leite ich seinen Wunsch für 2013 an alle weiter: „Mögen 2013 alle profitieren von dem Optimismus und der Lebensfreude des Sports!”

Nächster Programmpunkt war die Überreichung der IOC Olympic Medallist Pins. Was verbirgt sich dahinter? Dr. Michael Vesper erklärte die neue Idee des IOC: alle Medaillengewinner der Olympiade sollen einen Ansteck-Pin erhalten, damit Sie den Erfolg immer sichtbar mit sich tragen können. Eingeladen waren zwei hessische Olympiasieger, die vor Ort diesen Pin erhalten sollten: die Hammerwerferin und Bronzegewinnerin Betty Heidler, bei der die Jury zunächst ihren besten Wurf falsch gemessen und später korrigieren musste und die Dressurreiterin Dorothee Schneider, die in London Silber holte aber in Frankfurt wetterbedingt nicht dabei sein konnte. Thomas Bach und IOC-Mitglied Claudia Bokel nahmen die Ehrung vor.

Nächster Programmpunkt war die „Festrede” von Rainer Schmidt, Pfarrer und mehrfacher Medaillengewinner bei paraolympischen Spielen. Sein Auftritt war der absolute Höhepunkt. Er verstand es, das Thema Inklusion in 15 Minuten jedem verständlich zu machen. Man spürte bei jedem Satz, dass Inklusion für Ihn eine Herzensangelegenheit ist. Minutenlanger Applaus zum Ende seiner Rede! Vor seiner Rede gab es einen eindrucksvollen Videoclip von den Special Olympics 2012 in München, der Sportorganisation für Menschen mit geistiger Behinderung.
Rainer Schmidt, erzählte erfrischend, spannend und kritisch aus eigenem Erleben. Geprägt hat ihn eine Kindheitserinnerung. Bei einem Familienurlaub in ein kleines Dorf in Österreich war für die Kinder die Hauptattraktion eine auf einem Platz aufgestellte Tischtennisplatte. Hier traf sich die Jugend, Einheimische wie Gäste zum gemeinsamen Spiel. Er hatte mit seinen beiden Armstummeln keine reelle Chance zum Mitmachen. Um dabei sein zu können, agierte er als Schiedsrichter. Eines Tages kam ein Feriengast vorbei, der ihn ansprach und fragte warum er nicht mitspiele. Wortlos zeigte er ihm seine Armstummel. Da sagte der Fremde: „Wenn Dein Arm den Schläger nicht halten kann, denn muss eben der Schläger deinen Arm halten!” Der Mann bastelte eine Hülse an den Schläger und befestigte beides am Armstummel. Und plötzlich konnte der Junge mitspielen, gehörte dazu. Zurück in der Heimat, wollte er in einem Tischtennisverein weitermachen. Gemeinsam mit seinem Vater fuhr er zum nächstglegegen Verein. Der Trainer betrachtete seine Arme und sagte: „Zum Spitzensportler wirst Du es allein nicht schaffen, aber wir können es gemeinsam versuchen.” Er konnte die Begeisterung des Sports jetzt miterleben, den ersten Schmetterball, die erste Medaille.

Bis heute ist Rainer Schmidt im Sport aktiv vorne mit dabei und er hatte die Lacher auf seiner Seite, als er zu den Anwesenden meinte: „Von Euch hier drin würde mich keiner schlagen”. Er lebt Inklusion und kämpft gegen die Aufteilung im Sport aus „medizinischer Sicht” in behinderte und nicht behinderte Sportler und sieht eine Alternative in fairen Wettkampfklassen. Inklusion muss sich auf drei Ebenen entwickeln: in den Strukturen, als Haltung in den Köpfen und als gleichberechtigtes Voneinander Lernen. Sport kann unterschiedliche Menschen miteinander verbinden. „Wir brauchen Phantasie", sagte Schmidt und wünschte für 2013, „dass wir entdecken, wie stark diese Verbindungskraft des Sports sein kann".
Danach erfolgte die Verleihung der Preise für den oder die EliteschülerIn des Sports und die Eliteschule 2012. Bundesweit unterhält der DOSB gemeinsam mit dem Deutschen Sparkassen und Giroverband 41 Schulen, an denen junge Talente gemeinsam leben, lernen und optimal trainieren können. Dr. Christa Thiel, DOSB-Vizepräsidentin Leistungssport sagte in Ihrer Würdigung, dass bei der letzten Olympiade 27 % der Teilnehmer Eliteschüler waren die 34 % der Medaillen erkämpften.
Die „Eliteschülerin des Sports 2012“ ist die Rennrodlerin Saskia Langer. Daus Oberwiesenthal. Die 17-Jährige überzeugte im Jahr 2012 sowohl sportlich als auch schulisch mit herausragenden Leistungen.
 Zwei Silbermedaillen im Einzel und im Teamwettbewerb bei der Premiere der Olympischen Jugend-Winterspiele in Innsbruck markierten die bisherigen sportlichen Höhepunkte der noch jungen Karriere des Rennrodel-Talentes. Zudem glänzte sie mit starken Noten und wird im nächsten Jahr ihr Abitur an der Eliteschule des Sports in Oberwiesenthal ablegen. Weil sie gerade weitere Weltcuppunkte sammelt, konnte sie in Frankfurt nur per Videoeinspielung präsent sein.
Die Eliteschulen des Sports sind ein Verbundsystem zwischen Schule, Training am Olympiastützpunkt und Wohnen im Internat. Die jungen Sportler erfahren so die bestmögliche schulische und gleichzeitig sportspezifische Ausbildung. Mustergültig umgesetzt wird dies am Standort Cottbus, wie Werner Netzel, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), bei der Auszeichnung der „Eliteschule des Sports 2012“ betonte. Die Sparkassen-Finanzgruppe unterstützt viele tausend Talente, vom Breitensport in Vereinen bis zur Olympiamannschaft.

Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung durch die „Brassolinos”, einem Blechbläserensemble der Musikschule Frankfurt. Beim abschließenden Imbiss gab es dann noch ausreichend Gelegenheit für intressante Gespräche.