Schreiben des DPV-Präsidenten an die LV

Ich möchte mit für die Irritationen, die ich mit der Umfrage zum Nordseecup ausgelöst habe entschuldigen und besonders darauf hinweisen, dass dies eine ganz persönliche Aktion von mir war, mit der meine Kollegen im DPV-Vorstand nichts zu tun hatten. Ich habe die Umfrage eingestellt – und hier das besagte Schreiben:

Deutscher Pétanque-Verband e. V. – Auf der Papagei 59a – 53721 Siegburg
An
[f]Alle Landesverbände des DPV [/f]
Ettenheim, den 30. 03. 2004
Liebe Pétanquefreunde,
am 27. März 2004 traf sich der DPV-Vorstand in Mannheim. Sämtliche Mitglieder waren anwesend und es konnten relevante Punkte aus allen Bereichen besprochen und beschlossen werden.
Das Ausscheiden von Hubert aus dem Amt des Sportwarts hat für das deutsche Pétanque eine große Lücke hinterlassen. Ich habe im Vorfeld der BDV unzählige Telefonate geführt, um einen Nachfolger zu finden. Ohne Erfolg. In der neuen Satzung, die bei der BDV auf Antrag von Baden-Württemberg vertagt wurde, erhält das Amt des Vizepräsidenten Sport ein noch größeres Gewicht. Der Vizepräsident Sport wird in Zukunft den ganzen Sportbereich koordinieren und managen müssen. Dabei wird er unterstütz von einem Nationaltrainer und einem Ausschussvorsitzenden für Training und Ausbildung. In Gerald Benz hat der Vorstand für dieses Amt den richtigen Mann gefunden.
Hubert Arians hat mir am 18. März 04 folgenden Brief geschrieben:
[k]Lieber Klaus, natürlich könnte ich Dich auch telefonisch informieren, aber ich mach’s lieber schriftlich, damit Du meine Entscheidung inkl. der Begründung leicht an andere Menschen weitergeben kannst.
Ich stehe nicht für die Betreuung des Nationalkaders des DPV zur Verfügung. Einzig die Planung, Durchführung und Auswertung eines Provence-Aufenthalts im Sommer mit max. 8 Spielern unter den Dir schon mitgeteilten Bedingungen könnte ich verwirklichen.
Begründung: Schon seit Anfang der 90er habe ich versucht, ein kleines, aber schlagkräftiges Ensemble an talentierten Spielern zu finden, die mit mir gemeinsam auf privater Ebene versuchen, den Anschluss an die Weltelite zu schaffen. Mangelndes Engagement, Zeit oder Geld standen immer wieder dagegen. Deshalb entschloss ich mich Ende der 90er, mit Hilfe des DPV für andere, junge Spieler, diesen Weg zu beschreiten. Die Talente haben wir mittlerweile in Deutschland, aber eine offensichtlich ignorante Versammlung von Verbandsfunktionären aus verschiedenen Landesverbänden stattet den DPV nicht mit den notwendigen zeitlichen und finanziellen Mitteln aus, um den notwendigen nächsten Schritt in 2004 zu tun. Ein Trainingslager von 3 1/2 Tagen wird ersatzlos gestrichen, der NSC darf nicht besucht werden und damit ist mein Timing im Arsch.Das Trainingswochenende wäre eine unabdingbare Voraussetzung gewesen, um sinnvoll Teams für den NSC bilden zu können und dann, nach der Trainingswoche in der Provence, zu der nur die bewährten Kräfte des NSC mitgedurft hätten, unser WM-Team 2004 zu benennen. Eine sinnvolle Aufarbeitung mentaler Schwächen und erheblicher Einstellungsdefizite bei einigen der TOP-Spieler ist bei dem gekürzten Programm m.E. nur sehr bedingt möglich.
Die Zusammenarbeit mit einem Mentaltrainer und einem Physiotherapeuten halte ich z.Z. für besonders dringliche Teilaufgaben, die aber wieder dem Sparsinn zum Opfer gefallen sind.
Deshalb kann ich nur anbieten, eine Hilfe zu sein – Trainingswoche –, nicht aber, für ein verfälschtes System die Verantwortung zu übernehmen. Ich kann nur dann Verantwortung übernehmen, wenn die Rahmenbedingungen so sind, dass ich perspektivisch arbeiten kann. Diese Prespektive sehe ich nicht.
Zur Schadensbegrenzung will ich gerne beitragen. Aber ich möchte nicht der Verantwortliche im Falle eines unnötigen Scheiterns sein.
Gruß
Hubert [/k]
Das sind klare Worte, die sicherlich nicht allen gefallen werden, mir aber ([k]abgesehen von einigen Formulierungen (Ergänzung des Pressewarts[/k])) aus dem Herzen sprechen.
Schon vor der BDV hatte ich Kontakte nach Frankreich geknüpft, um eventuell einen Trainer aus dem Elsaß oder aus Ostfrankreich zu finden. So ein Mann hätte die beste Qualifikation und auch den notwendigen Abstand zur deutschen Boulszene und dem Kader, um neutral und völlig unbelastet die Arbeit zu tun. Auf Einladung des französischen Verbandes weilte ich vom 19.-21.März in Mulhouse bei einem Weiterbildungsseminar für Trainer. Im Beisein von Präsident Claude Azéma und dem technischen Direktor der FFPJP, Victor Nataf, wurde diese Seminar, an dem auch Teilnehmer aus Tschechien, Slowenien, Holland, Belgien, Singapoor, Polen und Rußland dabei waren, geleitet von Daniel Leguet aus Dijon. Nach intensiven Gesprächen erklärte sich Daniel bereit, in Deutschland als Nationaltrainer zu arbeiten – mit ausdrücklicher Billigung durch den franz. Verband. Diese Neuigkeit war einer der Big Points der Tagesordnung.
Der Vorstand sah die Bereitschaft von Daniel Leguet als Bereicherung in sportlicher Hinsicht und beschloss einstimmig ihn als Coach des Deutschen National-Teams zu engagieren.
Daniel Leguet ist französischer Trainer der obersten Kategorie. Er ist im französischen Verband für die Erstellung von Trainings- und Übungs-Unterlagen verantwortlich und betreut die diesbezüglichen Internet-Seiten der Franzosen. Daniel Leguet wird vom DPV zunächst einen Vertag über ein Jahr mit Option auf ein weiteres Jahr bekommen – und je nach Erfolg dieses Engagements auch dauerhaft zur Unterstützung unserer Spieler im Einsatz bleiben. Der DPV-Vorstand freut sich über diesen Zugewinn und ist gespannt auf die ersten Ergebnisse, die voraussichtlich schon zur Senioren-WM in Grenoble zum Tragen kommen werden.
Breiten Raum nahm naturgemäß der sportliche Bereich ein. Nach dem Ausscheiden des langjährigen Sportwarts Hubert Arians gilt es, dem Nachfolger Gerald Benz einen möglichst reibungslosen Einstieg in seine neuen Aufgaben zu gewährleisten. Vor diesem Hintergrund wurde auch noch einmal der Nordsee-Cup ein Thema. Allgemein wurde festgestellt, dass eine „sang- und klanglose„ Nicht-Teilnahme in diesem Jahr bei den internationalen Partner-Verbänden auf Unverständnis treffen dürfte. Darüber hinaus ist diese Veranstaltung hervorragend geeignet, den neuen Sportwart und den neuen Jugendwart konkret in die Kaderarbeit zu integrieren.
Nicht am Nordsee-Cup teilzunehmen käme – laut dem Tenor des gesamten Vorstands – einem Umstand gleich, der mit „Als ob ein ganzer Landesverband beschließt, nicht mehr an Deutschen Meisterschaften teilzunehmen!„ beschrieben wurde. Entsprechend wurden noch einmal sämtliche Etats aufgeschlüsselt und eine Lösung gesucht und gefunden, aus den zur Verfügung stehenden Mitteln eine Teilnahme am Nordsee-Cup zu ermöglichen. Die Abstimmung hierzu hatte innerhalb des Vorstands Einstimmigkeit zum Ergebnis.
[f]Warum ist der Nordseecup wichtig für die deutschen Teams, die Jugend, die Frauen
und die Senioren? [/f]
– Bei diesem großen internationalen Turnier nehmen Teams aus sieben Ländern teil. Es spielt jeder gegen jeden, Hinspiel und Rückspiel. Somit besteht die einzigartige Möglichkeit, gegen Nationalmannschaften aus vielen verschiedenen Nationen zu spielen und unvergleichliche Erfahrungen zu sammeln.
– Auf diesem hohen Niveau dauert das Turnier zweieinhalb Tage, also besteht die beste Chance, zu testen, wie Spielerinnen und Spieler physisch, psychisch und mental mit dieser Herausforderung zu Recht kommen.
– Von der Qualität und der Unterschiedlichkeit der Gegner bis hin zu den zeitlichen Beanspruchungen ist der Nordseecup die einzige Veranstaltung, die Teams unter WM-ähnlichem Rahmenbedingungen zu testen und einigen Teilnehmern die Chance zu geben, solche Bedingungen erst einmal kennen zu lernen.
– Der NSC passt terminlich genau in die Kadervorbereitungen zum Saisonhöhepunkt, der Weltmeisterschaft.
– Deutschland ist seit 1986 Mitglied im Nordsee-Pétanque-Verbund, sodass unser internationales Ansehen durch eine Nichtteilnahme schwer geschädigt würde.
– Unsere Sportordnung sieht unter §4 1a außerdem die Entsendung der Teams zum Nordseecup vor. Eine Änderung der Sportordnung ist bis jetzt nicht erfolgt. Alle Diskussionen drehten sich bis jetzt vor allem um die Finanzierung.
Nach der Bundesdelegiertenversammlung sah es so aus, als sei es in diesem Jahr aus finanziellen Gründen nicht möglich, Jugend-, Frauen und Seniorenteams am Nordseecup teilnehmen zu lassen.
Es ist uns nun doch gelungen, einen Weg zu finden, durch Teilnahme am NSC-Turnier die Kaderarbeit kontinuierlich und sinnvoll mit Ziel auf die WM fortzusetzen.
Anstatt Jugend-, Frauen und Senioren-Kaderspieler innerhalb Europas zu Training und Test auf Einzelturniere zu entsenden, werden die vorgesehenen Teams einschließlich der Coaches mit Geldern aus den Kaderetats, die ja gerade hierfür bereitgestellt sind, zum internationalen Nordseecup geschickt. Das kommt übrigens kaum teurer als die Teilnahme an diversen Einzelturnieren.
Der DPV-Vorstand ist froh, eine solche Lösung gefunden zu haben.
Bedenken, der Nordseecup verhindere die Einführung einer Europameisterschaft für Senioren, sind unbegründet. Es ist Beschlusslage des europäischen Verbandes (CEP), erst nach Einführung eines Zweijahresrhythmus bei der WM im Zwischenjahr europäische Meisterschaften für die Herren einzuführen. Wir alle wollen eine Europameisterschaft. Die hängt aber alleine davon ab, wann der Weltverband den o.g. Beschluss fasst. Doch dazu sind vor allem die afrikanischen und überseeischen Länder einschließlich des noch amtierenden F.I.P.J.P.-Präsidenten Bernard nicht bereit. Selbst wenn der Nordseecup abgeschafft wäre, würde dies die Einführung einer Europameisterschaft nicht beschleunigen.
[f]Der Vorstand, Spielerinnen. Spieler und Coaches brauchen den Nordseecup und wir werden Deutschland dort würdig vertreten. [/f]
Mit boulistischen Grüßen,
Klaus Eschbach
DPV-Präsident
[f]Dieses Schreiben kann auch als PDF-Datei per email bei der Pressestelle angefordert werden, damit die einzelnen Vereinen diese Argumentation auch ihren Mitgliedern ohne Internet-Anschluß in gedruckter Form zur Verfügung stellen können – wir bitten um rege Inanspruchnahme![/f]
Außerdem gibt es im Internet eine Umfrage zu dem Thema unter:
http://www.roderig.de/umfrdpvnsc.html