16. International in Ibiza

Ungeschlagen

Tolle Serie! Erneut äußerst konzentriert gespielt. Ein nahezu fehlerfreies Spiel abgeliefert. Auch dieses Mal den Gegner von Anfang an unter Druck gesetzt. Präsenz auf dem Platz gezeigt. Mit dem Spielpartner harmoniert. Schon nach kurzer Zeit deutlich in Führung gegangen. Diese nicht mehr abgegeben. Logische Konsequenz: Auch die dritte Partie infolge haben wir souverän gewonnen.
Freudiges Abklatschen. Klaus-Dieter holt den Minigolfball, den er wieder einmal sicher geputtet hat, aus dem letzten Loch. „Okay, die Cocktails gehen an euch“. Jannik und Niclas erkennen neidlos an, das Team Klaus-Dieter und Sönke ist auch am dritten Tag auf Ibiza im Minigolf einfach nicht zu schlagen. Zumindest für mich an diesem Abend ein kleines Erfolgserlebnis. Das hätte ich jedoch sehr viel lieber in einer anderen Sportart gehabt…

Das Programmheft für Alemania
Gewissenhaftigkeit
Als Leger der Mannschaft sollte ich mich rechtzeitig mit dem Terrain des Spielgeländes vertraut machen. Ausschließlich deshalb (wer`s glaubt…) treffe ich schon einige Tage vor den Dreien auf Ibiza ein. Nach Tagen der Entspannung und des Einspielens, freue ich mich doch sehr, endlich Klaus-Dieter, Jannik und Niclas im Hotel begrüßen zu können.

Der Coach studiert die Gruppe
Schon kurz nach ihrer Ankunft wollen wir eine kleine Trainigseinheit auf einem vor unserem Hotel gelegenen Platz absolvieren. Das Tor zum Spielgelände ist abgeschlossen. Der  deshalb zu überkletternde Zaun nicht gerade in Kniehöhe. Für uns drei Spieler wohl kein Problem. Ein fragender Blick in Richtung Klaus-Dieter. „Um mich müsst ihr euch keine Sorgen machen, aber um den Zaun…“, so sein trockener Kommentar. Er ist erstaunlich schnell drüber. Der Zaun steht noch.
Konzentrierte Trainingsspiele. Ein Double-Take-Out hier, eine Stelle dort (diesen boulistischen Fachbegriff  kenne ich erst seit meinem Umzug nach Freiburg. Im Saarland ist er nicht geläufig. Falls ihr ihn also nicht verstehen solltet, einfach bei einem BaWü-ler auf einem Turnier nachfragen). Aufeinander krachende Kugeln versetzen das Trommelfell von uns Legern – Klaus-Dieter und mir – in heftige Schwingungen. Uns fliegen die Kugeln nur so um die Ohren. Meine ballernden Jungs sind beeindruckend gut drauf.

Der

Mindestens ebenso beeindruckend ist „Bennys Palme.“ Dort hat er im Vorjahr in den ca. 5m hohen Palmenwedeln eine Kugel versenkt. Okay, nicht weiter spektakulär, werdet ihr jetzt gerade denken. Aber aus welcher Entfernung! Klaus-Dieter zeigt uns die Abwurfstelle. Auch meine Kugeln treffen. Allerdings den Palmenstamm, und den auch nur als Raclette den letzten Meter über den Boden rollend. Benny, gäbe es einen Weltmeister im Kugelweitschießen, also ich glaube…
Das Turnier
Der Typ am Buffett, der sich gerade Rühreier mit Speck zum Frühstück reichen lässt, kommt mir irgendwie bekannt vor, den Schwimmer im Wasser neben mir habe ich auch schon mal gesehen und das an der Rezeption ist doch – Philippe Suchaud, Simon Cortes, Henri Lacroix, Carlos Rakotoarivelo etc.. Sie sind alle hier. Die Vorfreude auf das morgige Turnier mit interessanten Begegnungen garniert mit diesen Ausnahmekönnern steigt stündlich.

Das Team DUC: Lacroix, Quintais, Cortez

Training ist das eine, stark besetzte Turniere in Deutschland das andere und internationale Top-Turniere eben noch etwas anderes. Trotz der guten Form, der Harmonie im Team, unserem kompetenten Coach, einem traumhaft gelegenen Boulodrom, herrlichem Sonnenschein und der Freude aufs Spiel, geraten wir in der ersten Partie gegen den Vize-Europameister aus Spanien voll unter die Räder. Ein nahezu perfektes Spiel auf gegnerischer Seite. Wir wollen es besonders gut machen, dagegen halten, verkrampfen jedoch mit jedem der zahlreichen Carreaus und jeder souverän gelegten spanischen Kugel mehr. Verunsicherung. Zweites Gruppenspiel. „ Puuuh, die spielen ja noch besser.“ Eigentlich ja klasse. Deshalb sind wir hier. Wir wollen uns schließlich mit diesen fantastischen Spielern messen. Doch wo ist unser Können? Nur phasenweise abrufbar. Wir geraten in einen Strudel der Nervosität, die Feinmotorik versagt – auch diese Partie geht verloren.

Einfach beeindruckend: Henri Lacroix

In der Mittagspause fallen deutliche Worte. Auch Kritik muss erlaubt sein. Jeder von  uns versucht die Zeit zu nutzen, um die bittere Enttäuschung aufzuarbeiten und durch selbstbewusste Zuversicht zu ersetzen. Ein aufbauendes Telefonat mit der Freundin daheim, ein entspannender Mittagsschlaf, ein kurzer den Kopf frei machender Strandspaziergang – jeder tut es auf seine Weise. Kein einfacher Prozess. Er ist jedoch erfolgreich. Nach der Mittagspause gewinnen  wir unsere letzten beiden Gruppenspiele.

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, Lacroix Junior …

Natürlich macht es weitaus mehr Spaß, von einem tollen Turnierverlauf in Schweden mit Siegen über richtig starke Teams zu berichten. Das kann ich von Ibiza leider nicht berichten, aber ich nehme einige lehrreiche Erfahrungen und Erkenntnisse mit. Gemacht in unseren eigenen Spielen wie auch durch die aufmerksame Beobachtung der sogenannten Boule-Cracks, den Weltmeistern, die Boule eher zelebrieren, als es zu spielen. Henri Lacroix hat mich diesbezüglich sehr beeindruckt.

… mit Trainingspartner Cortez

Auch die mannschaftliche Geschlossenheit innerhalb der Teams war offensichtlich. Sie sind eingespielt, wissen um die Stärken und Schwächen ihrer eigenen Spielpartner, haben eine ausgereifte Krisenbewältigung, sind taktisch versiert, routiniert im Spiel mit starken Gegnern, es gibt eine klare Positionsaufteilung innerhalb der Mannschaft, mit der sich jeder Spieler identifiziert und dementsprechend seine Leistung abrufen kann, sie strahlen Souveränität und Stärke auf dem Platz aus, um nur einige Beispiele zu nennen.
Ein gewonnenes Dorfturnier hier, ein gewonnenes dort (ohne abwertenden Unterton) geht in Ordnung, aber um als ambitionierter Boulespieler auf internationalem Parkett mithalten zu können, muss man Turniere mit diesen Mannschaften aufsuchen, nach Möglichkeit in konstanten Teamformationen. Anders erscheint mir die Entwicklung eines Teams mit den eben genannten Kriterien unmöglich.

Philippe Suchaud schaltet ab

Fazit
Ein uns erneut im und außerhalb des Spiels gut unterstützender Coach Klaus-Dieter, für dessen Gesichtsblässe zu Turnierbeginn leider nicht die fehlende Sonne, sondern unsere fehlenden gut gespielten Kugeln verantwortlich waren, für den Zäune kein Hindernis darstellen, der selbst bei leerem Tank die Ruhe bewahrt, mehr Bälle puttet als an die Sau legt und regelmäßig verspätet auf Flughäfen landet, obwohl er sonst immer pünktlich ist.
Ein sich gut ins Team integrierender Tireur Niclas, dessen Freundin sich trotz der attraktiven Frauen Ibizas keine Sorgen machen muss,  der ausschließlich Caroline Wozniackis Vorhand toll findet, besonders nachts spannende Geschichten erzählt, deutlich mehr Kugeln als Minigolflöcher trifft und dessen Knie die Sonne Ibizas besonders in Erinnerung behalten werden.

Ein Tireur beim Legen: Simon Cortez
Ein sein neongelbes Handbändchen voll auskostender Milieu Jannik, dem auf Ibiza die weiblich-französische Unterstützung gefehlt hat, der dieses Mal nicht ein gutes Skatblatt hatte, da er die Spielkarten im Flugzeug ließ, der furchtlos mit Kontaktlinsen ins Meer springt, mit dem man es echt gut auf Reisen aushalten kann und dessen neue Freundin Pina Colada heißt.

Team Tunesien, eines der vielen Nationalteams

Und ein gewissenhaft früher angereister Pointeur Sönke, den Mauritius sowie New York auch boulerisch reizen, dessen Platzrekord sich leider nicht aufs Boule bezieht, der die Kugeln des spanischen Tireurs gerne im Hafenbecken versenkt hätte und der einige lehrreiche Erkenntnisse von diesem Turnier mit nach Hause genommen hat.

Von: Sönke Backens
Auch im Namen von Jannik Schaake und Niclas Zimmer.