42. Senioren- und 10. Damenweltmeisterschaft

Bericht Nr. 1 von Klaus Eschbach, ergänzt mit Bildern von Klaus und Alexander, mit ergänzenden Kommentaren zu den Bildern von Alexander Bauer.

Vorwort:
Siehe auch Beitrag: „Berichterstattung für den DPV“ vom 26.9.
Ich weiß, dass viele Boulisten in Deutschland über die fehlende Berichterstattung unzufrieden waren. Uns allen war im Vorfeld klar, dass wir bei den anstehenden Grossereignissen personell ausgeschöpft sein werden. Bei der WM waren neben unseren Spielerinnen und Spielern nur Alex, Thomas, Daniel und ich anwesend. Alle vier waren voll eingebunden und mehr als ausgelastet.
Einen DPV-Vizepräsidenten Kommunikation haben wir derzeit nicht. Ein Berichten über die dpv-homepage war zwar denkbar – auch technisch – scheiterte aber an folgenden Gründen: Die akkreditierten bekamen keinen Zugang zu den Presseeinrichtungen, da keiner von uns als Pressevertreter gemeldet war. Bei der Auslosung verwendete Alex als einziger aller offiziellen Delegationen ein Laptop, konnte allerdings die rasch eingehackten Infos nicht loswerden, weil mir die Weiterleitung von offizieller Seite verwehrt wurde. Während der Spielphase war den Coaches/Trainern/dem Präsidenten ein Aufsuchen von Internetcafes in der Innenstadt von Grenoble unmöglich. Die Spielpausen betrugen selten mehr als eine Stunde und der Tag begann um 7 Uhr mit der Fahrt zur Halle und endete immer nach Mitternacht.

Das deutsche Team vor dem Einzug der Nationen und in der Halle

Deshalb hier ein kurzer Bericht mit ein paar interessanten Fotos. Einige Kommentare zur WM werde ich am Wochenende verfassen.
Der Höhepunkt eines Sportlers einer nichtolympischen Sportart ist immer die Teilnahme an einer Weltmeisterschaft.  Am vergangenen Wochenende war es wieder soweit: die 42. Weltmeisterschaft im Pétanque und die 10. Weltmeisterschaft der Frauen fanden gleichzeitig in Grenoble statt. Das riesige Palais des Sports, erbaut zur Olympiade 1968, bietet Platz für 32 Spielfelder von 4 x 15 m und für ca. 7.000 Zuschauer. Ideale logistische Vorraussetzungen für eine WM, weshalb diese Veranstaltung 2006 schon zum 3. Mal dort ausgetragen wurde.

Den Damen – hier Lara und Laura, wurde der Weg zum Achtelfinale durch Fehler der Turnierleitung schwer gemacht. Kein Wunder, dass die Stimmung darunter litt. Mehr dazu aber durch Klaus Bericht Teil 2 nach dem Wochenende.
Während die Frauen bei der letzten WM vor 2 Jahren in Maspalomas Vizeweltmeister wurden, sah das Erfolgskonto bei den Herren mager aus. Erst einmal, als die WM 1996 in Essen ausgetragen wurde, schaffte ein Team, auch dank Heimvorteil und Zuschauerunterstützung, einen 5. Platz. Im letzten Jahr wurde vom Verband als neuer Nationaltrainer der Franzose Daniel Voisin engagiert. Er war mehrfach Weltmeister und französischer Meister, sozusagen eine Boule-Ikone. In mehreren Sichtungen und Auslandeinsätzen wurden dann die beiden Teams aus dem 20-köpfigen Kader ausgewählt. Während es bei den Frauen, die wegen der Absage von 2 Vizeweltmeisterinnen ersatzgeschwächt antreten mussten, nicht so gut lief, fanden sich die Herren von Spiel zu Spiel mehr.
Insgesamt 57 Nationen gingen in 8 Gruppen an den Start. In der Gruppe D belegte in der Vorrunde Deutschland hinter Elfenbeinküste und Marokko den 3. Platz vor Armenien, Ungarn, Andorra und Slowenien. Dies reichte zum Einzug ins 16tel-Finale, wo unser Team mit Holland, Portugal und Belgien mit den schwersten Poule erhielt. Nach einem 13:12 Sieg über Portugal war der nächste Gegner Vizeweltmeister Belgien, gegen den knapp zu 10 verloren wurde. Im anschließenden Barragespiel war Portugal nochmals der Gegner, diesmal gewann Deutschland klar 13:2.
Auch die Achtelfinalrunde wird bei der WM in 4er-Poules ausgetragen, wovon 2 Teams weiterkommen. Mit Tunesien und Madagaskar waren in unserer Gruppe zwei ehemalige Weltmeister, dazu im ersten Spiel Guinea.  Nach einer Niederlage gegen Tunesien und einem 13:12 Sieg über Guinea kam es zum alles entscheidenden und denkwürdigen Spiel gegen Madagaskar, mit dem unsere Jungs mit 13:11 den Einzug ins Viertelfinale schafften.

Die DPV-Équipe bei der Siegerehrung: 5.Platz für Sascha von Pless, Patrice Wolff, Sascha Koch und Kamel Bourouba.
Überhaupt gebührt nicht nur diesen 4 Spielern ein Superlob. Auch die übrigen 10 Kaderspieler haben es durch ihre sportliche, aktive und kameradschaftliche Mitarbeit erst ermöglicht, dass die WM-Auswahl zu dieser Höchstleistung auflaufen konnte.
Hier haben alle 14 Männer Maßstäbe gesetzt!
Ab jetzt beginnt die KO-Runde. Bei der Ziehung erwischten die Deutschen mit Italien einen Gegner, der bisher schon oft Endstation bei WMs war. Aber im Vergleich zu den restlichen Teams ­ Titelverteidiger Frankreich 2, Tunesien, Algerien, Frankreich 1, Thailand und die Schweiz ­ waren alle mit dem Los zufrieden. Obwohl das Team hervorragenden Pétanquesport zeigte, vermasselte eine Aufnahme beim Stand von 10:10 den Einzug ins Halbfinale. So nah waren wir dem Treppchen noch nie. In der rein nordafrikanischen Begegnung besiegte Tunesien Algerien zu 8, Titelverteidiger Frankreich 2 unterlag Frankreich 1 mit 7:13 und der Favorit Thailand setzte sich gegen die Schweiz  mit 13:5 durch.

Finale Frankreich : Tunesien

Bild: Zuschauer des Finales (ganz links erkennt man Philippe Suchaud und den Damentrainer Frankreichs Frédéric Ney, in der Mitte Ex-Weltmeister Cortes und rechts unten Quintais und Hémon).
Italien hatte im Halbfinale gegen Frankreich keine Chance und unterlag zu 5 und der Geheimfavorit ­ zumindest fürs Finale Thailand unterlag Tunesien 4:13. So kam es wieder mal zu der 5. Wiederholung des Finalklassikers Frankreich:Tunesien. In einem einseitigen Spiel, wie vor 10 Jahren in Essen auch, siegte Frankreich mit 15:3 und holte damit zum 6. Mal in Folge den Titel.
Den Nationencup gewann Marokko vor Mauretanien, Portugal und Luxemburg. Unsere Frauen belegten im Gesamtklassement Platz 25. Allerdings wurde Ihnen seitens der Turnierleitung übelst mitgespielt. Doch ausführliches dazu in meinem nächsten Bericht in den WM-Splittern.

Bild: Dem Frauenteam wurde von der Turnierleitung böse mitgespielt. Unter diesen Umständen war es schwer, eine leistungsgerechte Platzierung zu erreichen… (v.l.n.r.: Laura, Nicole, Gudrun, Lara) 

Ein großes Dankeschön an die Zuschauer vor Ort, die unsere Teams lautstark
unterstützten und Flagge zeigten.

Einen gewaltigen Anteil am 5. Platz der Herren hat Daniel Voisin. Bei den beiden letzten Spielen, denen ich endlich mal komplett beiwohnen konnte, habe ich miterlebt, was gute Leistung ist.
Leider konnte er nicht bis zum Abschluss der WM bleiben, weil er diese Woche ins Krankenhaus muss. Aber er hat mir versichert, dass ihm die Arbeit mit den deutschen Teams sehr gut gefällt und dass wir gemeinsam zu neuen Zielen aufbrechen werden.

Galadinner – 1: Klaus Eschbach, Thomas Hucke, Patrice Wolff

Galadinner – 2: Kamel-M. Bourouba, Sascha von Pless, Laura Makowski

Galadinner – 3: Nicole Schulz, Gudrun Deterding, Lara und Sascha Koch
Übrigens, wer alle Ergebnisse sehen will: www.fipjp.com/chm06.htm