Ein Rückblick aufs alte und Ausblick ins neue Jahr


Das Jahr 2006 geht zu Ende, übrigens das 20. in der Geschichte des DPV!
Zeit für einen kleinen Rückblick. Seit 1999, als die Jugendweltmeisterschaft in Phuket stattfand­, verbringe ich Weihnachten und Neujahr hier in Thailand, seit vier Jahren bei der Familie meiner Frau. Von Weihnachten ist hier nicht viel zu spüren, mal abgesehen von dem endlosen Gedudel amerikanischer Christmas-Songs in den Kaufhäusern. Dazu kommt, dass die Durchschnittstemperatur im Dezember bei 29 Grad liegt, was eher zum Petanquespielen am Abend einlädt als an eine Weihnacht im Schnee zu denken. So führt uns der Weg fast jeden Abend zum Gelände des Clubs in Phuket, wo wir seit Jahren gern gesehen Gäste sind. Was mich beeindruckt ist die Jugendarbeit des Clubs. Beim Jugendtraining gestern waren über 20 Kids auf dem Platz, um unter fachkundiger Anleitung zwei Stunden zu trainieren. Ca. 70 % der Jugendlichen sind täglich auf dem Platz zum Training – entsprechend hoch ist auch das Niveau.
Im nächsten Jahr wird ja wieder eine WM in Thailand stattfinden, die vierte bereits. Ich werde diesmal versuchen, unser Team zur Akklimatisation und zur Überwindung der Zeitumstellung erst ein paar Tage hier unterzubringen. Hier haben wir ideale Trainingsbedingungen und können sicher optimal auf die WM vorbereiten. Aber jetzt zurück nach Deutschland zum DPV.
Gemeinsam viel erreicht
Im Jahre 2006 hat der DPV einen riesigen Schritt nach vorne gemacht in Richtung professionellen Sportfachverband. Ich glaube sagen zu dürfen, dass seit der Gründung des DPV vor 20 Jahren noch in keinem Jahr so viel bewegt wurde. Mit großer Energie haben das DPV-Präsidium und die Verantwortlichen der Landesverbände in etlichen Ausschusssitzungen den Wandel und die Professionalisierung vorangetrieben. Viele Freizeitstunden wurden hierfür aufgewendet und an manchem Wochenende hätten die Verantwortlichen auch lieber auf dem Bouleplatz gestanden als am Sitzungstisch zu sitzen. Dafür möchte ich mich bei allen von ganzem Herzen bedanken, denn ohne diese Unterstützung aus den Reihen der LVs wären wir noch lange nicht so weit, wäre das alles gar nicht möglich.
Sportförderung
Ein erster sichtbarer Lohn für die gemeinsamen Bemühungen ist die Anerkennung der Förderungswürdigkeit unseres Sports durch das Bundesministerium des Inneren (BMI) und den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB). Hier möchte ich mich vor allem bei Jürgen Wahl und Peter Blumenröther bedanken, die mit mir an den wichtigen Vorbesprechungen beim Bundesverwaltungsamt in Köln und beim BMI in Bonn teilnahmen. Die größte Unterstützung auf dem 3 Jahre langen Weg zur Anerkennung der Förderungswrdigkeit war der Gewinn der Vizeweltmeisterschaft durch unser Frauenteam 2004 in Maspalomas. Hinzu kam noch die Umstrukturierung des Förderungswesens.
Neue Aufgaben
Wie jedes Ding hat auch die Sportförderung zwei Seiten. Für den DPV kamen riesige neue und bisher unbekannte Aufgabengebiete hinzu und ohne professionelle Verbands- und Sportstrukturen wäre die Förderung eine Eintagsfliege. In beiden Bereichen stecken wir oft noch in den Kinderschuhen. Aber auch hier können wir es gemeinsam schaffen, zumal wir sehr gute Unterstützung von außen, von den Ressortleitern und Sachbearbeitern im BMI, DOSB und BVA, erhalten. Auch Ihnen am Ende des Jahres ein herzliches Dankeschön. Und ohne die gute Zusammenarbeit mit den Verbänden von Boccia und Boule Lyonnaise in unserem Dachverband ginge gar nichts.
Sportfachkonzept
Am 15. Oktober war Stichtag für das Sportfachkonzept, zumindest für den ersten Entwurf. Die Details, in denen ja bekanntlich der Teufel steckt, werden uns im nächsten Jahr noch genug beschäftigen. Nach guter Vorarbeit u.a. durch Jürgen Hatzenbühler ist es vor allem Alexander Bauer zu verdanken, dass aus dem Entwurf ein über 60-seitiges Mammutwerk wurde, das demnächst zur weiteren Prüfung in die Ausschüsse geht.
Trainerwesen
Die nächste große Baustelle in diesem Jahr war das Trainerwesen. Hier war und ist Jürgen Schrajer der treibende Motor. Aber lassen Sie mich auch die übrigen Mitglieder des Trainerausschusses namentlich nennen, denn Sie haben sich einen ganz besonderen Dank verdient: Jürgen Hatzenbühler, Klaus-Dieter Wiebusch, Uwe Büttner, Bernhard Szamida. Zunächst wurde Vorhandenes gesichtet, ein C-Trainer-Fachbuch auf den Weg gebracht, dann ein neues Konzept für die Trainerassistenten-, C- und B-Trainerausbildung erstellt, das zunächst vom DOSB gesichtet und genehmigt werden muss. Aber auch diese Hürde wird übersprungen und so kann im März das Pilotprojekt der Ausbildung zum Trainer B in der Sportschule Steinbach starten. Einer der Referenten wird dabei übrigens Daniel Leguet sein. Die voraussichtlich 8 neuen Trainer B werden dann in enger Zusammenarbeit mit unserem Bundestrainer Daniel Voisin agieren. Das Konzept hierzu wurde einleitend in der eintägigen Arbeitssitzung in Lons-le-Saunier erstellt. Dass der DPV seit November auch als Mitglied von der Deutschen Trainerakademie in Köln einstimmig aufgenommen wurde, zeigt den Stellenwert der Arbeit unseres Trainerbeauftragten Jürgen Schrajer mit seinem Team.
Personalprobleme
Ein großes Handicap bei unserer Arbeit in 2006 war, dass gleich zwei Präsidiumsposten nicht besetzt waren. Vor allem das Fehlen des Vizepräsidenten Sport führte immer wieder zu Engpässen in der Organisation. Vorbereitung und Durchführung von Maßnahmen im Bereich Spitzensport. Auch bei Presse und Kommunikation konnte das Soll nicht erfüllt werden. Es war ein Trugschluss zu glauben, die Arbeit der beiden Ressorts vom Restpräsidium übernehmen zu können. Im Bereich Sport hat Peter den gesamten organisatorischen Teil übernommen, ich habe in der ersten Jahreshälfte einen Großteil der Sportarbeit mit übernommen und Alexander hat in den letzten Monaten neben seiner Arbeit als Vizepräsident Inneres und der Übernahme von Bereichen der Kommunikation auch den Sport geleitet und, wie schon erwähnt, ein Leistungssportkonzept erstellt, auf das wir in Zukunft aufbauen können.
Umso mehr freut es mich, dass es jetzt doch Lichtblicke gibt, dass die Lücken in unserer Personaldecke geschlossen werden können. Es gibt engagierte Menschen, denen es Spaß macht, im DPV ehrenamtlich mit zu arbeiten, die bereit sind, den DPV – und das sind wir nach meinem Verständnis alle – weiter nach vorne zu bringen.
Ein Dank auch an die beiden „hauptamtlichen„: Didier Specht als Leiter der Geschäftsstelle und Peter Blumenröther als Generalsekretär. Ohne deren tatkräftige Mithilfe hätten viele Aufgaben nur teilweise oder gar nicht ausgeführt werden können.
Ausblick
Im nächsten Jahr muss das Erreichte zunächst gesichert und zum Standard werden. Dann müssen wir gemeinsam die noch offenen Baustellen schließen, bevor wir uns den nächsten großen Aufgaben zuwenden. Ein Schwerpunkt wird neben Doping die Zentralisierung des Lizenzwesens und die damit verbundene Einführung der computerlesbaren Lizenz im Scheckkartenformat sein.
100 Jahre Pétanque
Im nächsten Jahr gibt es ein einmaliges Jubiläum zu feiern: unser Sport wird 100 Jahre alt. Besser gesagt 100 Jahre jung, denn derzeit tut sich, vor allem auch im Ursprungsland Frankreich, viel, unseren Sport noch attraktiver zu machen. Dass dabei auch einige von meinen Ideen in der Diskussion sind, freut mich. Am 2. Juni wird weltweit der „Tag des Pétanque“ gefeiert werden. Auch wir werden diesen Tag begehen und vor allem seine Werbewirksamkeit in den Medien nutzen.
Dies war nur ein kleiner Rückblick, der viele Themen nur streifen konnte. Ich bin mir aber auch bewusst, dass es immer noch viele Boulespieler in Deutschland gibt, für die diese Themen aus einer anderen Welt kommen, die mit dem DPV nichts oder fast nichts anfangen können. Sie gehören zur großen Boulefamilie und zum DPV, auch wenn sie nichts mit Spitzensport zu tun haben wollen. Aber diese Vielschichtigkeit gibt es in allen Sportfachverbänden, vielleicht nicht überall so extrem wie bei uns. Das Konzept Zukunft hat schon einiges bewegt. Es wäre schön, wenn wir gemeinsam weiter daran bauen.
Ich wünsche Allen für das neue Jahr alles Gute, Gesundheit und Glück und all den vielen Ehrenamtlichen in den Vereinen, Landesverbänden und im DPV die Energie und Bereitschaft, die Zukunft unseres Sports mit zu gestalten.
Klaus Eschbach
Präsident des DPV