Informationen zur Boule-Sportart Pétanque
Hier gibt’s einen ersten Überblick über unseren Sport, gedacht für Medienvertreter, aber auch für alle, die gern Pétanque spielen möchten.
Boule, Boccia, Bowls, Pétanque?
Das Wort „Pétanque“ ist – zumindest in Deutschland – nicht besonders geläufig. Die meisten, die über unseren Sport sprechen, benutzen das Wort „Boule“ oder „Boccia“. Und auch in der Szene sagt man oft: „Wir gehen Boule spielen.“
Auf die Frage nach dem Unterschied zwischen „Pétanque“ und „Boule“ gibt es (mindestens) zwei Antworten:
Erstens: Ähnlich wie bei den Begriffen „Federball“ und „Badminton“ spricht man (in Deutschland) beim Freizeitspiel von „Boule“ und beim Sport von „Pétanque“.
Zweitens: Das französische Wort „Boule“ (genau wie das italienische „Boccia“ oder das englische „Bowl“*) heißt ins Deutsche übersetzt „Kugel“. Es gibt mehrere Boule-Sportarten (oder Kugel-Sportarten), Pétanque ist weltweit am meisten verbreitet. (Zur weiteren Information: Schaubild „Die verschiedenen Kugelspiele“)
In Deutschland wird auch oft das Wort „Boccia“ benutzt. Das rührt vom früheren Bundeskanzler Konrad Adenauer her, der in seinem Urlaubsort Cadennabia am Comer See regelmäßig Boccia spielte. In der Folge kamen bunte, mit Wasser gefüllte Plastikkugeln auf den Markt, mit denen „Boccia“ gespielt wurde. Mit dem „echten“ Boccia-Spiel hatte das aber wenig zu tun. Boccia wird mit Holzkugeln nach sehr komplizierten Regeln gespielt.
Die Pétanque-Regeln sind einfach. Das ist einer der Gründe der weltweiten Verbreitung. Im Übrigen spielen die meisten Freizeit-Boulespieler nach (manchmal leicht abgewandelten) Pétanque-Regeln.
Übrigens schätzen wir anhand der verkauften „Freizeitkugeln“, dass es etwa 1 Million Freizeitspieler in Deutschland gibt. Sind Sie auch einer? Wenn ja, wollen Sie mitspielen?
*) Apropos Bowl: Bowls (das der eine oder andere schon mal im Fernsehen gesehen hat) ist eine verwandte Kugelsportart. Bowling-Sport gehört hingegen zum Deutschen Kegler- und Bowlingbund (DKB)
Kugeln – Größe und Gewicht
Aus den offiziellen Pétanque-Spielregeln.
Artikel 2 – Eigenschaften der zugelassenen Kugeln
Pétanque wird mit Kugeln gespielt, die von der F.I.P.J.P. zugelassen sind und folgenden Eigenschaften entsprechen:
Sie müssen
1. aus Metall sein;
2. einen Durchmesser zwischen 70,5 mm (Minimum) und 80 mm (Maximum) haben;
3. ein Gewicht zwischen 650 Gramm (Minimum) und 800 Gramm (Maximum) besitzen;
Logo (Marke des Herstellers) und Gewichtsangabe müssen auf den Kugeln eingraviert und immer lesbar sein.
Bei Wettkämpfen, bei denen lediglich 11 Jahre alte und jüngere Jugendliche startberechtigt sind dürfen Kugeln mit einem Gewicht von 600 Gramm und einem Durchmesser von 65 mm eingesetzt werden; vorausgesetzt, sie wurden mit einem zugelassenen Logo hergestellt.
4. Sie dürfen weder durch Hinzufügen von Metall, noch durch Einbringen von Sand verändert worden sein.
Generell dürfen die Kugeln nach der Fertigstellung (nur durch zugelassene Hersteller) auf keine Art gefälscht und keiner Verformung oder Veränderung unterzogen werden. Insbesondere darf die vom Hersteller vorgegebene Härte durch nachträgliches Ausglühen nicht abgeändert werden.
Name und Vorname des Spielers (oder die Initialen) dürfen jedoch nachträglich eingraviert werden sowie verschiedene Logos und Abkürzungen gemäß dem Leistungsverzeichnis („Cahier des Charges”) zur Herstellung von Kugeln.
Das erste Pétanque-Spiel
1907 wurde in La Ciotat das erste Pétanque-Spiel der Geschichte ausgetragen. Bis 1907 spielte man à la longue. Das Jeu Provençal wurde mit 3 Schritten Anlauf auf die „longue“ (größere Länge) überall in der Provence gespielt. Natürlich auch in la Ciotat.
Ein sehr beliebter Spieler dort war Jules Le Noir – aber leider wurde er manchmal so sehr von Rheuma geplagt, dass er die Anlaufschritte nicht machen konnte. Da kam sein Freund Ernest Pitiot auf die Idee, aus dem Stand zu spielen – mit geschlossenen Füßen – oder „ped tanco” auf provenzalisch.
Er zeichnete einen Abwurfkreis auf den Boden und warf die Zielkugel auf 6 Meter. Das war im Juni 1907. Jules fand seine Lebensfreude wieder. Das Spiel eroberte Marseille, die Provence und schließlich die ganze Welt. Pétanque war geboren.
1910 wurde – ebenfalls in La Ciotat – das erste Turnier ausgetragen. Auf einem Schild am dortigen Boulodrome heißt es, dass 1910 dass Spiel Pied-Tanqué dort kreiert worden sein. Zeitzeugen erklärten allerdings dass das erste Spiel bereits 1907 stattgefunden hat.
siehe auch:
Website des Museums in La Ciotat
Zeittafel zur Geschichte der Kugel-Spiele
100 Jahre Pétanque (eine Power-Point-Präsentation zum Jubiläum 2007)
Pétanque in Deutschland
Die ersten Kugelwerfer in Deutschland waren französische Soldaten oder Diplomaten, vor allem im Südwesten, Bad Godesberg und Berlin – kurz überall dort, wo nach dem Krieg die französischen Garnisonen waren. Sie brachten neben Gauloises und Pastis auch ihre Kugeln mit.
Dann kam die große Reisewelle. Die Deutschen hatten wieder Geld und Lust zum Reisen. Und wer nach Frankreich in Urlaub fuhr, dem konnte es nicht verborgen bleiben, dass die liebste Freizeitbeschäftigung der Franzosen neben l’Amour ebenfalls eine runde Sache war: le jeu aux boules. Viele brachten damals im Reisegepäck auch ihre ersten Kugeln mit nach Deutschland.
Die dritte Welle erfasste ebenfalls ganz Deutschland: Überall entstanden Städtepartnerschaften. Man pflegte den Austausch, man lernte sich besser kennen und man entdeckte schnell, dass Pétanque jede Freundschaft bereichert.
Der erste Verein in Deutschland war 1963 der Boule-Club-Pètanque Bad Godesberg. Dort wurde 1977 auch die erste Deutsche Meisterschaft Triplette ausgetragen.
Ebenfalls 1977 nahm ein erstes deutsches Team an der Weltmeisterschaft in Luxemburg teil. Das Team startete als „Deutscher Pétanque-Verband“, dieser wurde allerdings erst am 1. Dezember 1984 in Groß-Gerau gegründet.
Mitspielen
Sie wollen Pétanque spielen? Oder gar eine Pétanque-Abteilung oder einen Pétanque-Verein gründen? Sie brauchen dazu Informationen. Hier sind sie:
Wer an Meisterschaften und anderen (Ranglisten-)Turnieren des Deutschen Pétanque-Verbandes und seiner Landesverbände (LV) teilnehmen möchte, muss im Besitz einer gültigen „Lizenz“ sein. Dazu muss man Mitglied in einem Verein sein, der Mitglied in einem Landesverband des DPV ist.
Wenn Sie einen Verein suchen, finden Sie ihn auf den Websites unsere LFV (siehe Vereinsliste). Wenn Sie auf Anhieb keinen in Ihrer Nähe finden, wenden Sie sich bitte an den jeweiligen Landesverband oder an den Deutschen Pétanque-Verband.
Wenn Sie in Ihrem bestehenden Verein eine Pétanque-Abteilung oder wenn Sie mit Gleichgesinnten einen Pétanque-Verein gründen wollen, wenden Sie sich bitte ebenfalls an die genannten Adressen.
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