Kadersichtung in Hannover-Krähenwinkel

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Zur eigentlichen Kadersichtung gab es dann am Samstag-Morgen ein böses, weil nasses Erwachen. Ein Blick aus dem Hotelfenster offentbarte tiefdunkle Wolken, aus denen sich eimerweise Regen ergoss.
Ursprünglich war geplant gewesen, die Sichtung parallel zu dem 1. Expo Boule-Turnier auf dem Geländes des Expo-Parks in Hannover durchzuführen. Bei diesen Wetterbedingungen hätte man die Sichtung allerdings auch direkt in einer laufenden Autowasch-Straße veranstalten können. Da war guter Rat solange teuer, bis Jan Garner ins Spiel kam: Der kannte nicht nur die gerade neu entstehende Halle in Hannover-Krähenwinkel, sondern auch den Mann, der einen Schlüssel für dieselbe hat und seine Telefonnummer. „Auf dem kurzen Dienstweg“ schloss Jan sich also mit den Krähenwinklern kurz und der Fahrdienst, der freundlicherweise von den Expo-Turnier-Ausrichtern gestellt wurde, fuhr die Nationalmannschaft nicht in den Expo-Park, sondern in die Halle nach Krähenwinkel.
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An dieser Stelle noch einmal ein herzlicher Dank für die spontane Hilfe der Krähenwinkler, die an diesem Tag eigentlich in ihrer neuen Halle hätten weiter bauen wollen, dies aber aufgrund der Notwendigkeit für den DPV ausfallen ließen. Auch wenn die ganze Aktion bei dem einen oder anderen „bauwilligen“ Club-Mitglied leichte Irritationen auslöste. (Helfer, die in Erwartung einer leeren Baustelle und mindestens sechs Stunden Arbeit in die Halle kamen, standen verdutzt 30 Leuten gegenüber, die dort „spielten“: „Was macht ihr denn hier – und wieso weiß ich da wieder nichts darüber?!?“)
Schade war es natürlich, dass nunmehr die Deutschen Spitzenspieler nicht auf dem öffentlichkeitswirksamen Turnier im Expo-Gelände vertreten waren. Wobei man sagen muß, dass die Ausrichter desselben einen Kardinalfehler begangen hatten, den sie aber im Vorfeld nicht kennen konnten. Sie hätten gut daran getan, das Turnier erst um 11.30 Uhr oder 12.00 Uhr, also zeitlich näher zu dem Expo-Sommerfest (Beginn: 14:00 Uhr) zu starten.
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So wie es jetzt gelaufen ist, standen Morgens um 9:30 Uhr ca. 200 Spieler in strömendem Regen auf dem Gelände, auf dem es nur zwei Pavillons gab, einen für die Turnierleitung und einen für VIPs, und insgesamt eine Kaffeemaschine. Die Frage einzelner Teilnehmer nach Kaffee und/oder Brötchen wurde damit beantwortet, dass ja „gleich das Sommerfest startet“ und dann „dort an den Büdchen“ alles zu bekommen wäre. „Gleich“ hieß allerdings „in frühestens drei Stunden…“
Wie gesagt, das konnte man im Vorfeld vielleicht nicht wissen, beim nächsten Mal ist man hoffentlich schlauer. Genauso unglücklich war es dann auch, dass die Endspiele dieses Turniers gegen 16:30 Uhr liefen, als das eigentliche Sommerfest gerade seinen Höhepunkt hatte. Die hätten auch gut erst um 20:30 Uhr stattfinden können – zumal der Himmel ab Mittags endlich aufklarte. Aber noch einmal: „Das konnte man vorher natürlich nicht wissen!“ – also: kein wirklicher Vorwurf!
Zurück nach Krähenwinkel!
Hier wurden zur Spielerbeobachtungen Triplette-Melée-Runden gespielt, wobei die Teams von den Coaches zusammengestellt wurden und jeder Spieler jeweils seine Position in der Mannschaft zugeteilt bekam. Natürlich wurde so gemischt, dass jeweils Senioren, Damen und Junioren zusammen spielten.
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Für die Spieler ergab sich aus mindestens zwei Umständen eine konkrete Wettkampf-Atmosphäre. Erstens war jedem klar, dass jede einzelne seiner gespielten Kugeln haarklein dokumentiert würde, und zum zweiten konnten auch alle davon ausgehen, dass sich aus diesen Bewertungs-Bögen erste Tendenzen dazu ableiten würden, wer Deutschland bei der WM, EM usw. vertritt. Und das möchten aus dem Kader natürlich alle sehr gerne!
Besagte Wettkampfbedingungen waren dann aber auch ein wichtiger Faktor in der Bewertung. Wie gehen die einzelnen Sportler mit dem Druck um? Wie reagieren sie bei einer besonders schlecht gelegten Kugel oder einem Loch? Wie schnell sind diese Fehler jeweils individuell „verdaut“? Die Coaches standen in ihren Bemühungen, eine möglichst seriöse Bewertung abzuliefern natürlich unter demselben Druck.
An jeder Ecke des Geschehens war Daniel Leguet zu finden, der offensichtliich alle parallel laufenden Partien im Blick hatte und sich eifrig Notizen machte. Ihm waren keine konkreten Teams zugeordnet, so dass er Raum genug hatte, sich vielfältig zu orientieren. Ich hatte dabei den Eindruck, dass er sich weniger für Carreau oder Biberon interessierte, als für den besagten Umgang mit besonders schlecht gespielten Kugeln jedes Einzelnen.
Gegen Mittag stieß dann noch ein weiterer Gast zur Nationalmannschaft, der ehemalige Sportwart Hubert Arians. Er steht sowieso in engem Kontakt zu Gerald Benz, um die Kaderarbeit so nahtlos wie möglich an seinen Nachfolger zu übergeben und wird darüber hinaus der neue Lehrwart des DPV.
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Um 13:00 Uhr war dann erstmal Mittagspause, bei einem ebenso flexibel und spontan organisierten Essen, wie die ganze Veranstaltung dort in der Halle es war. Die gesellige Runde hierbei stellte sowohl für die Sportler als auch für die Coaches und Funktionäre eine dringend benötigte und angenehme Pause dar.
Innerhalb dieser Pause drängte dann der Pressewart darauf, mindestens 6 Spieler doch noch auf das Expo-Gelände zu bekommen, um dem Anspruch der öffentlichen Präsentation von Nationalspielern an diesem Samstag trotz allem noch gerecht zu werden. Es wurde mit den Leuten vor Ort telefoniert, denn die Kaderspieler hatten ja nicht ein einziges Auto „vor der Tür“ – waren sie doch vom Fahrdienst der Hannoveraner nach Krähenwinkel gebracht worden.
Leider fand sich auf dem Expo-Gelände niemand, der die Tour Krähenwinkel-Expo-Krähenwinkel hätte ausführen können, alle befanden sich in Spielen auf dem Turnier. So musste dies also zumindest für den Samstag „abgeschrieben“ werden.
In der Halle wurden dann nach der Pause noch die letzten Spiele zu Ende geführt und die Aufzeichnungen der Coaches vervollständigt. Mittlerweile hatten sich auch die letzten Regenwolken verzogen, so dass auf den Außenbahnen die Anlagen installiert werden konnten, die dem Aufbau des Tireur-Wettbewerbs auf der WM entsprechen. Ein solcher wurde dann noch mit den Kaderspielern durchgeführt.
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Die Veranstaltung endete gegen Nachmittag, Kaderspieler aus NRW reisten ab, um dort am nächsten Sonntag am Liga-Betrieb teilnehmen zu können, andere blieben noch über Nacht um die zum Teil sehr langen Heimreisen entspannt am nächsten Morgen antreten zu können. Eine weitere Gruppe blieb in Hannover und nahm am Sonntag an dem Triplette-Turnier teil. Hier konnten sie im Deutschland-Trikot einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Kamel Bouruba, Kim Rieger und der ehemalige National-Spieler Malte Berger gewannen schließlich auch das Triplette-Turnier.
Leider war es am Freitag-Abend vergessen worden, mit den Kaderspielern über die Idee des Pressewartes zu sprechen, gewonnene Preisgelder eventuell zum Teil der Sportförderung des DPV zukommen zu lassen. Entsprechend war dies dann auch am Sonntag-Nachmittag kein Thema, der Gewinn blieb uneingeschränkt bei den Siegern.
Erstes Ergebnis dieser Sichtung ist jedenfalls, dass alle eingeladenen Spieler für den DPV am Nordsee-Cup teilnehmen (so sie nicht aus persönlichen Gründen absagen) und dass sich dort dann wohl auch herauskristallisieren wird, wer Deutschland bei der EM der Frauen und der WM der Senioren vertreten wird.