Pétanque – der Sport gewordene Kompromiss

„Was machen wir denn jetzt?“, das war zum Beginn des 20. Jahrhunderts eine entscheidende Frage auf einem Jeu-Provençal-Spielfeld im verschlafenen französischen Dorf La Ciotat. Aufgeworfen wurde diese durch Ernest Pitiot, dessen ebenso starker Spielpartner, aber auch immer stärker an Rheuma leidender Freund Jules Le Noir nicht mehr mitspielen konnte. Der Rest ist Geschichte: die Geburtsstunde des Pétanque-Sports war ein kreativer Kompromiss.

„Was machen wir denn jetzt?“, ist zum Beginn des zweiten Jahrzehnts im 21. Jahrhundert eine Frage, die Pétanque-Vereine und -Verbände auf der ganzen Welt beschäftigt. Nicht nur ein Einzelner ist nun in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt, sondern alle Menschen, die lange vor dem Aktuellen durch das Boule-Virus infiziert wurden.

Stück für Stück werden aktuell in einzelnen Bundesländern sportliche Aktivitäten wieder erlaubt. Es ist einerseits schade, dass hier nicht eine gleichzeitige, einheitliche Strategie umgesetzt wird, andererseits gönnt man es natürlich allen in Deutschland, die wieder Boule spielen dürfen. Umso mehr gilt es nun aber, sich strikt an alle Regeln zu halten, die auch im Sport einen Beitrag leisten, die Übertragung von Covid-19 zu vermindern oder zu verhindern.

Die DPV-Landesverbände haben gemeinsam mit dem Vorstand für den DBBPV ein Papier entwickelt, das als Leitlinie den Pétanque-Sport unter Berücksichtigung der aktuellen Einschränkungen möglich machen soll. Selbiges kommt natürlich nur zum Tragen, wenn die behördlichen Bestimmungen es jeweils erst einmal zulassen. Und weil allgemein von einer „schrittweisen Lockerung“ gesprochen wird, sind wir auch noch weit davon entfernt, von „Pétanque-Sport“ zu sprechen. Zunächst ist uns schon geholfen, wenn das „Boule-Spiel“ wieder zugelassen wird. Denn kaum war besagtes Papier veröffentlicht, meldeten sich die ersten Spielerinnen und Spieler mit der Frage, ob das jetzt heißt, dass man „wieder spielen“ darf?

Ganz klar: „Nein, das heißt es nicht!“ Grundsätzlich gilt es natürlich, abzuwarten, welche Aktivitäten die Verantwortlichen der (Landes-)Regierungen überhaupt – und in welchen Größen von Gruppen – wieder in der Öffentlichkeit zulassen!

Unter „schrittweiser Lockerung“ dürfen auch wir als Pétanque-Sportler verstehen, dass wir uns zunächst ganz kleine Ziele setzen, die dann Stück für Stück größer werden dürfen, bis hin zu dem Punkt, an dem der organisierte Wettkampf-Sport irgendwann wieder möglich wird.

Was wäre denn nun ein erstes, wichtiges Ziel? Nun, zum Beispiel, dass die vielen Spielerinnen und Spieler, für die die Treffen auf den Bouleplätzen des Landes häufig die wichtigste Abwechslung/Zerstreuung in ihrem Leben sind, wieder an die frische Luft, wieder „unter Leute“ kommen. Gerade die Menschen, die ihren wohlverdienten Ruhestand genießen, haben im Boulespiel mehr gefunden als eine abwechslungsreiche Beschäftigung.

Hier sind wir weit davon entfernt, schon über die Abmessung von Wettkampf-Feldern (mangels „Wettkampf“) und deren Abstand zueinander auf den Sportanlagen der Vereine zu diskutieren. Hier sind wir gerade einmal an einem Punkt, dass man sich wieder irgendwo treffen darf, zu zweit oder vielleicht sogar zu viert. Dass man Kugeln wirft, sich austauscht, sich vielleicht tröstet oder aufmuntert, irgendwo in einem Park mit ausreichend Platz. Selbstverständlich mit dem gebotenen Abstand, selbstverständlich unter Berücksichtigung der Hygiene-Leitlinien, die im Konzept-Papier hier klicken des DBBPV veröffentlicht sind.

Alles, was darüber hinaus geht, ist aktuell nicht planbar. Aber auch, wenn die Unsicherheit sehr groß ist, darf natürlich weiter an Antworten auf die Frage „Was machen wir denn jetzt?“ gearbeitet werden.

Werden wir kreativ, erlauben wir uns ein bisschen zu träumen, von Boule- und Pétanque-Festen, die wir feiern werden, wenn diese Krise überstanden ist. So viele große Turniere sind ausgefallen, nicht nur in Deutschland. Wie gestalten wir die „schrittweise Lockerung“ als Boulespieler und Pétanque-Sportler?

Wir freuen uns im DPV über Vorschläge, die einen Beitrag dazu leisten, auch auf die gebotene Distanz den Geist unseres Spiels und Sports lebendig zu halten. „Das Leben ist das, was Dir passiert, wenn Du gerade etwas ganz anderes vorhattest!“ – unter diesem Leitsatz, streichen wir notwendiger Weise einiges, was wir vorhatten. Lasst uns gemeinsam im Sinne von Ernest Pitiot, vor über 100 Jahren in La Ciotat, kreative Alternativen entwickeln, immer entlang der jeweils gegebenen Möglichkeiten.

Selbstverständlich ist jeder und jede herzlich eingeladen, das Konzept-Papier des DBBPV an alle Adressaten weiterzuleiten, für die es wichtig und interessant ist!