Europa-Pokal der Vereine Viertelfinale beim SV Odin Hannover

Die Gegner werden nun einmal nicht einfacher im Verlauf des Europa-Pokals der Clubs. Die junge Mannschaft des Deutschen Vereinsmeisters SV Odin Hannover hatte sich auch im Jahr 2005 beeindruckend souverän bis ins Viertelfinale dieses Wettbewerbs gekämpft. Hier kam es mit dem Gegner Star Masters de Barbizon, Paris, dann allerdings zu einem Treffen mit geballter internationaler Pétanque-Elite.

Keine Geringeren als Didier Choupay, Michel Loy, Eric Sirot, Claudy Weibel, Stefane Lebourgeois und Nathalie Lebourgeois hatten sich auf den Weg nach Niedersachsen gemacht, um sich den Einzug in das Halbfinale zu erstreiten. Für den SV Odin Hannover waren Jan Garner, Sascha von Pless, Bernd Hoffmann, Martin Kuball und Laura Makowski an den Start gegangen.

Christoph Roderig hob als Vertreter des DPV in seiner Begrüßungsrede das Engagement des Deutschen Verbandes im europäischen Pétanque hervor.

Die Sportler bei der Präsentation vor den Wettkämpfen.
Als der DPV-Vizepräsident Sport Christoph Roderig kurz vor dem Start eine Eröffnungs-Rede hielt und die Teams und Zuschauer begrüßte, stellte er auch jeden einzelnen Spieler mit den jeweiligen Erfolgen vor.
Beim SV Odin Hannover finden sich zum Beispiel mit Nico Kirchhof und Sascha von Pless zwei amtierende Deutsche Meister. Als es dann allerdings um die Erfolge und Titel einzelner Spieler der Star Masters Paris ging, konnte der aufmerksame Zuschauer mitzählen und kam schließlich auf elf Weltmeister-Titel der Vergangenheit, die sich in den Reihen dieser Sportler finden, davon allein fünf mal das Regenbogen-Trikot für Didier Choupay.
Die Franzosen waren trotz ihrer nominellen Überlegenheit mit angemessenem Respekt nach Hannover gekommen. Um sich entsprechend vorbereiten zu können, reiste die Delegation bereits am frühen Freitag-Nachmittag an. Die Sportler wurden von ihrem Trainer, einem Mental-Betreuer und weiteren Offiziellen begleitet. Ein Aufgebot, das die sportliche Seriosität des französischen Pétanque unterstreicht – für deutsche Verhältnisse heutzutage noch undenkbar.
Die Spieler/-innen des gastgebenden Vereins waren zum Beispiel mehr oder weniger auf die Leitung und Betreuung durch ihren Team-Chef Jan Garner angewiesen. Wären die Niedersachsen nach Paris eingeladen gewesen, hätte sich deren Delegation wahrscheinlich auch auf die Spieler reduziert – jede weitere Begleitung und Betreuung wäre für deutsche Verhältnisse und aktuelle Möglichkeiten schlicht zu teuer gewesen.
Die erste Runde dieser Begegnung bewies jedenfalls eindrucksvoll, dass es ein Fehler der Gäste gewesen wäre, die junge Odin-Mannschaft zu unterschätzen. Bei den Formationen dieser ersten von drei Runden im Europa-Pokal der Clubs handelt es sich um ein Triplette und ein Triplette-Mixte.

Zwischen 14:30 Uhr und 15:30 Uhr füllten sich die Zuschauer-Ränge zusehends.

Rund um das Spielfeld nahmen Besucher aus Berlin, Hamburg, NRW und natürlich Niedersachsen Platz.

Zum Ende der Veranstaltung wurden beinahe 300 Besucher gezählt.
Für Odin spielten im Triplette Bernd Hoffmann, Martin Kuball und Nico Kirchhof gegen die Star Masters Michel Loy, Eric Sirot und Claudy Weibel. Nach der ersten Aufnahme stand es 3:0 für Odin und die zu diesem Zeitpunkt ca. 120 Zuschauer staunten nicht schlecht. Danach ging es allerdings sehr einseitig für die Franzosen weiter, in den folgenden Aufnahmen zunächst mit jeweils zwei oder einem Punkt, dann allerdings nach zwei satten Carreaux der Gäste auch ein Fünfer-Päckchen. Nach einer guten halben Stunde stand es bereits 3:12 aus Sicht von Odin Hannover.
Aber die deutsche Mannschaft konnte sich noch einmal fangen und den überlegen auftretenden Franzosen etwas entgegen setzen. Nach 5:12 folgten zwei weitere Punkte zum 7:12, daraufhin allerdings ein Durchhänger, den man sich bei diesem Spielstand natürlich nicht mehr erlauben darf. 7:13 ging das Spiel an Star Masters Paris – immerhin wurden allerdings zwischenzeitlich die durchaus vorhandenen technischen und taktischen Fähigkeiten der deutschen Spieler sehr deutlich.
Anders lief es im Triplette Mixte, in dem Laura Makowski mit Sascha von Pless und Jan Garner gegen das Ehepaar Nathalie und Stefane Lebourgeois mit Didier Choupay antrat. Auch hier eine 3:0-Führung für Hannover nach der ersten Aufnahme und in der Folge ein ähnlicher Verlauf wie in der anderen Partie. 3:0, 3:2, 3:7, 3:9 – das deutsche Team bekam in erster Linie kein Bein mehr auf den Boden, weil Sascha eine für seine Verhältnisse erstaunlich niedrige Trefferquote hatte – Jan Garner hingegen traf von 8 Schüssen 7 mal.
Beim 3:9 eröffnete sich den Hannoveranern allerdings eine Chance, die sie dann leidenschaftlich nutzten. Frankreich legt eine gute Kugel zur Eröffnung, die von Jan Garner als Carreau geschossen wird. Auch eine weitere gute Kugel der Franzosen wird von Jan entsorgt. Mit ihren nächsten vier Kugeln gelingt es dem Team Star Masters weder, die Kugel von Jan zu schießen, noch einen Punkt zu legen. Die Franzosen sind leer, das deutsche Team hat noch vier Kugeln und den Punkt am Boden – allerdings in einem sehr engen Bild. Sascha schießt zunächst, um Platz für mehr Punkte zu schaffen. Er trifft, allerdings kommt es zu wilden Kontern, das gesamte Bild fliegt durcheinander und nachdem alle Kugeln wieder ruhig liegen, ist es nicht ganz klar, wer denn jetzt überhaupt wieviele Punkte am Boden hat.
Es wird gesichtet – mit dem für das deutsche Team beruhigenden Ergebnis, dass nicht nur zwei Punkte für Odin Hannover am Boden sind, sondern auch noch genug Platz bleibt, um drei weitere dazu zu legen. 8:9 steht es anschließend nur noch aus Sicht von Odin Hannover.
Die Franzosen haben die Aufnahme offensichtlich noch in den Knochen stecken, als sie in der nächsten Aufnahme zwei weitere Punkte abgeben müssen – 10:9 für Laura, Sascha und Jan.
Und in der folgenden Aufnahme kommt es dann zu einer dramatischen Situation, die an Spannung und Spielwitz kaum zu überbieten ist. Laura legt eine gute Kugel, die von Nathalie Lebourgeois verbessert wird, Jan schießt ein Carreau, zwei Punkte am Boden für Odin. Nathalie legt noch einmal, landet aber mit ihrer Kugel nur auf Platz zwei im Bild. Choupay schießt ein Loch auf Lauras Kugel. Stefane Lebourgeois legt den Punkt, Jan schießt und trifft – immer noch zwei Punkte für Odin am Boden. Stefane legt wieder einen Punkt, Sascha schießt ein Carreau, dreizehn liegt für Odin Hannover, Laura und Sascha haben noch eine Kugel, Choupay hat noch eine Kugel.
Choupay studiert das Bild und die ganze Situation – und nun folgt eine taktische Entscheidung, die beispielhaft für die Welten ist, die die taktischen Fähigkeiten eines französischen Spitzenspielers von denen des ambitionierten Pétanque-Sportlers trennen. Um die unmittelbar drohende Niederlage abzuwenden, schießt Choupay auf die Sau! Sein Kalkül dabei: Wenn die Zielkugel aus ist, machen die Deutschen nur zwei Punkte – anstatt drei, wenn ich jetzt eine Kugel lege, die dann geschossen wird.

Pétanque-Ikone Didier Choupay. Wollte er das Schweinchen ins Aus schießen, oder…
Mit der letzten Kugel seines Teams schießt Choupay also auf das Schweinchen, trifft auch – aber die Zielkugel geht nicht ins Aus, sondern bleibt in einem Abstand von 20 und 45 cm direkt hinter zwei gültigen (voher geschossenen) französischen Kugeln in der Nähe der Aus-Linie liegen – zwei gute Punkte für das Team Star Masters auf eine Entfernung von 13 Metern. Im Anschluß an die Partie stritten sich noch die „Gelehrten“ darüber, ob Choupay die Sau ins Aus oder genau dort hin schießen wollte.

…genau dorthin, wo sie schließlich liegen blieb: Direkt an der Spielfeldbegrenzung (nicht der Aus-Linie), wo zwei geschossene Kugeln des französischen Teams lagen?
Zunächst Ratlosigkeit beim Team von Odin Hannover: Was nun – legen oder schießen? Man entscheidet sich für Ersteres – Laura bleibt mit ihrer gelegten Kugel allerdings leider zu kurz. Sascha legt – und bleibt einen guten halben Meter links vor der Zielkugel liegen. Immer noch zwei Punkte für die Star Masters, es steht 10:11.
Von dieser spektakulären Aktion des Didier Choupay erholen sich nun die Hannoveraner nicht mehr. Das Team aus Frankreich macht in der folgenden Aufnahme zwei Punkte und gewinnt mit 13:11 denkbar knapp…
In der zweiten Runde der Begegnung treffen nun – dem Modus des Europa-Pokals folgend – zwei Doublette und ein Doublette-Mixte aufeinander.
Die Geschichte dieser Begegnungen ist schnell geschrieben: Martin Kuball und Nico Kirchhof verlieren in knapp 20 Min. mit 0:13 gegen Claudy Weibel und Eric Sirot.
Bei Jan Garner und Bernd Hoffmann dauert es eine halbe Stunde, bis Michel Loy und Didier Choupay einen 13:0-Sieg einfahren.
Lediglich die Partie Sascha von Pless und Laura Makowski gegen Nathalie und Stefane Lebourgeois gestaltet sich positiv für das deutsche Team. Laura und Sascha führen schon 9:2, als durch die Niederlagen der anderen beiden Teams klar wird, dass der Traum vom erneuten Halbfinale nach 2004 beendet ist. Das Ehepaar Lebourgeois kann auf 9:7 aufholen, schafft auch noch einen weiteren Punkt zum 9:8, dann allerdings machen Laura und Sascha nach einem souveränen Auftritt den Sack zu und gewinnen die einzige Partie in diesem Viertelfinale gegen die Star Masters Paris mit 13:8.

Gewann mit seiner Partnerin Laura Makowski die einzige Partie in diesem Viertelfinale des Europa-Pokals der Vereine: der amtierende Deutsche Meister Tet, Sascha von Pless.
Nun war die Luft raus, die Franzosen spielten befreit auf, die Hannoveraner, die sich trotz erheblicher Außenseiter-Position hier doch eine Überraschung erhofft hatten, konnten ihre Enttäuschung nicht verbergen.
In der letzten Runde, jeweils ein Triplette gegen ein Triplette Mixte, geht die Partie Bernd Hoffmann, Martin Kuball und Nico Kirchhof gegen Didier Choupay, Michel Loy und Nathalie Lebourgeois mit 0:13 verloren.
Laura Makowski, Sascha von Pless und Jan Garner zeigen einigen Widerstand gegen Eric Sirot, Claudy Weibel und Ersatzspieler und Coach Patrick Labat, müssen sich aber schließlich mit 5:13 geschlagen geben.
Im Ergebnis heißt es also in der Begegnung Star Masters de Barbizon Paris gegen den SV Odin Hannover im Europapokal der Vereine 2005 in Spielen 6:1 und in Punkten 86:35.

Wurden auch nach ihrem Sieg noch bestens von den Gastgebern aus Hannover versorgt: die Delegation der Star Masters de Barbizon aus Paris.
Zu erwähnen ist noch einmal, dass sich die Reihen der Zuschauer ab 14:30 Uhr auf eine Menge von knapp 300 Personen erweiterte, darunter Gäste aus NRW, aus Berlin und Hamburg, aus Braunschweig, Göttingen und natürlich Hannover – es gibt also doch eine beachtliche Menge „Zuschauer“ unter Deutschlands Pétanque-Enthusiasten.
Und dass es ein rundherum gelungen durchgeführtes Event des SV Odin Hannover war: Von der Organisation über das Essen und Trinken, bis hin zur Betreuung der Gäste.
Souveräner DPV-Schiedsrichter der Begegnungen war Jürgen Steep aus Braunschweig – auch an ihn von dieser Stelle aus ein herzlicher Dank!
Alle Fotos von Nils Allwardt, ebenfalls Danke!
Fotos Choupay von Wanja, dankeschön!
Weitere Bilder unter www.planetboule.de