WM Pattaya, Thailand – Teil 2



Der internationale Verband lud ein – zum internationalen Kongress.
Deutsche Delegierte waren Klaus Eschbach und Alexander Bauer. Die straffe Tagesordnung wurde vom Vorstand professionell durchgezogen, wenngleich so manche Rede, wie die des Präsidenten des afrikanischen Pétanque Verbands wie eine politische Rede klang… na ja.
Erstaunlich, wie gesittet und vernünftig auch bei heiklen Themen diskutiert und argumentiert wurde. Sicherlich trugen die vielen Sprachen und Völker zu dieser Harmonie bei, denn es musste auf Englisch bzw. Französisch gesprochen und in die jeweils andere Sprache übersetzt werden. Hierbei kamen Synchronübersetzer zum Einsatz. Für Gefühlswallungen und lange Diskussionen war also kein Platz vorhanden.
Lediglich einmal versagte das System. Als die chinesische Delegation auf die Damen-Weltmeisterschaft 2008 angesprochen wurde und sich herausstellte, dass der Delegierte „nur chinesisch verstand“ (und selbst die mitanwesende chinesische Betreuerin nur gebrochen Englisch sprach) 
Ausser einem freundlichen ‚Okay‘ mit Blendaxlächeln konnte nicht viel mehr zur Diskussion beigetragen werden.
Ein amerikanischer Spieler, der die US-amerikanische Delegation begleitete und die höflich-zurückhaltende taiwanesische Delegierte brachten sich sodann in das etwas zerfahrene Gespräch mit ein, um zu helfen.
Politisch heikel, waren die VR-Chinesen doch wegen einem Taiwan-Schild bei der Eröffnungsfeier nicht mit ins Stadion eingelaufen – so das Gerücht in Pattaya (politisch korrekt wäre ein ‚Chinese Taipeh‘ Schild gewesen).
Auch jetzt waren die „Chinese Taipeh“ – Hilfsangebote zum Übersetzen zurückhaltend und für den europäischen Geschmack fast unterwürfig…

Bild: Nur einmal gabs Chaos mit vielen Sprachen, doch die Chinesen aus drei Ländern konnten die Verständigung wiederherstellen.
Bemerkung am Rande: Trotz kaltem Krieg zwischen China und Taiwan… bei meinem Gang zur Toilette entdeckte ich, wie die Delegierte Taiwans und der Delegierte Chinas in einem Eck und etwas verstohlen die Inhalte der Sitzung rekapitulierten. Es geht also auch anders   😉

Die Inhalte der Kongress-Sitzung:
– Neuer Sponsoringvertrag der FIPJP mit Kugelfirma (über 75.000 €)
– Erstmalige Durchführung von Dopingkontrollen am Sonntag (Finaltag)
– Bericht über die CIEP-Trainerakademie und die FIPJP
– Zwölf Länder haben ihren Beitrag nicht bezahlt. Finanzbericht. U.a. das Thailand nächstgelegene Kambodscha reiste nicht mit Sportlern an, um die ausstehenden Zahlungen nicht begleichen zu müssen.
– Budget für 2007: 75.400 €
– Erster Präsident des afrikanischen Verbandes kommt aus Benin.
– WM 2008 findet definitiv in Dakar, Senegal statt. Spielort wird in unmittelbarer Strandnähe sein. Die Ehefrau des amtierenden Staatspräsidenten hat bestätigt, dass die WM im Senegal stattfinden kann.
– Der Verband von Großbritannien wird aufgelöst und verläßt die FIPJP. Stattdessen werden die Einzelverbände von England, Schottland und Wales aufgenommen.
– Nordzypern wird nicht in die FIPJP aufgenommen.
– Neues Mitglied im September 2007: Katar
– Neue Mitglieder in 2008: Iran und Kuba. Die Präsidentin des iranischen Pétanque Verbands ist zugleich auch die Präsidentin des iranischen Fitness Verbands.
– Da neuerdings Dopingkontrollen durchgeführt werden, betont Claude Azema nochmals eindringlich, dass die medikamentöse Autorisierung für teilnehmende Sportler angezeigt werden müssen, da sonst Teamdisqualifikationen drohen.
– Die Bannung des Alkohols bleibt weiterhin bestehen – auch für die Weltmeisterschaft wird den Sportlern kein Alkohol angeboten. Die zulässige Menge wird von der CMSB allerdings von 0,1 Promille auf 0,5 Promille gesetzt.
Dies stellt einen Kompromiß der Kugelsportverbände dar. Besonders südeuropäische Länder und kleinere Verbände hatten mit der 0,1 Grenze große Probleme. In Frankreich ist die Alkoholproblematik wie auch in Deutschland weiter in der Diskussion und im Fokus der Bemühungen. An der generellen Politik der Meidung des Alkohols werde sich international allerdings nichts ändern.
Im Gegenteil, mit dem Beitritt der CMSB/FIPJP zur WADA werde es verstärkte Kontrollen geben.
– Jean-Pierre Servetti ist der Anti-Dopingbeauftragte der CMSB und stellte sich auf der Sitzung vor. Einen Tag später nutzen Klaus Eschbach und Dr. Klaus-Dieter Wiebusch die Gelegenheit zu einem einstündigen Gespräch mit diesem und mit Claude Azema. Die zukünftige Vorgehensweise des DPV wurde somit mit der höchsten Ebene abgestimmt.
– Australien, das mit einer der höchsten Pro-Kopf-Alkoholkonsum-Rate aufwarten kann, hat juristische Probleme mit dem WADA-Code. Diese Probleme liegen in der australischen Verfassung begründet.
Der Delegierte Australiens weist darauf nochmals ausdrücklich hin. Jedoch hat auch das internationale olympische Kommitee einen Weg gefunden, die australischen Probleme zu fassen. Selbige Vorgehensweise wird auch in der FIPJP angewendet werden.
– TV-Rechte wurden an die Firma Quarterback abgetreten, für die kommenden 3 Jahre.
Das bedeutet, dass zukünftig nichtprivate Bilder und Filme der ausdrücklichen Genehmigung des Rechteinhabers zustehen.
– Die neue thailändische Kugelmarke, die von der FIPJP zugelassen ist, hat nun Importeure in Frankreich und Schweden.
– 2008 findet die Damen-WM in der Volksrepublik China statt
– 2009 findet die Weltmeisterschaft in Maastricht, Niederlande, statt
– Für die Weltmeisterschaft Jugend 2009 gibt es derzeit drei Bewerber. Neben französisch Kaledonien hat sich auch neu hinzukommend Tunesien beworben.
Eine Entscheidung wird im kommenden Frühjahr erwartet.
– Die längste Zeit maß die Versammlung dem ab 2008 neuen Modus bei:
SCHWEIZER SYSTEM mit Buchholz und Feinbuchholzpunkten in der Vorrunde (6 Runden), danach qualifizieren sich die 32 besten Teams für das Sechzehntelfinale. Es folgen die direkten k.o. Runden ohne Poule.
Die Teams ab Platz 33 werden in den Nationscup gestuft und spielen dort ebenfalls im k.o.-System ihren Sieger aus.
Es wird ein ZEITLIMIT in der Vorrunde geben (1 Stunde plus 2 Aufnahmen – vergleichbar dem Centropecupsystem).
Der Kongress und der Vorstand tragen damit der Problematik Rechnung, dass es immer mehr Teilnehmer gibt. 80% aller Vorrundenspiele sind nach einer Stunde beendet, die Leistungsunterschiede hatten für unattraktives Petanque gesorgt. Mit diesem Zeitsystem wird die Vorrunde berechenbarer. Spiele um ein Uhr Nachts werden zukünftig nicht mehr stattfinden.
– WM Endspiele werden grundsätzlich nur noch bis 13 und nicht mehr bis 15 Punkte gespielt.
Die Versammlung schloss nach 4 Stunden.