4. International Pétanque d'Yzeure

Yzeure ist quasi ein Vorort von Moulins, der Hauptstadt de Départements Allier. Einmal im Jahr wird Yzeure zum Mekka für die Bouleszene in der Auvergue. Allier ist in Frankreich eine der Pétanque-Hochburgen und auch die Heimat von Fazzino, Rypen, Perrin, Winterstein. Über 24.000 Lizensspieler – also wesentlich mehr wie bei uns in Deutschland – spielen unter der Flagge des „Comité de l’Allier“.

In diesem Jahr war das 4. International Pétanque d’Yzeure. Ich hatte mir schon 2006 das Turnier angesehen und war begeistert von der Organisation und dem Niveau. Leider kollidierte der Termin immer mit der DM Triplette, weshalb der DPV bisher kein Team entsenden konnte. Jetzt findet das Turnier eine Woche später statt und deshalb machten wir uns gleich mit zwei Teams auf den Weg nach Yzeure.
 
Empfang beim Conseiller Général und Austausch der Gastgeschenke. In der Mitte Marc Alexandre.
Die gemeinsame Anreise im Bus verlief so gut, dass wir noch zum Empfang, der immer Samstags um 11 Uhr beim Conseiller Général stattfindet, geführt wurden. Der Mitorganisator Marc Alexandre, die „Stimme des Pétanque” in Frankreich, begrüßte uns wie alte Freunde. Ihm ist es wichtig, wie er betonte ein echtes „International” zu veranstalten – d.h. nur echte Nationalteams als Teilnehmer, die vom jeweiligen Verband entsand werden. In diesem Jahr mit dabei Madagaskar, Luxemburg, Schweiz, Estland und Litauen.

Die deutsche Delegation beim Empfang. V.l.n.r hinten Sascha Wagner, Dr. Klaus-Dieter Wiebusch, Martin Kuball, Jan Garner, Daniel Voisin, Klaus Eschbach – vorne Florian Korsch, Benjamin Lehmann, Daniel Reichert.
 
Das einzig Furchterregende in Yzeure, der Hochsicherheitstrakt der Strafanstalt, die am Weg zum Boulodrom de Millepertuis liegt.
Bereits am Freitag startete um 14:30 Uhr das Doublette-National. Am Samstag um 14:30 dann das International, limitiert auf 256 Teams. Anschließend ein reines Frauen- und ein Jugendturnier und am Sonntag zusätzlich noch ein Triplette-Mixte.

Das Terrain für das Triplette Mixte am Sonntag.
Dazu braucht man viele Plätze und Yzeure hat diese in Hülle und Fülle. Im Mittelpunkt des Centre Sportiv Millepertuis das Carré d’Honneur mit großer Tribüne. Im Vergleich zu anderen Turnieren in Frankreich ist das Budget von 22.000 Euro eher klein, für deutsche Verhältnisse aber einfach groß.
 
Blick auf das Carré d’Honneur. Die Plätze sind alle 15 x 3 m groß und in 5 lange Streifen mit jeweils 36 Plätzen nebeneinander angelegt und durch schattenspendende Bäume und Platz für Zuschauer getrennt. So weit das Auge reichte ein Gewusel von Spielern. Insgesamt wurde auf über 150 Plätzen gespielt und es waren noch viele Terrains frei.
Der Einsatz der beiden Teams war ein weiterer Test für die beiden großen Events in diesem Jahr: die Europameisterschaft Herren in Nizza und der Espoirs in Düsseldorf. Deshalb stand die endgültige Nominierung der beiden Teams erst nach der DM Triplette fest. Bei den Espoirs war Florian Korsch auf der Legeposition, Sascha Wagner als Milieu und Benjamin Lehmann Tireur. Bei den Herren legte Martin Kuball vor, Jan Garner spielte in der Mitte und als Tireur hatten die beiden Daniel Reichert „zugewiesen“ bekommen. Dies führte vor allem im ersten Spiel noch zu einigen Irritationen, aber von Partie zu Partie wuchs das Team zusammen, harmonisierte hervorragend und schaffte eine kleine Sensation – sie gewannen souverän das B-Turnier. Das war ein Novum in Yzeure – erstmals ein ausländisches Team in einem Finale und dann auch noch als Sieger.
Aber der Reihe nach. Das Spielsystem ist knallhart – wer das erste Spiel verliert ist im B-Turnier, eine zweite Niederlage bedeutet C-Turnier. Dann gibt es nur noch „élimination directe“. Nach 4 Siegen in Folge standen die Espoirs dann bis 22:30 Uhr im Achtelfinale. Jetzt fehlte aber allen Dreien die Kraft, um sich gegen das Team aus dem Departement Haut Saône durchzusetzen. Immerhin waren sie schon seit 5 Uhr in der früh unterwegs, kämpften sich durch harte Spiele und der eiskalte Wind machte allen zu schaffen. So war für unsere Espoirs wie auch für Madagaskar, das letzte mit uns im A-Turnier verbliebene ausländische Team, das Turnier zu Ende. Übrigens – so gefroren wie am Samstagnachmittag und Abend haben wir alle schon lange nicht mehr!
Unsere 3 Herren starteten etwas unglücklich. Zum einen die neue Zusammensetzung, zum anderen gleich im ersten Spiel den Gewinner des Doublette-Turniers, die später dann auch im C-Turnier auf Platz 1 landeten. Die Niederlage war nicht zwingend, aber vielleicht heilsam. Denn ab sofort ließen sich Martin, Jan und Daniel nicht mehr die Butter vom Brot nehmen.
 
Der Viertelfinalgegner kam aus Yzeure und wurde vom Publikum lautstark unterstütz. Es half aber nichts!
Im Viertelfinale gab es einen klaren Siege gegen die Finalisten im B-Turnier Doublette aus Yzeure, die gegen den Vorjahressieger Vincent Demuth und Emmanuel Lucien unterlagen. Diese beiden werden wir sicher im August in Saarwellingen wieder sehen, wenn sie für Ihr Team „Les Marais Monluçon“ die Vorrunde im Euro Cup 2009 bestreiten.
 
Vorbildlich der sportliche Auftritt des deutschen Teams.

Beim 8:0 der erste Punkt für den Gegner.
Ungewohnt für uns alle dann die lange Pause von 11:00 bis 14:30 Uhr bis zum Halbfinale. Aber nicht jedes Viertelfinale war so schnell zu Ende wie unseres und außerdem ist den Franzosen die Mittagspause mit einem guten Essen heilig. Wir nutzten nach dem Essen die Pause, um an dem originellen Schießwettbewerb teilzunehmen.
 
Die ‚Competition du Tir à la Yzeure‘ wurde mehr als gut genutzt, sei es um den Frust über die verlorene Partie abzubauen, um zu zeigen, dass man selbst eigentlich der bessere Tireur wäre oder einfach nur um an das Startgeld ranzukommen. Geschossen wird 4, 6, 8, 10 und 11 m, der 3. Schuss auf 8 m ist ein Sauschuss. Die Wertung erfolgte gemäß den Richtlinien beim Tir Individuel.
 
Auch der „Chef“ musste mal ran beim Tir-Wettbewerb in der Mittagspause.

Kalt, ohne Vorbereitung und mit fremden Kugeln – aber trotzdem 11 Punkte. 25 Punkte sind das Maximalergebnis bei 5 Carreaux.

Interessierte Zuschauer: Jean Michel Xisto mit Frau und Team.

Der Leger beim Schuss – Haltungsnote 5,9.
Auch im Halbfinale hatten die Gegner keine Chance, erst beim 8:0 der erste Gegnerpunkt von insgesamt nur Dreien. Unser Team stand im Finale. Und für den Höhepunkt des International füllten sich die Ränge auf der Tribüne immer mehr. Viele, vor allem ältere Spieler aus der Umgebung, kamen extra angereist.

Die 3 Namen, die sich im Verlauf der 2 Tage einprägten.
Dann der feierliche Einmarsch mit Präsentation der Spieler und Delegierten, Anwurf der Zielkugel durch den Bürgermeister und los ging’s. Viele der Zuschauer die neu gekommen waren erwarteten sicher, dass „les Allemands“ keine Chance hätten.

Präsentation der Teams vor dem Finale.

Das volle Programm mit dem  Defilé der VIPs.

Der Präsident des Veranstalters – Maurice Villette – mit Bürgermeister, Ligapräsident im Gespräch mit Marc Alexandre.
Die erste Aufnahme war auch noch nicht berauschend, brachte aber einen Punkt. Aber schon in der zweiten Aufnahme gab es Applaus von den Rängen für Martins super gelegte Kugeln. Die 3 kamen immer besser ins Spiel. In der dritten Aufnahme dann wieder ein Knaller. Martins erste Kugel ist etwas zu lang, aber nach 3 Kugeln schießt der Tireuer und locht, auch die zweite Milieukugel reicht’s nicht ganz und erst die letzte Kugel des Tireurs liegt neben der Sau. Daniel schießt ein sauberes „sur Place“ – schon 2 am Boden – Applaus. Und wenn es doch einmal eng wird, zaubert Jan ein sauberes Devant – und das gleich mehrmals.
 
Jan voll konzentriert – brachte den Gegner mit seinen Devants fast zur Verzweiflung.

Vier Kugeln gepflegt und ein Loch – dann holt der Tireur den Punkt und Daniel entsorgt per Carreau.
Alles in allem eine hervorragende Präsentation unseres Teams und für mich auch eine Bestätigung der Kaderarbeit. Natürlich hat sich auch Daniel Voisin riesig gefreut, dass „sein“ Team in „seiner Heimat“ seine Arbeit so toll bestätigt hat.

Interview nach dem Sieg – auch daran muss man sich gewöhnen.

Siegerehrung und nochmals Applaus für die Sieger.

Ein letztes Dankeschön für die Einladung.
Ein ganz herzliches Dankeschön an die beiden Teams für das professionelle und sympathische Auftreten und den beiden Coaches Daniel Voisin und Klaus-Dieter Wiebusch für die Zusammenstellung und gute Betreuung der Teams. Dank natürlich auch an meine Frau Sukjai, die wieder beide Tage in vielen intressanten Fotos festgehaten hat.
Presseberichte1 und 2
Link Yzeure