Gutes Abschneiden beim Swedish Indoor Open

Der erste internationale Auftritt eines DPV-Herrenteams in 2010 war in Schweden, in Helsingborg. Es war eine Reise mit Hindernissen, wie Sönke Backens, einer der Teilnehmer, berichtet. Es ist sicher interessant, so ein Einsatz mal aus Spielersicht zu lesen. Dafür möchte ich mich bei Sönke ausdrücklich bedanken und natürlich auch bei Klaus-Dieter Wiebusch, der seine Eindrücke ebenfalls für uns festhielt und ein paar aussgekräftige Fotos mitbrachte.

Turnierstart mit zwei Fannys – gegen uns
Endlich da. Wo eigentlich genau? Offene Schnürsenkel. Eiskalte Kugeln. Hat Jannik sein Trikot verkehrt herum an? Gegen wen spielen wir überhaupt? Bin ich jetzt dran? Egal – Hauptsache endlich da.
Als der Wecker viel zu früh klingelt, packe ich bereits meine Kugeln ins Gepäck. Die große Vorfreude auf das Turnier in Schweden erklärt den Wecker für überflüssig.
Am gemeinsamen Treffpunkt angekommen, schaue ich in drei zwar noch müde, aber bereits sehr entschlossene und strahlende Augenpaare. Die Drei (Klaus-Dieter, Steffen und Jannik) brennen  genauso wie ich auf dieses Bouleevent. Klasse! Und das bereits um diese Uhrzeit…
Nur warum spricht der sonst so wenig schweigsame Steffen auf der Fahrt zum Straßburger Flughafen kaum, eigentlich gar nicht? Klar, ist halt ein Morgenmuffel, denke ich. Also besser gar nicht erst ansprechen. „Ich hab´ einfach ´ne verdammte Sch…angst vorm Fliegen“, gibt er dann erfrischend offen im Auto zu. Runter kommt man immer. Nein, den angestaubten Spruch verkneife ich mir lieber. Dafür bringt ihn Jannik einige Sekunden später. Großes Gelächter. Klaus-Dieter beginnt, danach berichtet jeder von seinen spektakulärsten, schon halb abgestürzten Flugerfahrungen. Steffen bedankt sich. Die Stimmung ist schon jetzt sehr gut und wird es auch bis zum Ende bleiben.
Achterbahnfahrt der Emotionen  
Wir Vier kennen uns zwar über das Boulespiel schon lange und dennoch persönlich recht wenig. Das wird sich bereits heute gezwungenermaßen ändern.
„Jungs, um 8:30 Uhr ist Abflug nach Kopenhagen“, verkündet Klaus-Dieter freudestrahlend. Wie falsch er damit liegen sollte. Der Shuttle-Bus zum Flugzeug stoppt nach nur zehn Metern. Alle müssen aussteigen. Warum weiß keiner. Verschiebung des Fluges von 8:30 Uhr auf 10 Uhr, später auf 11:30 Uhr, schließlich wird er gecancelt. Gepäckrückgabe.
„18, 20, Zwo, Vier, Sieben…“, längst hat uns Klaus-Dieter ein Skatblatt zum Zeitvertreib spendiert, während er unermüdlich in der Warteschlange vor dem Air-France-Schalter steht. Eine Stunde lang. Dann endlich die geballte Faust. „Jungs, wir haben einen Gabelflug über Paris nach Kopenhagen.“ Wieder freudestrahlend. Wieder sollte er falsch liegen.
Gepäckaufgabe, Check-In, Passkontrolle, Wartehalle, soweit waren wir doch schon. Wir sind heiß auf das Turnier. Laßt uns endlich fliegen. Jannik hat Durst. Der Getränkeautomat schluckt das Geld und verweigert die Wasserflasche. Sie bleibt im Automaten hängen. Zaghaftes Klopfen. Dann kommt Steffen. Rums! Die Wasserflasche hängt immer noch, dafür plumpsen Cola, Kitkat & Co in den Ausgabeschlitz. Perfekte Ausbeute. Die komplette Wartehalle schmunzelt. Gute persönliche Gespräche lassen die Wartezeit schneller vergehen. Mittlerweile sitzen wir acht Stunden auf dem Flughafen fest. Die Stimmung ist dennoch erstaunlich gut.

Ein langer Tag auf dem Flughafen, ein Wechselbad der Gefühle
Nach zwei Verschiebungen wird auch dieser Flug wegen widriger Wetterbedingungen gecancelt. Kein Wind. 1 cm Schnee. Widrig? Ratlosigkeit. Erneute Gepäckrückgabe. Klaus-Dieter packt sein Kämpferherz aus. „Vielleicht sind in der 18-Uhr-Maschine nach Kopenhagen noch Plätze frei.“ Wieder verbringt er eine Stunde in der Warteschlange. Unser Coach zeigt höchstes Engagement. Wir sind beeindruckt. Auch von Janniks Karten. Er zockt uns ab. Klaus-Dieter sollte leider wieder falsch liegen. Gegen 19 Uhr startet zwar die erste Maschine des Tages, jedoch ohne uns. Bitter, aber dann heben wir eben morgen ab.
Nach einem kurzen Telefonat mit seiner Frau sind wir bei Klaus-Dieter daheim herzlich willkommen. Unsere Betreuung ist toll. Nach über zwölf Stunden auf dem Flughafen und einem leckeren Abendessen begeben wir uns schließlich erschöpft in die Horizontale.
                                                      
Nix wie weg
4:30 Uhr. Blick aus dem Fenster. 30(!) cm Neuschnee. Unbeirrt geht es Richtung Flughafen. Aufgeben will keiner. Mit 50 km/h durch den tiefen Schnee nach Straßburg. Klaus-Dieter beweist großes Fahrgeschick. Flugangst? Die kennt Steffen schon längst nicht mehr. Wir wollen einfach nur endlich Kugeln werfen dürfen, brennen alle  inklusive unserem Coach  noch mehr auf das Turnier als am Vortag. Wir haben Glück! Kurz vor neun Uhr betrachten wir Straßburg aus der Vogelperspektive. Steffen ohne Flugangst und Jannik auch im Flieger mit weiterhin  außergewöhnlich guten Karten.
Das Masters: Zwölf Nationalteams in zwei Sechsergruppen, jeder gegen jeden,  Halbfinalspiele über Kreuz. Turnierbeginn: 10 Uhr. Unsere Ankunft in Kopenhagen: 10:30 Uhr. Na klasse! „Lennart, wir sind bald da“, versichert Klaus-Dieter dem Turnierdirektor immer wieder und sorgt somit dafür, daß wir nicht aus der Gruppe gestrichen werden. Ankunft in Kopenhagen. Das erste Spiel ist schon vorbei und wird mit 0:13 gewertet. „ Dann gewinnen wir halt die nächsten vier Spiele“, kommentiert Jannik entschlossen. Alle nicken. Wir sind uns einig.
Wunderschöne Däninnen und Schwedinnen bevölkern den Bahnhof – nur nicht vom Turnier ablenken lassen, denke ich. Aber das Chaos – für das niemand etwas kann – geht weiter. Unser Zug nach Helsingborg hat knapp eine Stunde Verspätung. Klaus-Dieter greift erneut zum Handy: „ Lennart, wir sind bald …“ Zweite Partie: 0:13. Egal, wir sind fast angekommen und außerdem sind da ja noch diese wunderschönen…
Das Taxi düst vom Bahnhof Helsingborgs direkt zur Halle. Die Taschen fliegen in die Ecke. Umziehen in Lichtgeschwindigkeit. „Freue mich, daß ihr endlich da seid, aber in zwei Minuten (!) bekommt ihr leider den ersten Punktabzug wegen Zeitüberschreitung“, lautet der herzliche Begrüßungskommentar des Schiedsrichters. Der erste Wurf ist der Münzwurf. Ich stehe mit offenen Schnürsenkeln, ohne eine geworfene Kugel, aber pünktlich zum dritten Spiel mit meiner  Mannschaft auf dem Platz. Das Turnier beginnt.

Halbfinale im Masters gegen das Team aus Frankreich (Dallery-Ridel-Tueur)
Atmosphärisches
Insgesamt etwa 400 Boulespieler aus 14 Nationen, schöne Hallen, anspruchsvolle Böden, sehr gastfreundliche Schweden, spannende Begegnungen und Gespräche mit anderen Spielern, ein stets engagierter, gute Stimmung verbreitender, sensibler Coach. Und unser Team. Noch nie zuvor zusammengespielt. Innerhalb von vier Tagen stark zusammengewachsen. Erstaunlich, wie sehr auch gerade dazu der Tag am Flughafen beigetragen hat.
Selbstsicherheit, Diskussion, Konstanz, Nervosität, Freude, Verunsicherung, Dominanz und Konzentration charakterisieren unter anderem unser Spiel über die drei Tage hinweg. Wir bestreiten 14 Spiele. Sieben davon gegen Nationalmannschaften. Verlieren zweimal im Finale. Das Finale am Sonntag vor gefüllter Tribüne mit knapp 200 Zuschauern. Das macht Spaß! Und genau dieser Spaß stand in der gesamten Zeit bei allen im Vordergrund. Spaß an diesem so wunderschönen länderübergreifenden Spiel.

Sönke nimmt den Preis für den 2.Platz im Masters entgegen.
                       
Fazit
Ein stundenlang stoisch in der Warteschlange stehender und sich für sein Team einsetzender Coach Klaus-Dieter, dessen Skatblätter konträr zu denen Janniks sind, auf dessen Prognosen hinsichtlich der Abflüge man sich nicht verlassen kann, wohl aber zu 100% auf seine Fähigkeiten als Coach.
Ein die Flugangst überwindender Milieu Steffen, der Flughafenautomaten plündert, nachts schnarchend fast das Hotel zum Einsturz bringt, in Longdrinks einen guten Geschmack beweist, jedes Spiel gewinnen will und vor allem Magic-Magic-Balls spielen kann.
Ein die Gegner das Fürchten lehrender Tireur Jannik, der plötzlich Angst vor 6m-Schüssen bekommt, jungen Französinnen den Kopf verdreht, egal an welchem Ort und zu welcher Zeit gute Spielkarten erhält und auf ein Sur Place mit einem Sur Place antwortet.
Und ein dreimal das Reisegepäck aufgebender Pointeur Sönke, der trotzdem nicht in die Luft geht, gerne mehr Russisch gekonnt hätte, dessen Kugeln sich manchmal an die Sau verirren, der zwischen Rio de Janeiro und der ZX COU schwankt und der das alles einfach sehr genossen hat.
Von: Sönke Backens
Auch im Namen von Jannik Schaake und Steffen Kleemann.

Finalgegener und Masterssieger Schweden (B. Ivarsson – B. Johansson – A. Plantin)
Und hier noch der Bericht von Klaus-Dieter Wiebusch.
SWIO – Swedish Indoor Open
Dem tollen Bericht von Sönke, den er mit seinen Mitstreitern Jannik und Steffen abgestimmt hat , möchte ich gerne noch ein paar Bilder und einige Ergebnisse anfügen denn:
Genau, haargenau so waren Stimmung, Teamgeist, Lockerheit, Spaß, Anspannung und Leistung über die ganzen Tage hinweg.
Nicht einmal die Widrigkeiten der Anreise konnten die Stimmung trüben, im Gegenteil, ich habe selten so eine geschlossene Mannschaft betreut, die alles Negative wegsteckt, sich motivieren läßt und selbst motiviert und die das vor allem während der Spiele spüren läßt: wir spielen hier zusammen und wollen unser Bestes geben.
Dabei kommt auch in engen Situationen keine Verbissenheit oder Hektik auf, es besteht immer Kontakt zum Coach und es wird richtig gut gespielt. Wir verdanken es letztlich Lennart Rasmusson, dem Turnierleiter, daß er meinem Wunsch entsprochen hat ,uns im Wettbewerb zu lassen. Dadurch konnten wir den ganzen angestauten Frust über die Anreisestrapazen auf dem Platz loswerden und endlich, nach 33 Stunden Anlauf das tun worauf die Jungs heiß waren: Kugeln werfen.

Das Team vor dem Turnierstart in Höganäs
Mit 2 Fannys ( am grünen Tisch, gemäß dem Reglement) in ein Turnier einsteigen, als ersten Wurf zum Einspielen den Münzwurf und dann gegen einen schon eingespielten Gegner, Estland 1, mit 13 : 7 zu gewinnen und dazu noch mit gutem Spiel auf beiden Seiten, dieser Leistung gebührt Respekt und Anerkennung und wir waren von nun an das Thema in der schönen Jutan Halle in Helsingborg. Die Abfolge der Spiele meinte es dann doch gut für uns, „kassierten” wir die beiden „ Niederlagen“ doch gegen die Schweden 1 (Ivarsson – Johansson – Plantin) die die Gruppenspiele ungeschlagen beenden sollten und das Schwedische Damenteam, welches keinen weiteren Sieg erringen konnte.
So konnte ich den Spielern mitteilen, daß wir das Halbfinale, d.h. den zweiten Gruppenplatz noch aus eigener Kraft erreichen konnten und diese Aussicht war ein echter Motivationsschub.
13 : 2 gegen Norwegen und 13 : 4 gegen die „ old boys“ aus Dänemark und wir hatten es wirklich geschafft.Halbfinale nach zwei Fannys gegen uns.
Anerkennung und Schulterklopfen von allen Seiten, es gibt auch schöne Momente als Coach.
Jetzt erst mal was essen und trinken und sacken lassen.Für mich auch Zeit, die schwedischen Freunde und Organisatoren zu begrüßen, die uns so herzlich empfangen und auch unsere Spiele begleitet haben.Es war fast Heimspiel-Feeling und das haben sich die Spieler durch ihr ruhiges, sicheres Spiel mit zum Teil fantastischen Aufnahmen erarbeitet und verdient.

Viertelfinalgegner aus Schweden (Stahre-Hugosson-Halenström)
Im Halbfinale trafen wir auf das einzige französische Team des Turniers, die sich in der anderen Gruppe ungeschlagen durchgesetzt hatten.R.Dallery- P.Ridel und C.Tueur waren von Beginn an unter Druck. Sönke legte eine zwingende Kugel nach der anderen, Jannik traf fast jede Kugel, blieb ganz oft dabei und Steffen spielte einen perfekten Milieu, der stets die richtige Lösung umzusetzen verstand. Eine fast perfekte Partie wurde mit 13 : 1 gewonnen und nachdem der verständliche Frust bei unseren französischen Gegnern verraucht war, kamen, wie von fairen Sportlern üblich, die anerkennenden und ehrlichen Gratulationen.
Wer hätte das gedacht? Nach dieser verkorksten Anreise im Finale!
B. Ivarsson, B. Johansson und A.Plantin, die als schwedisches Nationalteam firmierten waren die Gegener, nachdem sie im Halbfinale Estland 2 mit 13 : 0 besiegt hatten.
Es entwickelte sich eine enge Partie, bei der im Mittelteil die Schweden langsam die Oberhand gewannen und sich mit 9 : 4 absetzen konnten. Dann kam eine Hammeraufnahme ,die die ganze Halle in Begeisterung versetzte: Jannik entsorgt die erste Kugel der Schweden, Sönke legt sicher, Schweden kann den Punkt ganz knapp nicht erobern und Ivarsson schießt ein lupenreines sur place. Wieder ist Jannik gefordert und antwortet mit einem krachenden Re-sur place! Magic !! es werden 2 Punkte in dieser Aufnahme und die Jungs schütteln nochmals die Müdigkeit aus den Knochen. Mit einer 4 Punkte Aufnahme gehen sie in Führung, 11 : 9 und die Sensation ist greifbar nahe. Es war aber dann doch des Guten zu viel. Solides Spiel der Schweden und eine kleine Konzentrationsschwäche auf unserer Seite brachten den Schweden nicht unverdient den Sieg.
Mehr als ehrenvolles Abschneiden nach einem 17-Stunden Tag und den
schon bekannten Widrigkeiten der Anreise.

Halbfinale gegen Schweden 3 (A. Larsson – H. Berg – A. Norin)
Neuer Tag , der um 7:30 mit einer Busfahrt ins 35 km entfernte Höganäs begann. Dort fand für uns die Vorrunde des SWIO statt und wir hatten eine schwere Vierergruppe erwischt. Im Modus jeder gegen jeden gab es zum Auftakt ein 13 : 5 in 8 Aufnahmen gegen das Nationalteam aus Litauen . „Man of the match“ war Jannik, der 14 von 15 Kugeln sicher traf und dabei 4 Carreaux am Boden ließ, eine Superquote.
Partie 2 gegen die Schweden J.v.Houten – T.v.Houten – K.Nilsson begann mit einem 0:4, wobei die Schweden alles erlegten und selbst liegen blieben, beeindruckend. Promte Antwort und zwei 3er-Aufnahmen brachten uns in Vorteil, 6 : 4. Jetzt kontern die Schweden mit einem neuerlichen Vierepäckchen zum 6 : 8. Steffen packt jetzt als Milieu richtig heftig zu, 2 mal Carreau nach zwei Treffern auch von Jannik und sicher gelegten Kugeln von Sönke und es steht 11 : 8 !
Eine mitreißende Partie auf hohem Niveau auf beiden Seiten und die Warnung der Veranstalter vor diesem Team war mehr als berechtigt. Die 6. Aufnahme, unsere schwächste, brachte die Schweden nochmals auf 10 : 11 heran und es wurde extrem spannend: Sönke legt zweimal bis 20 cm an die Sau, Schweden locht einmal und verlegt danach. Sauschuß. Treffer! 5 cm vor der Auslinie bleibt die Sau liegen. Steffen legt auf 13 m 30 cm direkt vor die Sau und Schweden die letzte Kugel press neben Steffens Punktkugel.
Kurze Beratung, Steffen legt und trennt die beiden Kugeln, Jannik, wie könnte es anders sein, macht mit einem Carreau auf 13 Meter den Sack zu!
Mit 13 : 10 auch diese Partei gewonnen und damit schon in der KO Runde. Natürlich wollten wir auch die dritte Partie gegen die schwedischen Veteranenmeister, die auch den amtierenden TaT-Meister Schwedens im Team hatten, gewinnen und in einer etwas ruhigeren Partie stand es nach 11 Aufnahmen 13 : 5 und J.Patron – S.Cohen – B.Ziller gratulierten als faire und starke Gegner, waren sie doch als Gruppenzweiter ebenfalls qualifiziert.

Im Finale gegen (R. Nilsson – J. Johansson – J. Andersson)
Bedingt auch durch unser gutes Auftreten und Abschneiden vor einem Jahr, als das Team Zeki Engin – Benny Lehmann – Sascha Wagner bis ins Viertelfinale kam, hatten uns die Veranstalter dieses Jahr gesetzt und das Freilos, das alle gesetzten Teams hatten, konnten wir zu einer ruhigen Mittagspause nutzen. In Ruhe essen, die Partien nochmals kurz besprechen und uns auf die nächste Aufgabe einstimmen.
Es kam nämlich in der nächsten Runde zu einem Aufeinandertreffen mit Polen, die in der selben Aufstellung wie bei der EM in Nizza angetreten sind.(J.Sliz-A.Sliz-S.Kubiesa) Da war doch was?
Ja, wir hatten also die Gelegenheit zu einer Revanche und auch die Polen waren voll motiviert vor dieser Begegnung. Super erste Aufnahme, 2 Kugeln an die Sau gelegt und vier trockene Eisentreffer und Polen führt 4 : 0!
Wir spielen nicht schlecht, aber die Polen, vor allem A. Sliz, hatten stets die richtige Antwort und führten nach vier Aufnahmen mit 7 : 1. Jetzt begann unsere Aufholjagd, nachdem wir zum ersten und einzigen Mal einen Positionstausch zwischen Steffen und Sönke vornahmen. Dies war der Wendepunkt der Partie, 9 : 7 für Deutschland nach 8 Aufnahmen. Die Polen geben nicht auf, punkten in den nächsten beiden Aufnahmen, die sehr eng und spannend waren jeweils und gleichen nochmals aus zum 9 : 9.
Dann war der Druck doch zu groß gewesen. In einer für Polen unglücklichen und auch schwach gespielten Aufnahme gelingen 4 Punkte und mit 13 : 9 ist die Revanche geglückt. Danke Jungs.

Auch im Finale gute Stimmung
Noch ein Sieg und wir spielen am Sonntag in Helsingborg das Viertelfinale Gegner sind die dänischen Junioren L.Andersson – L.Dithmar – D.Presutti, die obwohl nicht schlecht spielend, gegen die jetzt fast fehlerlosen Drei aus „Tyskland” nach 6 Aufnahmen mit 13 : 4 das Nachsehen hatten.
Fröhliche Rückfahrt zum Hotel und Gratulation von allen Seiten.Auch unsere französischen Freunde (ja, es gab so etwas wie ein Bündniss und ein kameradschaftliches sich Begleiten und Anfeuern über den ganzen Tag) hatten sich qualifiziert, dazu das Team aus Holland (M.Wildeboer – F.Kamps – J.Schillemans) und fünf schwedische Teams.
Zurück in der Jutan-Boulehalle in Helsingborg, jetzt schon vertraut und mit positiven Erinnerungen belegt durch den tollen Mastersabschluß am Freitag.

Jannik, der über alle Partien hervorragend getroffen hat.
Der erneute Terrainwechsel war unproblematisch.Das war der Grund warum ich uns unbedingt im Mastersturnier belassen wollte, um eben auf dem völlig anderen Terrain Erfahrungen sammeln zu können. Wußte ich doch durch die Auslosung schon im voraus, daß wir die Vorrunde wieder in Höganäs spielen würden – und der Terrainwechsel hatte uns letztes Jahr gar nicht geschmeckt (Niederlage im Viertelfinale).
Mit 14 Aufnahmen war das Viertelfinale gegen BG.Stahre – H.Hugosson – S.Halenström aus Schweden, die im Achtelfinale das Team Ivarsson ausgeschaltet hatten, das längste Spiel. Zweimal schossen die Schweden die Sau erfolgreich gegen Schluß und es bedurfte einer soliden Legeleistung von Sönke und einer wiederum herausragenden Tireurvorstellung (19 von 20 !!) von Jannik und den
Magic-Kugeln von Steffen im richtigen Moment um mit 13 : 6 die Oberhand zu behalten, in einem Spiel das enger war als es das Ergebnis vermuten läßt.
Was dann im Halbfinale passierte wird unseren schwedischen Gegnern, A.Larsson – H.Berg – A.Norin noch lange in Erinnerung bleiben. 4: 0 , 8 : 0, 13 : 0 ! Aus die Maus. Auch das gibt es in unserem Sport und den Spielern wie auch den Zuschauern blieb nur die anerkennende Gratulation und fairer Applaus für eine Kurzpartie vom Feinsten.
Im zweiten Halbfinale standen sich die Franzosen und die Titelverteidiger um Jessica Johansson gegenüber. Die Partie war wesentlich umkämpfter und ging, im großen Jubel der Einheimischen, in einem „sudden death“ 6er-Pack an Schweden. J.Johansson – R.Nilsson – J.Andersson gegen Sönke Backens – Steffen Kleeman – Jannik Schaake. So hieß das Finale, eine Paarung, die sich die schwedischen Organisatoren gewünscht hatten.
Anwurf für Deutschland und wie abgesprochen aufgrund der Beobachtungen während der beiden Turniertage, spielen wir lang, 9,6 m. Sönke macht Druck, die Schweden haben wie beobachtet Probleme auf diese Entfernung vor allem beim Schuß und da wir konsequent diese Länge einhalten und Jannik auf diese Entfernungen eindeutig im Vorteil ist bringen wir die Schweden so sehr unter Druck, daß sie durch alle Positionen bis zur 5. Aufnahme durchgewechselt haben.
Es steht 8 : 0, wieder die Sau auf 9,8 m und jetzt kommt dieser Faktor xy, der so schwer erklärbar ist und doch immer wieder die Boulewelt fasziniert: Jannik schießt mit seiner 2. Kugel trifft sauber, aber…….. das Schweinchen bewegt sich um 2 -3 cm nach hinten, so daß die Schweden plötzlich den Punkt bei einer durchgelegten Kugel haben die auf ca 10,5 m liegt!
Es gelingt Steffen nicht, diese Kugel zu entfernen und Schweden holt sich einen Punkt und das Anwurfrecht. 6,2 m und die erste Kugel 7 cm direkt vor die Sau! Die einzige Schwäche von Jannik in den drei Tagen von Helsingborg, zwei mal vorbei und Schweden punktet! Unser bisher so souveränes Spiel ist wie abgeschnitten und obwohl wir zum 9 : 7 nochmals punkten und den Anwurf zurückholen, will der letzte Schritt zum Erfolg nicht gelingen und nach einer wechselvollen, spannenden und hochklassigen Partie liegen sich die Schweden in den Armen.

Noch führen wir 8 : 1
Wir haben also das zweite Finale in 3 Tagen verloren, diesmal mit 9 : 13 und es war eine bittere Niederlage. Auch die Unterstützung unserer französischen Freunde, (ja, das waren sie inzwischen geworden), und die faire Haltung des überwiegend schwedischen Puplikums (logisch) haben nicht ausgereicht auch die oberste Stufe des Treppchens zu ersteigen.
Dennoch, ein großartiger Erfolg unserer drei Spieler bei einem internationalen Ereignis. Durch tolles Spiel, faires und tadelloses Auftreten in jeder Situation haben sie sich Respekt und Anerkennung verschafft und sie haben das nach außen getragen was sie auch gefühlt haben, Freude am Spiel, Wille zum Sieg und auch den Stolz, als Nationalteam Deutschland und den DPV vertreten zu haben. Es war auch für mich ein tolles Erlebnis und Jungs, ich bin stolz auf das, was ihr erreicht und wie ihr es erreicht habt.Chapeau!

Kurze Beratung mit dem Coach
Ich bedanke mich bei den schwedischen Organisatoren für alle Mühe und Freundlichkeit, ihre Unterstützung und Hilfe.Stellvertretend für die vielen Helfer, die ein solches Turnier an 3 Austragungsorten organisieren und koordinieren gilt mein Dank Rudi Weselka, Linnea Swensson und vor allem Lennart Rasmusson sowie unserem Freund Hasse Hagberg vom schwedischen Verband.
Die ausgesprochene Einladung zur nächsten Auflage des SWIO gebe ich gerne an die Verantwortlichen des DPV weiter und ich bin sicher, daß wir wieder ein starkes Team nach Schweden schicken werden.
Klaus-Dieter Wiebusch

Das 2. mal in 3 Tagen als Zweiter bei der Siegerehrung
PS: Tue Gutes und rede darüber! Unser Team hat es verdient, sein tolles Abschneiden auf der DPV-Seite stehen zu haben. Hätte dies auch gerne früher gemacht aber….. lieber spät als garnicht.