40. Senioren-WM in Grenoble, das Spiel gegen Schweden

Das war nichts! Unsere Mannschaft liefert eine desolate Vorstellung gegen die zugegebener Weise starken Schweden. Durch das Informations-Chaos (wir haben zum Beispiel bis jetzt noch keine Liste der Ergebnisse anderer Mannschaften in der Vorrunde) und die Tatsache, dass es noch nicht einmal möglich ist, für das Laptop Strom in der Halle zu bekommen (Akku und Ersatz-Akku halten zusammen ca. 4 Stunden), ist hier eine gewohnte Berichterstattung von internationalen Events kaum möglich.

Also wird in Ermangelung elektronischer Medien fleißig per Hand mitgeschrieben (mit tatkräfiger Unterstützung von Thomas Hucke, Sportwart in Niedersachsen – schließlich muss auch ich zwischendurch mal was essen und sonstige menschliche Bedürfnisse stillen) und das Ganze dann zeitverzögert online gestellt.
Gegen Schweden sah es jedenfalls vom Start weg nicht so schlecht aus. Als wir endlich wieder vom „Basislager“ in der Halle angekommen waren, stand es immerhin 5:3 für Deutschland. Aufgestellt hatte Daniel Leguet die Spieler Kamel Bourouba, Sascha Koch und Kim Rieger.
In der ersten Aufnahme, die wir beobachten konnten, spielte Kim als Vorleger eine schöne Kugel, ca. 20 cm hinter die Sau. Die Schweden legen auf diese Kugel, spielen aber viel zu feste und ziehen dabei das Schweinchen mit, das dann press an Kims Kugel liegen bleibt. Die Schweden schießen, beide Kugeln fliegen raus, der Punkt ist aber bei den Schweden. Kim legt noch einmal eine tolle Kugel, fast dieselbe Stelle, 20 cm gerade vor die Sau. Wieder schießen die Schweden, wieder gehen beide Kugeln – und wieder ist der Punkt bei den Skandinaviern. Jetzt legt Sascha, nicht schlecht, ca. 50 cm vor die Sau – das ist allerdings nicht der Punkt. Er legt nochmal, auch nicht viel länger – immer noch kein Punkt – oder?!? Jetzt wird gemessen – der Punkt ist bei den Schweden. Kamel schießt, trifft nicht richtig, aber die schwedische Kugel geht ein Stück raus, Deutschland hat jetzt zwei Punkte am Boden. Schweden schießt die vordere Kugel raus – es ist aber immer noch ein Punkt bei Deutschland. Die Schweden schießen noch einmal, treffen, kontern dabei aber ihre beste Kugel hinten raus. Allerdings bleibt die schwedische Schußkugel als Punkt liegen. Kamel legt einen schönen Punkt, 35 cm links neben die Sau – Punkt! Schweden schießt – ein Loch! Noche eine Kugel kommt jetzt von den Schweden, es wird geschossen, Treffer – ein Punkt bei den Schweden.
Es steht 5:4 für Deuschland.
Es war in den nächsten Aufnahmen wie verhext. Löcher der Deutschen, verlegte Kugeln – nichts klappte, wie es sollte. Natürlich sind die Schweden neben den Favoriten aus Madagaskar eines der starken Teams in dem Poule der Deutschen – aber sie sind jedenfalls schlagbar. Allerdings nicht mit einer Leistung, wie sie unsere Jungs in dieser Partie an den Tag gelegt hatten. Die Aufnahmen quälten sich weiter hin – Schweden hatte jeweils das Quentchen Geschick mehr, das unseren Spielern nach und nach verloren ging.
In den folgenden Aufnahmen hieß es dann: 5:5, 5:6
Die darauffolgende Aufnahme beschert den Schweden sogar drei Punkte. Die Sau liegt auf 8,5 m, der schwedische Pointeur legt eine Kugel 25 cm rechts neben die Sau. Kim legt – eine grottenschlechte Kugel, viel zu feste, 70 cm hinter die Sau. Kamel schießt auf den Schwedischen Punkt, viel zu lang und schief – ein Loch! Kim legt noch einmal – zu kurz, gute 50 cm vor dem Schweinchen. Wieder schießt Kamel, trifft auch, allerdings nicht voll – die schwedische Kugel geht nur ein Stück nach hinten. Es kann nun aber sein, dass Deutschland sogar zwei Punkte hat… Und es sind zwei! Schweden schießt erst die vordere der beiden Punkt-Kugeln weg – jetzt ist es noch ein Punkt bei Deutschland. Schweden legt eine schöne Kugel, 20 cm rechts neben das Schweinchen. Sascha Koch geht in den Kreis und legt – viel zu lang. Er legt noch einmal – und die Kugel rauscht gute 90 cm durch. Die Deutschen sind leer. Schweden schießt die hintere der Kugeln, trifft, hat jetzt zwei Punkte. Sie schießen noch einmal für drei Punkte und treffen…
5:9 für Schweden.
In der nächsten Aufnahme machen die Schweden einen weiteren Punkt – es steht somit 5:10 für die Skandinavier. In dieser Aufnahme hatte das Deutsche Team allerdings schon versucht durch einen Positions-Wechsel das Ruder noch einmal rumzureissen. Sascha Koch spielte jetzt als Tireur und Kamel Bourouba auf der Position des Milleu.
Die nächste Aufnahme hatte dann folgenden Ablauf – im Steno-Stil: Schweden legt eine Kugel 25 cm halb rechts vor die Sau. Sascha Koch schießt ein Loch. Mit dem zweiten Schuß trifft er – allerdings bleibt die Schwedische Kugel 10 cm links neben der Sau liegen – ist also sogar noch besser. Kim legt eine Kugel 40 cm schräg rechts durch. Kamel schießt auf die Sau – daneben. Er schießt noch einmal – wieder ein Loch. Kim legt noch die letzte Deutsche Kugel ca. 50 cm schräg links vor die Sau. Schweden hat noch 5 Kugeln, die 11 liegt am Boden – und Platz genug, das war’s!
Gratulation an die Schweden – das war eine „runde Sache“!
Deutschland verliert also auch dieses Spiel 5:13.
Es ist sehr deutlich geworden, dass die Deutsche Senioren-Nationalmannschaft auf diesem Parkett eher in der „vierten Reihe“ mitspielt. Madagaskar stellt natürlich einen der Titelanwärter, und die Schweden „leben“ sportlich fast zu einem Teil davon, dass sich andere Teams im Vorfeld der Begegnung einen viel einfacherern Gegner vorstellen – werden also gerne unterschätzt.
Es bleibt jetzt abzuwarten, wie sich unsere Sportler gegen Kamerun, Singapur und St. Marino schlagen werden. Noch ist nicht alles verloren, so Deutschland in den nächsten Poule einziehen sollte, müssen sie allerdings darauf vorbereitet sein, nur noch solche enorm professionell entwickelten Teams wie Madagaskar oder zum Beispiel Tunesien als Gegner zu bekommen. Vom Weltmeister Frankreich B ganz zu schweigen…
Jedenfalls erinnern wir uns an Weltmeisterschaften, in denen die Deutschen Spieler mit zwei fulminanten Siegen gestartet und in der Folge hoffnungslos untergegangen sind.
Halten wir uns also vorsichtig an die alte Weisheit: „Die letzten werden unter Umständen, eventuell, vielleicht dann doch vorne mit dabei sein!“
Im Moment läuft der Schieß-Wettbewerb, der einzige Weltmeister in dieser Disziplin – die es seit vier Jahren gibt – ist Philippe Quintais… Und der ist nach dem Stand der Dinge mit 41 Punkten an vierter Stelle. Alleine bei den vier Sauschüssen hat er dreimal getroffen. Allerdings hatte der Vertreter aus Guinea ebenfalls einen sehr imponierenden Auftritt – er führt im Moment mit 46 Punkten.
Für den DPV wird Kim Rieger schießen – und sein Einsatz wird voraussichtlich gegen 23:30 sein.