41. Weltmeisterschaft in Uccle/Brüssel, Belgien


WM-Splitter
An Stelle eines langen Berichtes habe ich für alle Interessierten einige „WM-Splitter“ zusammengestellt.

Dünne Luft in den Boulehöhen
Auch in diesem Jahr war gut zu sehen, dass die Luft auch ganz oben immer dünner wird. Natürlich haben die Franzosen sich wieder durchgesetzt – und damit dieses Jahr alle internationalen Wettbewerbe souverän dominiert.
Dananch aber kommen Teams, wo jeder jeden schlagen kann: Thailand, Marokko, Algerien, Tunesien, Belgien, Spanien, Madagaskar und jeder auch mal die Chance hat, nach dem Titel zu greifen. Darunter hat sich dann eine Gruppe etabliert, zu der auch Deutschland gehört.
Da ist von Platz 5 bis 13 alles möglich… Kambodscha, Senegal, Mali, Tahiti, Mauretanien, Italien, Schweden, Holland, Monaco, Luxemburg.
Von den kleinen und neuen Nationen fällt immer wieder Estland positiv auf.
Erst Gruppenvierter – dann Weltmeister

Der spätere Weltmeister hatte Startprobleme, verlor seine Gruppenspiele gegen Holland, Belgien 2 und Elfenbeinküste und qualifizierte sich auf Platz 4 gerade noch für das 16tel-Finale. Auch dort gab es im Poule eine Niederlage gegen Algerien, die Barrage wurde aber mit 13:2 gegen Tunesien deutlich gewonnen. Der Weg zum Titel führte über Siege gegen Marokko (13:3) und Tahiti (13:2) ins Viertelfinale, wo Marokko erneut der Gegner war und diesmal nach hartem Kampf mit 13:12 geschlagen wurde.
Im Halbfinale kamen dann die beiden französischen Teams gegeneinander, der neue schlug den alten Weltmeister zu 7 und dominierte auch im Endspiel gegen Belgien. Der 15:6-Sieg zeigt dies deutlich.

1. Frankreich1, 2. Belgien2 3. Thailand, 3. Frankreich2 
Dieses Beispiel zeigt auf, wie es bei der WM läuft: ein Team, das
vorne mitspielen will, braucht Biss und den absoluten Willen, jede Kugel zu bringen. Und es ist vor allem Kondition gefragt. Der Weltmeister absolvierte bis zum Titelgewinn 14 Spiele! Das ist Schwerstarbeit. Ähnliche physische Anforderungen stellt nur der Nordseecup, bei dem 12 Spiele in 3 Tagen auszutragen sind. Im Gegensatz zu den Franzosen hat es unser Team nicht geschafft, auch am Samstag, dem 3. Tag der WM, topfit zu sein.
„Unser Team“
Zumindest am ersten Tag haben sich Malte, Hervé, Sascha und Kamel in die Herzen der deutschen Fans gespielt, ein richtiges Wir-Gefühl kam auf, wie ich es bisher noch auf keiner WM erleben konnte. Jede der zahlreichen guten Aktionen wurde mit Applaus bedacht. Auch wenn unsere Zuschauer nicht die Schlachtgesänge der Dänen und Belgier drauf hatten, – die Spieler haben gespürt, dass sie Unterstützung haben. Nach dem Ausscheiden wurde mir dann doch öfters die Frage gestellt: „Sind das die besten deutschen Spieler?“


Deutscher Fanblock
Auch wenn unter „die Besten“ jeder etwas anders versteht, für mich hat das Team, bis auf einige Aussetzer im Andorra- und Mauretanienspiel, die Erwartungen erfüllt. Es ist nicht meine Aufgabe, die sportliche Leistung zu kommentieren. Für mich wirkten sie auf dem Platz als harmonisches Team, als eine Einheit und nicht als jeweils 3 Individualisten. Das verwundert um so mehr, weil dieses Team erst 16 Tage vor der WM nominiert wurde und komplett kein einziges Vorbereitungsspiel machen konnte. Dazu kam mit Daniel Voisin noch ein neuer Trainer, der aber, nach all dem Durcheinander in diesem Jahr, das Team professionell coachte.

Für mich ist nach der WM vor der WM. Jeder muss die Vorbereitungen beginnen. Dazu gehören
– eine solide Kaderarbeit
– möglichst viele Begegnungen mit internationalen Topteams
– ein Programm zur Stärkung des Teams im physischen und mentalen Bereich und
– von Seiten des DPV die Schaffung der optimalen Vorraussetzungen hierfür.

Deutschland gegen Schweden im Nationencup-Viertelfinale
Eine illustre Runde
Am Samstag früh wurden zeitgleich die Viertelfinalpaarungen der WM und des Nationencups ausgetragen – d.h. die letzten 16 Teams waren in Uccle auf dem Platz. In der Mitte der Halle spielten die 8 „Großen“: Frankreich 1 und 2, Belgien 2, Thailand, Algerien, Mauretanien, Marokko und Madagaskar. Links und rechts davon die 8 „Kleinen“: Kambodscha, Dänemark, Armenien, Monaco, Spanien, Tunesien, Schweden und Deutschland. Ich finde, das ist ein illustres Feld, – vor allem wenn man auch betrachtet, wer bereits nicht mehr dabei war: Elfenbeinküste, Mauritius, Guinea, Schweiz, Senegal, Italien, Holland, Belgien 1 und Portugal um nur einige zu nennen.
Auch der 5. Platz von Sascha Koch im Tir Individuell ist eine tolle
Leistung. Mit seinen 44 Punkten in der Vorrunde hat er das zweitbeste Ergebnis des ganzen Turniers erreicht. Leider hat es im direkten Vergleich gegen den Senegalesen François N’Diaye am späten Mittwochabend nicht zum Sieg gereicht.
Die Organisation
Dass eine WM den Ausrichter viel Geld kostet, wissen wir spätestens seit Essen. Dass man durch den Verkauf von Getränken und einem minimalen Snackangebot Kohle machen kann, haben die Belgier vorgemacht. Für einen Einheitspreis von 1,70 Euro gab es entweder einen Café am Automaten, eine 0,25-Liter-Flasche Wasser, einen Becher Bier oder einen „Schluck“ Wein.
Das Snackangebot beschränkte sich auf Pommes, Grillwurst oder für 2,50 Euro ein Sandwich oder ein Nudelgericht. Das Buffet für 16,50 Euro war den meisten Gästen zu teuer, war aber gemessen am Angebot und der Qualität sehr gut.

Pokale für die Weltmeister
Gut war auch, dass die Spieler einen separaten Speiseraum hatten, also nie zum Essen anstehen mussten, wie das die letzten Jahre in Grenoble der Fall war. Auch das Abschlussbanquett fand in diesem Raum direkt neben dem WM-Zelt statt. Als ich mich um 24 Uhr auf den Heimweg machte, war weder das offizielle Programm noch das Menü beendet. Verdient war auf jeden Fall der Dank an den ausrichtenden Verein vor Ort – dieses Team hat alles getan, um die Gäste gut zu empfangen. Ansonsten wird mir diese WM nicht zu lange in Erinnerung bleiben.

v.l.n.r. Thomas Hucke, Hervé Dieu, Christoph Roderig, Malte Berger, Sukjai Eschbach, Sascha Koch, Kamel M. Bourouba, Daniel Voisin, Klaus Eschbach.