Das Espoirs-Turnier von Yzeure

Yzeure, Ettenheim, 16.-18.6.2006

Der DPV erhält jedes Jahr zahlreiche Einladungen für internationale Turniere. Das war nicht immer so, aber seit sich unsere Teams bei internationalen Turnieren so gut in Szene setzen, sind es mehr Einladungen als wir annehmen können – sei es aus terminlichen oder finanziellen Gründen. Sportlich würden sie unserer Kaderarbeit eine Menge bringen – vor allem den jüngeren oder neuen Kadermitgliedern fehlt zum Teil jegliche internationale Erfahrung. Und es ist wirklich nochmals ein Riesensprung, auf einem französischen National oder auf einer DM vorne mitzuspielen.
Doch die Einladung von Yzeure zur Teilnahme am 1. International d’Yzeure fiel doppelt aus dem Rahmen. Zum einen kam sie von Marc Alexandre – Insider kennen ihn als französischen Sprecher oder Kommentator aller großen internationalen Events – zum anderen galt sie für ein Espoires-Team. Frankreich dürfte das einzige Land sein, wo diese Altersgruppe (in Frankreich 18 – 25) schon einen separaten Kader hat und auch aktiv betreibt. So wurden z.B. auch zu den World Games in Duisburg 2 Spieler aus diesem Kader entsandt.

Bild: Einschreibung zum Turnier
Leider war der Termin zeitgleich mit der DM Triplette und schon bei der Kadersichtung in Strasbourg an Ostern waren alle Spieler bereits formiert. Auch nach der Quali zur DM waren keine Spieler ausgefallen, so musste ich wohl oder übel die Teilnahme eines deutschen Teams absagen. Da Yzeure aber keine 500 km von uns zu Hause weg liegt, bin ich alleine hingefahren und hatte genug Zeit für interessante Gespräche zum Thema Espoirs, Pétanque und Turniere in Frankreich.

Bild: Jugendturnier
Bei meiner Ankunft gegen 22 Uhr am Freitagabend liefen gerade die Viertelfinalspiele des Doublette-Turniers, das am Freitagnachmittag gestartet wurde. Mit dabei im Carré d’honneur vor der großen Tribüne Christian Fazzino mit Partner Frédéric Perrin und das tunesische Espoires-Team das von Raouf Lakili höchstpersönlich gecoacht wurde. Die restlichen Spiele fanden dann am nächsten Morgen statt.

Bild: Empfang der Delegationen
Für die internationale Delegation, die Startteams aus Allier und der Auvergne und die Gewinner des letztjährigen Nationals gab es um 11 Uhr einen Empfang bei Conseil Générale des Departements Allier in Moulin. Angeführt von Marc Alexandre machte sich die aus 10 Autos bestehende Kolonne auf den Weg vom Hotel in die Stadtmitte. Dort wurden die Delegationen empfangen von Lucien Gommet vom Conseil Générale, José Rocha, Ligaleiter der  Auvergne, Guy Pasquet, Président AS Yzeure und dem französischen Vizepräsidenten Jacques Théron, der als offizieller Verbandsvertreter bei diesem International dabei war. Er vertrat Claude Azema, der am Wochenende in Gap die französischen Meisterschaften im Jeu Provençal betreute. Théron betonte in seiner Begrüßung, dass dies das erste International ist, in dem offiziell Espoirs-Teams eingeladen wurden und das den Namen „International“ auch wirklich verdient. Im französischen Pétanque-Sprachgebrauch bedeutet „International“, dass Nationalteams aus dem Ausland eingeladen werden – hier in Yzeure waren gleich 7 am Start.
Der Politiker präsentierte das Departement „der kurzen Wege“, die Stadt und die Region, die auch zum Urlaub machen einladen. Allier ist das Departement, das nach der Dordogne die meisten Schlösser hat. Immer mehr davon werden jetzt auch für den Tourismus geöffnet. José Rocha ergänzte dann alles Wissenswerte über Pétanque in der Auvergne. Interessant für mich, dass die Region rund 18.000 Lizensspieler hat, also mehr als Deutschland. Von allen immer wieder hervorgehoben Christian Fazzino, der durch seine Erfolge Pétanque in Allier bekannt gemacht hat.
Nach den Grußworten präsentierte Marc Alexandre dann die Delegationen, allen voran Estland, die die weiteste und komplizierteste Anreise hatten. Alle eingeladenen Teams waren Espoirs-Teams und es war dies das erste Turnier dieser Art in Frankreich.

Bild: Das Boulodrôme
Dann ging es zurück zum Boulodrome, über dessen Größe man nur staunen kann und wo auch schon französische Meisterschaften ausgetragen wurden. 8 Felder waren abgetrennt für das Carré d’honneur, an dessen schattiger Seite die große Tribüne stand. Die Turnierleitung saß erhöht auf einem Podest und hatte vier Anlaufstellen, deren Aufgaben sich nach der Einschreibung jeweils veränderten. Noch geht hier alles ohne Computer, alle Listen sind von Hand ausgefüllt. Die Lizenzen stecken fein säuberlich in Kästen und über alles Tun wacht das Auge des Verbandes, Jaques Théron. Ihm stellte ich einige Fragen zum Thema Espoirs in Frankreich.

Bild: Ein Espoirs-Team des holländischen Verbandes
Die Espoirs haben zwar ihren eigenen Kader, aber reine Espoirs-Turniere oder Meisterschaften gibt es auch hier noch nicht. Erst durch die Ankündigung der CEP, ab 2007 oder 2008 eine eigene Europameisterschaft für diese Altersgruppe auszutragen, ist auch Frankreich mehr unter Zugzwang gekommen. Bis jetzt wurde für das französische Masters jeweils ein Espoirs-Team eingesetzt, ebenso bestreiten sie viele Auslandseinsätze.
Pünktlich um 14.30 Uhr gingen die 256 Teams an den Start, alle geladenen Teams spielten im Carré d’honneur und man konnte von den oberen Tribünenrängen aus alles schön überblicken. So weit das Auge reichte ein Gewusel von Spielern. Unter allen Teams konnte ich nur 2 Frauen entdecken – aber es gab natürlich parallel ein eigenes Frauenturnier mit 24 Teams und am Jugendturnier nahmen 26 Teams teil. Insgesamt wurde auf 153 Plätzen gespielt und es waren noch gut 30 Terrains frei.

Bild: Blick auf den Place d’Honneur
Die Plätze sind alle 15 x 3 m groß und in 5 lange Streifen mit jeweils 36 Plätzen nebeneinander angelegt und durch schattenspendende Bäume und Platz für Zuschauer getrennt. Im großen Clubheim sind die Funktionsräume und die Toiletten untergebracht, der Rest war in Zelten untergebracht.

Bild. Die Einschreibung zum Tir-Wettbewerb
In der Mitte dieses „Vergnügungsviertels“ war eine Anlage für einen Tireurwettbewerb aufgebaut, der mehr als gut genutzt wurde, sei es um den Frust über die verlorene Partie abzubauen, um zu zeigen, dass man selbst eigentlich der bessere Tireur wäre oder einfach nur um an das Startgeld ranzukommen. Geschossen wird 4, 6, 8, 10 und 11 m, der 2. Schuss auf 6 m ist ein Sauschuss. Die Wertung erfolgte gemäß den Richtlinien beim Tir Individuel.
Über 430 hatten geschossen und die 8 Besten werden die Finalrunde bestreiten. 25 Punkte sind das Maximalergebnis, immerhin 2 (darunter Winterstein) kamen auf 18 und sind damit sicher dabei.

Bild: Der ‚Competition du Tir‘
Am Sonntag morgen bei den Viertelfinalbegegnungen war nur noch ein ausländisches Team im Turnier, die Spanier im B. Fazzino und sein Team mit Rypen und Perrin spielten noch im A-Turnier. Wer letztendlich gewonnen hat kann ich derzeit nicht sagen, aber sich gegen 256 Teams im KO-System durchzusetzen ist schon eine besondere Leistung. Den Abschluss der 3 Tage von Yzeure bildete das Doublette Mixte am Sonntag – auch hier über 80 Teams am Start.

Bild: Verpflegung inklusive…
Natürlich bin ich mit vielen positiven aber auch negativen Eindrücken nach Hause gefahren. Positiv empfand ich die straffe Turnierorganisation, an die sich alle hielten, auch die Stars. Positiv ebenfalls das ganze Drumherum, angefangen von der Unterbringung bis zur Verpflegung. Negativ aufgefallen ist mir, dass erst ab 1/8-Finale auf einheitliche Kleidung Wert gelegt wurde im Carré d’honneur und dass die Franzosen mit den gleichen Problemen wie wir kämpfen, was Rauchen und Alkohol betrifft.

Bild: Pokale für den Lohn der Arbeit.