Das EuroCup-Finale


Seit 8 Jahren wird der EuroCup ausgetragen -­ seit 5 Jahren ist er fest in französischer Hand. Die Idee damals hatte der schwedische Präsident Jan Solander. Zu seiner Einladung zum ersten Treffen während der WM 1998 erschien nur der Schweizer Präsident Claude Keberlé. Was mit 5 Nationen (Schweden, Dänemark, Finnland, Estland, Großbritannien) klein begann, ist heute zu einem Top-Event herangewachsen.­ 2005 mit 16 Nationen. Als die Franzosen hörten, wie die ersten Europameister der Clubs aus Schweden, der Schweiz und Belgien kamen, konnten sie diese „Schmach“ nicht auf sich sitzen lassen und stiegen in 2001 in das Turnier ein.
Letztes Jahr waren ja bekanntlich der DPV und Rastatt als neutraler Veranstalter für die Finalrunde eingesprungen. In diesem Jahr ließ es sich der amtierende Europameister D.U.C. de Nice nicht nehmen, das Treffen der letzten Vier selbst auszurichten.
Um es vorweg zu sagen – die Ausrichtung war perfekt. Man spürte die langjährige Turniererfahrung und -kultur, da stimmte einfach alles,­ von den Terrains bis zur Verpflegung der Gäste. Und für alle Zuschauer, das ist Tradition in Nice, war alles ohne Eintritt und die Preise am Snack völlig unfranzösisch: 50 Cent der Café, alle anderen Getränke 1 Euro. Die Halle (Bild oben) hat 8 Bahnen mit gut 4 x 15 m und ringsum Tribühnenplätze für 750 Zuschauer.
Ein echtes Highlight: die 15.000 Euro teure elektronische Spielstandanzeige für alle 8 Plätze.
Ihr Namensgeber, der Ehrenpräsident der F.I.P.J.P. ist Henri Bernard (Bild oben), der rund 4 km von der Halle entfernt wohnt und alle Spiele mit angesehen hat. In der Pause vor der Finalrunde am Sonntagnachmittag holte er seine Kugeln aus dem Auto und machte ein Spiel ­mit zwei Herren vom Commitée­ gegen uns drei CEP-Repräsentanten (Bild unten). Auch mit 85 Jahren bringt er seine Kugeln immer noch gekonnt.
Ein Wort zu den Teams. Auf dem Platz gaben sich die Weltmeister geradezu ein Stelldichein:
Beim amtierenden Europameister D.U.C. allen voran Philippe Quintais mit 8 Titeln und 4 im Schießen, Philippe Suchaud (6x), Henri Lacroix (4x), Khaled Lakhal (1x und 3x Vize). Dann die Startruppe von Star Masters Barbizon mit Didier Choupay (5x), Eric Sirot (3x), Michel Loy (2x), Claudy Weibel (1x und amt. Vize). Auch Joli Bois hatte mit Michel van Campenhout, William van der Biest, André Lozano und Jérémy Pardoen 5 Weltmeistertitel und viele Vizeweltmeistertitel auf zu bieten. Gänzlich ohne ‚Superstars‘ ist das sympatische Team von La Genevoise, Genf, angetreten. Aber gerade dieses Team hatte sich zuvor hervorragend in die Finalrunde nach Nizza gespielt.
D.U.C. Nice hat das Turnier zeitlich so vorbereitet, dass immer nur zwei Begegnungen parallel ausgetragen wurden, sehr zuschauerfreundlich, aber sehr zeitintensiv, wenn man in der Turnierleitung sitzt. Die Auslosung ergab, dass die erste Begegnung Star Masters gegen La Genevoise hieß.
StarMasters : La Genevoise 4:0
Für die „Stars“ eine klare Sache, 13:2 und 13:3 die beiden Triplettes, in der Doubletterunde allerdings spielten das Schweizer Mixte Team Virgini Camélique/Didier Noverraz hervorragend gegen Nathalie und Stéphane LeBourgois. Zweimal müssen sie fertig machen und schaffen es nicht, geben zu 11 ab. Choupay/Loy gewinnen zu 6 und Sirot/Weibel zu 4. Das wars dann.
An diesem Spiel war die vorletzte die interessanteste und kurioseste Aufnahme:
Auf Sirots erste gute Kugel macht Philippe Basting ein Carreau, dann Weibel
ebenso. So geht es 6 Schuss lang weiter ­ Carreau oder Palet. Es liegen  2 Punkte für die Franzosen. Der schweizer Leger schießt und trifft, Schusskugel und die getroffene im Aus. Er schießt noch einmal, die Kugel bleibt ca. 4 m hinter dem Cochonnet liegen. Sirot hat noch 2 Kugeln. Luc Camilique legt seine letzte Kugel nur ein paar cm besser, sie liegt ca. 4 m vor dem Kreis Richtung Sau. Prompt schießt Sirot die erste drüber, das hatte Luc erhofft, und mit der zweiten trifft er nicht ganz voll und macht so nur einen Punkt.
Joli Bois : D.U.C. 2 : 5
Insgesamt 7 Weltmeister auf dem Platz.­ 3 bei Joli Bois und 4 bei DUC. Früh morgens um 8 Uhr ist Spielbeginn. Die erste Runde geht an Duc mit 13 : 11 und 13 : 6 im Mixte. Aber das Doublette Christoph Lac und Jérémy Pardoen gewinnt gegen Lacroix/Berthet und erzwingt so eine dritte Runde, die jeweils mit einem Sieg der reinen Männerteams endet.
D.U.C. : Star Masters 0 : 4
Um 15 Uhr dann das Aufeinandertreffen der beiden Sieger der ersten Begegnungen. Nicht weniger als 8 Weltmeister spielten da gegeneinander:
Choupay, Loy, Weibel, Sirot bei StarMasters -­ Quintais, Lakhal, Lacroix und Suchaud bei DUC. Es ist unmöglich, die Begegnungen in diesem Rahmen zu beschreiben. Da wurde gezaubert und beim Ansehen dieser Spiele braucht man sich keine Gedanken zu machen über eine ‚Dynamisierung unseres Sports‘.
Beispielhaft zwei Aktionen der ersten Runde. Gleich in der ersten Aufnahme verpassen Quintais, Lakhal und Lacroix den Star Masters Sirot, Loy, Weibel ein Sixpack. Die Antwort darauf waren zweimal 3 Punkte. Beim 10 : 10 hatte DUC, wieder durch konsequentes Druchschießen 4 Punkte am Boden, als Loy sich mit seiner vorletzten zum Sauschuss, Entfernung rund 9,50 m, entschloss und auch traf. Star Masters gewinnt am Ende mit 13 : 11. Auch Philippe Suchaud glänzte mit herrlichen Treffern. Bei einem Schuss in höchster Not auf das Cochonnet bleibt dieses 5 cm vor dem  Aus liegen. Die Schlusskugel liegt gut 1 m rechts. Sirot legt ein Biberon. Wenn Suchand jetzt richtig trifft, ist die Sau im Aus. Entfernung gut 16 m. In der Halle kann man eine Stecknadel fallen hören. Suchaud trifft ­- Sau im Aus -­ neue Aufnahme.
Joli Bois : La Genevoise 4 : 1
Um 19.30 Uhr dann die Partie der Verlierer. Die Belgier ließen nichts mehr anbrennen und schafften die 4 Punkte in zwei Runden. Gut für uns, damit war um 23.30 Uhr Dienstschluss.
D.U.C. : Joli Bois 4 : 2
Wieder 8 Uhr, Sonntagmorgen. Eine kurze Nacht für die Beglier und uns. Die belgische Triplette van Campenhout, van der Biest und Lozano, der nach Schneesturm in Belgien erst Samstagnacht ankam, ließen Quintais, Lacroix, Suchaud keine Chance und siegten mit 13 : 8. Gleiches, aber umgekehrte Ergebnis, bei der Mixte. In der Doubletterunde siegte zweimal DUC und  einmal Joli Bois. In der dritten Runde ließ die Herrentriplette von DUC der Mixte-Triplette keine Chance ­- das Finale war erreicht.
D.U.C. : Star Masters 3 : 4
Nach dem Mittagessen dann das erwartete Finale. Die Halle bis auf den letzten Platz besetzt, ein Heimvorteil für DUC. Doch wie schon im ersten Aufeinandertreffen gingen beide Triplettes an Barbizon -­ ein beruhigender Vorsprung. Bei den Doublettes konnten jedoch nur Weibel/Loy gegen Patrick Emile (der sein erstes Spiel machte) und Lakhal punkten. Spielstand nach der Doblette-Runde 2 : 3. Im Endspurt ließen aber Sirot, Loy, Weibel dem gemischten Triplette Saunier, Lakhal, Suchaud keine Chance ­ das war der 4. und gewinnbringende Sieg. Der neue Europameister kommt also wieder aus Frankreich, die Stargruppe von Star Masters Barbizon hat überzeugend gespielt. Es folgte das übliche Ritual: Siegerehrung mit Nationalhymne, das Bad der Sieger in der Menge und, in der Halle, das Abschlussbanquett mit Überreichung der Gastgeschenke.

Bei der Begegnung Triplette habe ich nach unserem System die Wertung der Kugeln mitgeschrieben. Jeder Spieler hat 16 Kugeln gespielt, ­aber nur Weibel erreichte mit 113% eine Leistung von über 100%, Michel Loy kommt auf 95%, Sirot nur auf 55%. Und doch war er es, der das Spiel beim Stand von 4:7 ab der 6. Aufnahme umdrehte. Ab dieser Aufnahme legte er jede Kugel mit 150%,­ während er in den ersten 5 Aufnahmen ganze 5% brachte.
Bester Spieler bei DUC war Berthet mit 85%, Lakhal erreichte 72% und Lacroix 5%. Von den 96 gespielten Kugeln wurden 57 gelegt und 39 geschossen, davon 12 Carreaux und 26! Kugeln lagen beim Legen in 10 oder weniger cm Entfernung vom Cochonnet.

Das Team von Star Masters: Hintere Reihe v.l.n.r. 2 Begleiter, Michel Loy, Nathalie Sirot, Patrik Labat, Pascal Verbregue, ein Begleiter, Coach Claude Valois. Hockend: ein Begleiter, Claudi Weibel, Stéphane und Nathalie le Bourgois, Didier Choupay, Eric Sirot.
Zum Schluß ein paar EuroCup-Splitter.
– Zur Auslosung hatte ich aus Ettenheim 4 „Klausmänner“ mitgebraucht – ein Gebäck in Form eines Nikolauses. Jeder Nikolaus hatte ein Buch unter dem Arm, in dem die Starnummer stand. Die Geste wurde von den 4 Team mit Beifall aufgenomen.
– Gespielt wurde fast ausschließlich auf sehr lange Distanz, ­der Schiri hatte viel zu tun, um das auf 10 m geworfene Cochonnet nachzumessen.
– Apropos Schiedsrichter:­ Patrick Crignon leitete souverän. Die Spieler kannten ihn alle gut von vielen französischen Meisterschaften. Wenn er seine Stoppuhr in die Hand nahm, war die nächste Kugel auch gleich am Boden!
– D.U.C., Département Union Commitée, der ausrichtende Verein wurde 1947 gegründet und hat 110 Mitglieder,­ davon 65% Veterans, sein Präsident ist gleichzeitig auch Präsident des Verbandes Côte d’Azur-Alpes Maritimes mit rund 11.000 Lizenzmitgliedern.
– Bis vor einigen Jahren spielten die Boulisten von Nizza mitten in der Stadt. Wie in vielen anderen Städten auch, brauchte die Stadt den Platz und bot dem Club einen Ausweichplatz eher am Stadtrand – sehr zum Missfallen der Spieler. Aber die Halle und die schönen Terrains im Freien sind ein guter Ersatz. Direkt angrenzend an das Pétanquegelände steht nochmals die gleiche Halle für die A-la-longue-Spieler und dahinter wieder die Terrains im Freien (siehe Bild unten).
– Am Sonntag besuchte Charles Ehrmann die Veranstaltung. Er hat in Nizza, neben Henri Bernard, Pétanque-Geschichte geschrieben. Heute 94 Jahre alt und noch bei guter Gesundheit, hat er in Nizza 71 Clubs gegründet, natürlich auch DUC.
– Auffallend war, dass fast immer den Mixte-Teams die spielentscheidende Rolle zufiel. Bei diesem Niveau, auf dem in Nizza gespielt wurde, schaffte es kein Mixte-Team gegen ein reines Herrenteam zu punkten. Dieser Tatsache wird die CEP zum Anlass nehmen, am Modus der 3. Runde Veränderungen vorzunehmen. Eine Entscheidung hierüber fällt bei der Tagung im März.
– Philippe Quintais, 4-maliger Tir-Weltmeister, ist in allen Spielen als Leger angetreten. Wenn er, was öfters vorkam, geschossen hat, merkte man, dass er derzeit nicht mehr wie früher trainiert. Bester Tireur war Claudy Weibel.
Ich denke, seine Trefferquote lag nahe an 90%, davon die Hälfte Carreaux oder Palets. Bevor er zum Schuss ansetzte, reinigte er akribisch genau den Kreis von allen Steinchen, dass er immer auf dem blanken Betongrund einen festen Stand hatte. Ebenfalls hervorragende Treffer setzten Lakhal und Choupay.
Fast 100% Trefferquote konnte Berthet in seinen Spielen vorweisen,­ aber kaum eine Kugel blieb im Spiel.
– Die Legerin von DUC, Christine Saunier, ist schwanger (Ende 6. Monat) und spielte trotzdem alle Spiele, und alle mit sehr guten Leistungen.
– Ich fand es auch sehr schön, dass Sirot und seine Frau, die ja auch im Team spielte, und Choupay (seine Frau war Gast) auch noch nachts um 10 Uhr die laufenden Spiele der Anderen anschauten und sich nicht ins Hotel zurückzogen.
– Übrigens -­ mein Aufenthalt in Nice hat den DPV keinen Cent gekostet, sondern wurde von mir privat bezahlt.