Europameisterschaft Boccia in Stuttgart

Ettenheim, Stuttgart, 2.10.2006

Im Centro ARCES, Lohäckerstraße 11, in Stuttgart-Möhringen findet vom 30. September bis 3. Oktober die Boccia Europameisterschaft statt. 18 Nationen nehmen teil, großer Favorit ist Italien, aber auch die Schweiz hat es immer wieder mal geschafft, den Italienern den Titel abzunehmen und Deutschland war bei der letzten EM auf Platz 4.

Bild: 4 Bahnen hat das Bocciadrome in Möhringen, an der Stirnseite die Flaggen der Teilnehmerländer.
Der Deutsche Boccia Bund richtet in diesem Jahr zum zweiten Mal nach 1994 eine Senioren-Europameisterschaft aus. Zur Erinnerung: Boccia, Boule Lyonnaise und Pétanque sind gemeinsam Mitglied im DOSB, werden in Zukunft noch enger zusammenarbeiten und gemeinsam versuchen, den Kugelsport in Deutschland auszubreiten. Angedacht ist auch eine zentrale gemeinsame Veranstaltung im nächsten Jahr. Der Präsident des Deutschen Boccia Bundes, Alfred Geierhos, Augsburg, ist gleichzeitig auch der Präsident der European Bowl Association EBA.

Bild: Vor jeder Spielrunde werden die Bahnen aufwändig gepflegt
Der ARCES Sport und Kulturverein Stuttgart feiert in diesem Jahr sein 40-jähriges Jubiläum, mit ein Grund, weshalb die EBA die Veranstaltung nach Stuttgart vergeben hatte. Das Bocciadrome mit seinen 4 Bahnen ist das größte in Deutschland.

Bild: Der Schiri beim Messen im Spiel Rußland gegen Holland
Boccia spielt sich in Deutschland hauptsächlich auf der Schiene Stuttgart-Augsburg-München ab. Vom 9.­-13. August fand in Markt Offingen auch schon die Europameisterschaft der Junioren statt, wo Deutschland hinter Italien Vizeeuropameister wurde, noch vor der Schweiz und vor Ungarn.

Bild: Ein kroatischer Leger in der Konzentrationsphase
Neben den bereits genannten Nationen sind da noch Frankreich – im Boccia nicht zum Favoritenkreis zu zählen, sowie­ Holland, Lichtenstein, Litauen, Malta, Österreich, Polen, Russland, San Marino, Slowakei, Tschechien, Türkei, Ungarn und Zypern. Ab Montag läuft dann die Hauptrunde. Ab Dienstag, 9 Uhr, beginnen die Viertelfinalspiele und um 16 Uhr das grosse Finale. Pro Team sind jeweils 4 Spieler eingesetzt, eine Begegnung besteht zunächst aus einem Triplette, gefolgt vom Einzel und Doublette. Weitere Informationen zu der Veranstaltung sind auf der Homepage der EBA zu finden unter:
http://www.eba-online.com.

Bild: Die Kugel hat gerade die Hand des polnischen Legers verlassen
Eine solche Veranstaltung bietet auch Pétanquespielern einmal die Möglichkeit, Boccia auf höchstem Niveau hautnah zu erleben. Vor allem Boulisten aus der Region sollten diese Gelegenheit nutzen, so wie das z.B. am Sonntag schon Bruno Rittler getan hat.

Bild: Hier ist sehr schön der Ausfallschritt bis zur Linie B zusehen
Sehr schnell erkennt man die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der beiden Sportarten. Das beginnt schon bei den Bahnen. während bei uns lt. Reglement auf jedem Terrain gespielt wird, haben die 26,5×4,6 m  großen Bocciabahnen einen Betonunterbau. Die Oberfläche ist leicht rauh mit Besenstrich, seitlich sind die Bahnen mit 25 cm hohen Umrandungen versehen und an den Stirnenden mit Prallbrettern mit Dämpfungsbespannungen versehen. Die Investition für eine solche Bahn, die der Verband an Sportvereine, Hotels, Parkanlagen auch vermietet, liegt bei 9980 Euro. Die Kugeln haben einen Durchmesser von 100 ­- 120 mm und sind 800 -­ 1100 g schwer. Die Bahnen sind von jeder Seite in zwei 3 m breite und einen 6 m breiten Abschnitt durch Linien unterteilt. Die Anzahl der Kugeln ist nur bei Triplette gleich wie bei uns, im Doublette hat jeder Spieler 2 Kugeln, im Einzel 4 Kugeln. Der Pallino, die Setzkugel, ist 37­ – 43 mm groß und wird zu Beginn der Partie auf den Setzpunkt gelegt. Im weiteren Verlauf muss er zwichen die Linien B und D geworfen werden, was einem Abstand von 9 -­ 15 m entspricht. Beim Setzen versuchen die Spieler die eigene Kugel so nah wie möglich an den Pallino zu rollen und dürfen dazu bis zur Linie B anlaufen. Wenn beim Setzen eine gelegte Kugel durch die gespielte Kugel um mehr als 70 cm bewegt wird, ist der Wurf ungültig, und alles wird zurückgelegt. Dies macht es natürlich erforderlich, dass der Schiedsrichter, der auf jedem Spielfeld anwesend ist, alles stets gut markiert. Er hat eigentlich beim Spiel die meiste Arbeit zu verrichten und ist dauernd in Aktion.

Bild: Fürs Zuschauen optimal: die farbigen Kugeln passend zu den Trikots und Landesfarben: Hier spielt San Marino (blau-weiß) gegen Polen (weiß-rot).
Vor dem Schuss muss der Spieler dem Schiedsrichter ansagen, mit welcher Schussvariante (Raffa oder Volo) er welche Kugel schießen will. Verfehlt der Tireur das Ziel oder berührt die Kugel zuvor eine andere oder die Bande, ist der Wurf ungültig. Eine Raffa-Kugel darf erst hinter Linie C (6 m) aufsetzen, beim Volo-Schuss (aus der Luft) geht der Anlauf bis zur Linie C und die geworfene Kugel darf nicht weiter als 40 cm vor der zu schießenden Kugel aufkommen. Auch hier macht der Schiedsrichter mit seinem raffinierten Messgerät vor dem Schuss seine Markierung. Natürlich gibt es noch weitere Feinheiten, wie z.B. die Vorteilsregel, oder Bersaglio.­ Wer Alles genau wissen will, kann sich auch informieren unter:
www.boccia-spiel.de/regeln.htm.

Bild: Der Schiri in Aktion mit dem Messgerät
Einen optischen Eindruck über die EM sollen die Fotos geben. Vor allem das Setzen der Kugel, das mit äußerster Präzision und ohne jeglichen Kraftaufwand geschieht, ist in den Aufnahmen gut zu erkennen.

Bild: Hier markiert er gerade die gespielte Kugel. Im Hintergrund schön zu erkennen die Spielstandsanzeigen
Übrigens, die EM hat auch an allen Tagen ein interessantes kulturelles Rahmenprogramm.