Festakt zum 30-jährigen Jubiläum


Der DOSB hat mit hochrangigen Vertretern des IOC am Mittwoch in Baden-Baden den 30. Jahrestag des XI. Olympischen Kongresses 1981 gefeiert.
Dieser Kongress war mit seinen richtungsweisenden Änderungen „Meilenstein“ der Sportpolitik.

„Vereint durch den Sport” war das Motto 1981 und der damalige Präsident Willi Daume wählte Baden-Baden als Austragungsort. Es stand die Zukunft der Olympischen Spiele und der Olympischen Idee zur Debatte, sagte Thomas Bach, Präsident des DOSB und Vizepräsident des IOC, der neben IOC-Präsident Jacques Rogge auch viele weitere Kolleginnen und Kollegen unter den rund 300 Gästen im Benazet-Saal des Baden-Badener Kurhauses begrüßen konnte, darunter den ungarischen Staatspräsidenten und Fecht-Olympiasieger Pal Schmitt, Frank Fredericks, den aktuellen Vorsitzenden der IOC-Athletenkommission, Fürst Albert II. von Monaco, oder Lord Sebastian Coe, Organisationschef der Olympischen Spiele von London. Geladen waren auch die Präsidenten der Sporfachverbände des DOSB und ich habe diese Einladung gerne wahr genommen.

1980 war der Boykott der Olympischen Spiele in Moskau. Dort wurde Antonio Samaranch zum neuen IOC-Präsidenten gewählt. In Baden-Baden leitete Samaranch eine „Revolution" ein und die 469 Teilnehmer beschlossen, den Amateur-Paragrafen abzuschaffen, schärfere Strafen bei Doping zu verhängen, ein Marketingprogramm zu entwickeln, die Olympische Solidarität zu stärken und eine Athletenkommission zu gründen. Dieser letzte Vorschlag wurde schon einen Monat später umgesetzt.

Zur Eröffnung des Festaktes spielte das Philharmonische Orchester Baden-Baden die Olympische Hymne. Nach der Begrüßung durch Oberbürgermeister Wolfgang Gerstner gab es einen Film-Rückblick auf den Kongress von 1981 von Hans-Reinhard Scheu, SWR.

Die Einstimmung war Aufgabe von DOSB Präsident Bach. „Der Olympische Kongress von 1981 hat in besonderer Weise Daumes Handschrift getragen“, erläuterte Thomas Bach. Schon die Wahl des Veranstaltungsortes, der Benazet-Saal des Baden-Badener Kurhauses, dokumentiere Daumes „Gespür für Zeit und Raum, für das Zusammenwirken äußerer Reize und innerer Befindlichkeiten, für die Akribie im Detail und den Blick für die Utopie des Machbaren.“ Und eben dies sei damals das Gebot der Stunde gewesen.

Im anschließenden Festvortrag hob Dr. Jacques Rogge, Präsident IOC, die historisch herausragende Bedeutung des Kongresses für die Entwicklung der olympischen Bewegung hervor. In vielerlei Hinsicht habe dieser Kongress die moderne Ära der Olympischen Bewegung eingeleitet. Die Weitsicht der damaligen Teilnehmer habe sich zuletzt beim 13. Olympischen Kongress in Kopenhagen erwiesen, der viele Themen von Baden-Baden aufgenommen und aufgefrischt habe, sagte Rogge. Es sei dem IOC gelungen, sich den Veränderungen über die Jahre anzupassen und gleichwohl seine wahren Werte zu bewahren.

Nach einer Ballet Performance, bei der die verschiedenen Sportarten auf tänzerische Art dargeboten wurden, hielt Peter Tallberg, IOC Mitglied aus Finnland, seinen Vortrag.

Peter Tallberg führte damals die ersten Gespräche und leitete die erste Athletenkommission. Er erzählte Hintergründiges, wie die eingeladenen Weltklassesportler in Baden-Baden in nächtelagen Diskussionen zusammenfanden und sich auch mit Nachdruck Gehör verschafften. Neben Bach, Coe und dem fünfmaligen Olympia-Teilnehmer im Segeln, Tallberg, gehörten dazu auch die fünfmalige Olympiasiegerin im Turnen, Nadia Comaneci aus Rumänien, und der zweimalige Olympiasieger in der Leichtathletik, Kip Keino aus Kenia.

Im Mittelpunkt des Festaktes standen aber klar die Pioniere, die vor 30 Jahren den Boden dafür bereiteten, dass die Stimme der Athleten heute bei den Entscheidungen der Sportpolitik Gehör findet. Zum ersten Mal wurde die große Bühne der Sportpolitik geöffnet, die Athleten durften nicht nur dabei sein, sondern auch Interessen explizit vertreten. Die Beteiligung am Kongress und die Zähigkeit, mit der die Aufgaben angegangen wurden, hat ein für allemal mit der weit verbreiteten falschen Auffassung aufgeräumt, dass Sportler nichtdenkende Roboter sind.



Zum Abschluss moderierte die Eisschnellläuferin und Sportmoderatorin Franziska Schenk eine kleine Talkrunde mit ehemaligen Spitzensportlern, die heute alle als Funktionäre oder in politischen Ämtern großes leisten. Mit dabei vlnr:
Dr. Kipchoge Keino, kenianischen Mittel- und Langstreckenläufer und Gewinner von zwei olympischenGoldmedaillen
Frank Fredericks, Sprinter aus Namibia und jetzt Chairman IOC Athleten Comitee Fürst Albert II. von Monaco, Bobfahrer und zukünftiges IOC-Mitglied
Nadia Comaneci, rumänische Kunstturnerin (5 Goldmedaillen) und Mitglied der ersten IOC-Athletenkommission
Dr. Pal Schmitt, zweimaliger Goldmedaillengewinner (Degen) und jetzt Präsident der Republik Ungarn
Dr. Thomas Bach, Fecht-Olympiasieger und Weltmeister von 1976
Lord Sebastian Coe, Mittelstreckenläufer, 2 Goldmedaillen und Chairman für London 2012
Dr. Thomas Bach sagte zum Abschluss: „Ich freue mich außerordentlich zu sehen, was aus diesen Anfängen geworden ist.“ Und er hoffe sehr, „dass wir mit dieser Veranstaltung einen Beitrag zur Festigung dieser gemeinsamen olympischen Geisteshaltung leisten können. Diese „Einheit in Vielfalt“ soll uns erlauben, die Realitäten zu erkennen, uns der Wahrheit zu nähern und den Fortschritt zu sichern.“

Zum Ausklang intonierten das Philharmonische Orchester Baden-Baden mit Chor die Hymne zum Olympischen Kongress 1981, die von Leonard Bernstein komponiert wurde.