DPB-Quali 2007 – Zusammenfassung


Gersweiler, Regensburg, 29.10.2007

Nun ist sie also vorbei, die erste Qualifikationsrunde zur Deutschen Pétanque Bundesliga.
Ich meine, es waren zwei spannende und unterhaltsame Tage. Die Teams mit dem größten Durchhaltevermögen und den stärksten Nerven haben es geschafft.
10 Landesverbandsligen – 10 Meister – 10 mal unterschiedliches Niveau
Natürlich gab es von vorne herein Unterschiede. Das liegt an der Beschaffenheit der Landesfachverbände und seiner Ligen.
Dem wurde aber schon im Vorfeld mit einer angepassten Auslosung Rechnung getragen. So waren die drei Gruppen in etwa gleich stark besetzt.
Einem Vorschlag Hamburgs folgend werden die Gruppen in Zukunft während des letzten Spieltages der laufenden Bundesligasaison vorgelost.
Dadurch können die zwei Teams, die in den Dreiergruppen zuerst ein Blanc haben, etwas später anreisen und sparen sich so unter Umständen eine Übernachtung. Das senkt Vereinskosten und schadet in keinster Weise der Qualirunde.
Eben weil es sich „nur“ um eine Qualifikation handelt, war die rasche Eliminierung von ‚Wackelteams‘ oberste Prämisse.
Ziel ist es nicht, den Anreisenden ein schönes, langes Spielwochenende  zu gönnen. Nur die Besten sollen weiterkommen.
Ergebnis dieser ersten Quali war dann auch, dass nach der Gruppenphase die sechs verbliebenen Teams bereits nach der ersten Runde des Sonntags klare Verhältnisse geschaffen hatten. Diejenigen unter den sechs, die zuerst zweimal verloren hatten, flogen raus, die anderen unterschieden sich in ihrer Anzahl eingebrachter Ergebnisse, so dass nur noch eine „Barrage“ zwischen dem BC Tromm und ABC Hamburg entscheiden musste.
Niveau und Probleme
Die gezeigten Leistungen waren okay. Motivation, Seriösität und Einsatzwille waren aber von Team zu Team klar unterscheidbar. Probleme bereiteten meinen Blicken die vielfachen Regelverstöße, die etwa ein Viertel aller Spieler so regelmäßig begehen, dass man längst nicht mehr von Versehen oder Zufall sprechen kann, sondern nur von Absicht und Unkenntnis des Regelwerks.
…Falsche Positionierung, wenn der Gegner spielt. Ständiges Übertreten. ‚Herausfallen‘ aus dem Kreis, bevor die gespielte Kugel Bodenberührung hat. Willkürliches Platzieren des Kreises. Nichteinhaltung der Einminutenregel…
Dies sind nur einige aufgeführte Punkte, bei denen kontinuierlich gegen das Reglement verstoßen wurde.
Die Gruppen und die Teams
Die schwarze Gruppe
Der NRW-Meister war sicher der unglücklichste Verein aller zehn Teams dieses Wochenendes. Eine unangenehme Nacht in der Jugendherberge hinter sich scheiterten die Westfalen nur aufgrund des Spielpunkteverhältnisses. Das lag daran, dass in Gruppe Schwarz am Samstag Berlin, Schweinfurt und Ibbenbüren absolut ausgeglichen agierten und letztendlich die Glücklicheren weiterkamen.
In dieser sehr homogenen, ausgewogenen Gruppe setzten sich die an Spielpunkten durch, die auch das vergleichbar homogenste Spielerniveau hatten, und das waren die Schweinfurter. Den Berlinern gelang es, seine Topspieler stets perfekt mit den übrigen Spielern zu kombinieren.
Ibbenbüren hingegen wurde der Leistungsunterschied seiner Spieler im Doublettevergleich mit Schweinfurt zum Verhängnis. Während die Schweinfurter nur gegen die Stardoublette der Westfalen knapp verloren, punkteten die Unterfranken gegen die auf dem Papier etwas schwächeren Westfalen zum Teil deutlich (u.a. eine Fanny!).

Bild: Die Westfalen waren an diesem Wochenende die vom Unglück verfolgten.
Diese Feinunterschiede waren schließlich der ausschlaggebende Faktor für die abschließende Tabellensituation. Ein weiterer Zufall wollte es, dass Berlin gegen die ‚richtige Mannschaft‘ verloren hatte und somit den Sieg gegen Schweinfurt mitnehmen konnte.
Die Schweinfurter aber gelangten durch das bessere Spielpunkteverhältnis auf Platz Eins, was einen leichten Vorteil in den kommenden Platzierungsspielen des Sonntags versprach – traf man doch dadurch ’nur‘ auf den Zweitplatzierten von Gruppe Rot und Gold.
Die rote Gruppe
Der Rheinland-Pfalz Meister Hauenstein erwies sich wie schon Rockenhausen in der abgelaufenen Bundesligasaison als zu schwach, um mit den stärksten Teams der Aufstiegsrunde mithalten zu können. In den meisten Begegnungen war der Klassenunterschied bemerkbar, so dass die klaren Niederlagen nicht verwundern.
So bleibt es fraglich, ob ein Rheinland-Pfalz Meister in den kommenden Jahren überhaupt den Sprung in die Bundesliga wird schaffen können – so deutlich waren leider die Leistungsunterschiede und wurden natürlich von Topteams wie Lützelsachsen und Tromm zudem gnadenlos aufgedeckt! 

Bild: Die sympatische Truppe aus der Pfalz hatte in ihrer Gruppe ganz klar das Nachsehen.
Nach klaren Siegen standen sich in Gruppe Rot die Hessen und Baden-Württemberger gegenüber. Klar war – der Sieger nimmt den Sieg mit und wird Gruppenerster. Die Weinheimer führten schon 3:1, als die Südhessen mit einer sehr schönen Schlussoffensive das letzte Doublette gewannen und auf 2:3 herankamen.
Der Eindruck der Fachleute verfestigte sich schon am Abend, dass beide Teams in Richtung Aufstieg marschieren.
Die goldene Gruppe
Eine der Überraschungen des Wochenendes war das schwache Abschneiden des niedersächsischen Landesmeisters. Das Team hatte sich zwar aufgrund des Fehlens von Hella Mayer umformieren müssen, doch kann das alleine nicht die Negativserie der Hannoveraner erklären, die am Samstag nur den letzten Platz in der Vierergruppe belegten.

Bild: Die Niedersachsen verloren gegen die Meister aus Thüringen, Nord und dem Saarland.
Bibra-Zwabitz konnte einen Achtungserfolg gegen Krähenwinkel verbuchen. Zu mehr reichte es allerdings nicht. Die Kräfte schienen von Runde zu Runde zu schwinden und somit verabschiedeten sich auch die Thüringer noch am Samstag von der Aufstiegsrunde.

Nutznießer in dieser Gruppe waren Hamburg-Altona und Saarbrücken. Den besten Eindruck vermittelten allerdings nicht die Saarländer, die als klare Favoriten dieser Gruppe galten, sondern die Nordlichter, die die Schwächen der „Gastgeber“ schonungslos offenlegten. Und das war vor allem an diesem Wochenende das Fehlen einer starken Mixte.
Aber auch sonst konnte man keinen optimalen Eindruck von den Saarbrückenern bekommen. Gar nicht angetreten waren Tanja und Sascha Löh. Und auch sonst entdeckte man kaum Kommunikation im Team. Sicher standen sie als Favoriten um den Aufstieg unter besonderem Erfolgsdruck und unter Beobachtung einiger saarländischer Zuschauer.
Unterschiedlicher Einsatz, eine unterschiedliche Motivation mögen ebenfalls eine Rolle gespielt haben, dass das Team nicht das vollbrachte, was man nominell erwarten konnte. Es bleibt aber dennoch eine klare Aufgabe an die saarländischen Teams (Saarwellingen und Saarbrücken), dass mehr Gewicht auf die Mixtebegegnungen gelegt werden sollte, um zukünftig noch erfolgreicher zu agieren.
Die Hamburger verstanden es gut, von Anfang an ihre Stärken auszuspielen. Am Sonntag kamen die Spieler allerdings nicht mehr an die Leistungen des Samstags heran.
Die besondere Konstellation wollte es, dass Tromm und Schweinfurt in der ersten Runde des Sonntags und ohne mitnehmbarem Sieg aufeinandertrafen. Der Verlierer würde also bereits ausscheiden. Die Schweinfurter hatten ihre Chancen, konnten jedoch das alles entscheidende Doublette nicht gewinnen.

Bild: Die Chancen nur nicht genutzt – Die Schweinfurter konnten durchaus mit den Besten mithalten.
Der langsame Tod der Saarbrücker Hoffnung
Für Saarbrücken ging es bereits am Sonntag Morgen um die Wurst. Gegen die bisher so starken Weinheimer musste ein Sieg her. Und es war spannend. Nach  den Triplettes stand es 1:1. Dann gewannen Christopher Bognon und Steffen Kleemann in Rekordzeit gegen Dirk Hoppe und Andreas Ludwig mit 13:0.
Cedrik Schubert und Patrick Fagour führten schnell – auch hier roch es nach Fanny gegen Joe Neu und Sönke Backens. Doch dann kippten die Saarländer in wenigen Aufnahmen das Spiel – das 4:11 und 8:11 war schnell erreicht, mit 2 Carreau, dem Auffüllen von Sönke und einem Schuss für Schluss von Joe war der Spielverlauf auf den Kopf gestellt und die beiden Lützelsachsener konnten es kaum glauben, in kurzer Zeit so überrollt worden zu sein.
2:2!
Umgekehrtes Bild im Doublette-Mixte: Lange Zeit sah es nach einem ungefährdeten Sieg von Harry Khadouma und Sarah Orth aus. 11:4, 11:5, 11:8, 11:12, 12:12. Steven Hoffmann und Sandra Walls hatten sich herangekämpft.
Pünktlich zum 12:12 waren die restlichen Begegnungen beendet und die letzte Aufnahme musste entscheiden. Schlechte Voraussetzungen für die Saarbrücker: Die Badener waren herangekommen, besonders Steven genoß sichtlich das nun gesteigerte Zuschauerinteresse und lief zu Bestform auf. Umgekehrt konnten Harald und Sarah dem jetzt gesteigerten Druck nicht standhalten und verloren den letzten Durchgang der Saarländer. Das Aus.

Bild: Schon im ersten Spiel gegen Hamburg kamen die Saarländer nicht in Schwung – es reichte dieses Mal noch nicht für den Aufstieg.
Die letzte Begegnung der Saarbrücker gegen die Schweinfurter wurde nicht mehr gespielt, da beide Teams bereits chancenlos bezüglich Aufstieg dastanden.
Die Hamburger bekamen es mit den Berlinern zu tun. Der Sieger dieser Begegnung war so gut wie durch. Favorisiert waren nach den Ergebnissen des Vortags die Hanseaten, doch die Tegeler ließen sich nicht beeindrucken und gewannen eine der Triplettes mit einer Fanny. Mit dem entscheidenden 3:1 war die letzte Doublette nur noch von statistischer Bedeutung. Berlin war als erstes Team sicher aufgestiegen! Lützelsachsen folgte wenige Minuten später nach. Die abschließende Begegnung zwischen Beiden war damit unbedeutend geworden.
Also stand auch fest, dass im Spiel zwischen Tromm und Hamburg der dritte Aufsteiger ermittelt werden würde.
Den Hamburgern schwanden langsam die Kräfte und die Hessen gingen – neu gestärkt nach dem Sieg gegen Schweinfurt, mit 2:0 nach den Tripletten in Führung. Das Doublette2 gewannen Sven Mühlsiegl und Volker Görschen schnell mit 13:1 gegen Fahreddin Hass und Jörg Born.

Bild: Am knappsten von Allen an der Bundesliga gescheitert: Obwohl der ABC Hamburg am Sonntag zwei Chancen für den Aufstieg – gegen Berlin und später gegen Tromm – hatte, konnten die Spieler es nicht ganz packen.
Toni Hennekemper und Le Van Khoi führten mit 8:5 gegen Toddo Prietz und Sven Mildahn (für Gösta Kirchner), als die Doublette-Mixte Nicole und Stefan Schulz Punkt 3 für Tromm holten (gegen Jutta Bachmaier und Marius Schilling). Natürlich konnte damit das Doublette1 abgebrochen werden – war der Aufstieg für Tromm doch schon perfekt gemacht!
Die Aufsteiger in die DEUTSCHE PÉTANQUE BUNDESLIGA:
Nennung der neuen Teams und ein Ausblick auf das kommende Bundesligajahr:

– CLUB BOULISTE DE BERLIN

Besonders positiv neben einer guten Spielaufteilung und taktischen Einstellung der Berliner fiel mir die 16-jährige Michelle Ehrlichmann (vordere Reihe, zweite von rechts) auf. Toll – dass die Bundeshauptstadt jetzt 2 Bundesligaclubs hat!
Sicher werden sie sich insgesamt noch etwas verstärken müssen, um die nun erreichte Klasse halten zu können. Der spielerischen Reife, einer notwendigen Lockerheit (Keiner wollte so recht an sie glauben) und klugen Mannschaftsaufstellung ist der Erfolg in erster Linie zuzuschreiben.
– TSG WEINHEIM-LÜTZELSACHSEN

Bild: Das einzige Team, das am Wochenende ohne Niederlage blieb (4:1 gegen Hauenstein, 3:2 gegen Tromm und 3:2 gegen Saarbrücken) zeigte über weite Strecken Powerpetanque. Trotzdem werden sie sich mit einer zweiten guten Frau verstärken müssen, wollen sie sich im oberen Drittel der Bundesliga etablieren. Als vorbildlich waren in Gersweiler auch deren Mannschaftsgeist und Begeisterungsfähigkeit festzustellen.
– BOULE CLUB TROMM

Bild: Wie Lützelsachsen war auch Tromm beseelt vom Willen zum Aufstieg. Sie gaben sich nie auf und glaubten auch nach der Niederlage gegen die Badener und einem schweren Restprogramm gegen Schweinfurt und Hamburg an den Erfolg. Sie konnten über weite Strecken konstant ihre Leistung halten, obwohl sie mit Hamburg am längsten gefordert wurden. Für einen Mittelfeldplatz müsste es im ersten Jahr Bundesliga auch ohne Verstärkungen reichen können.
Allen drei Teams eine herzliche Gratulation zum Aufstieg!
DEUTSCHE PÉTANQUE BUNDESLIGA-SAISON 2008:
Baden-Württemberg:
BC Mannheim-Sandhofen
Heidelberger Boulespieler
TSG Weinheim-Lützelsachsen
Berlin:
1. BC Kreuzberg
CB de Berlin
Hessen:
1. PC Viernheim
BC Tromm
Niedersachsen:
SV Odin Hannover
Nord:
Hamburger RC
Nordrhein-Westfalen:
1. BCP Bad Godesberg
Düsseldorf sur place
Saarland:
BC Saarwellingen