Fortsetzung Kadersichtung in Hannover

In dem letzten Beitrag über die Kadersichtung fehlt noch der wichtige Teil, innerhalb dessen sich der neue Sportwart Gerald Benz kurz nach dem Ende des Teils von Daniel Leguet den Spielern vorstellte, die ihn noch nicht persönlich kannten. Gerald erklärte, dass er dem Pétanque-Sport zwar noch nicht so lange zugetan sei – ca. 3,5 Jahre – dass er aber reichlich Erfahrung aus über zwei Jahrzehnten engagierter Mitarbeit in diversen anderen Sportarten mitbringe. In zwei Aussagen brachte er seine Ambitonen auf den Punkt: „Eins ist klar: ich kann Euch sicher nicht das Pétanque-Spielen beibringen. Aber ich kann Euch unterstützen und dabei helfen, erfolgreich einen Sport zu betreiben. Zum zweiten möchte ich klarstellen, dass jeder, der vielleicht den Eindruck gewinnen könnte, dass ich besonderes ehrgeizig wäre, absolut Recht hat!“

Die Kaderspieler honorierten diese Aussagen mit Applaus. Gerald erzählte dann noch ein bißchen über sich und seine Erfahrungen und sagte abschließend: „Ich möchte jetzt darum bitten, dass jeder sich kurz hinstellt, der daran glaubt, dass Deutschland eines Tages auf dem Siegertreppchen der WM stehen könnte.“ Einige sprangen spontan auf, andere etwas verhaltener – und in der letzten Reihe im Raum waren es dann auch die letzten, die sich erhoben – bis schließlich alle standen. Ein Blick in die Runde machte klar, dass diese Aktion durchaus nicht „albern“ war…
Wie auch immer!
Nachdem die Sportler den Ort der Besprechung verlassen durften, setzten sich die Coaches und Spielbeobachter des nächsten Tages zur Vorbereitung der Kadersichtung zusammen. Anwesend waren Frank Rissmann, Lothar Beckmann, Uli Stratmann, Werner Daams, Gerald Benz, Klaus Eschbach und Daniel Leguet.
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Daniel hatte einen Bogen mitgebracht, anhand dessen die Leistung der einzelnen Spieler innerhalb einer Partie Kugel für Kugel bewertet werden kann. In einer Tabelle wurden in der Vertikalen jeweils die drei Spieler beider Teams aufgelistet, in der Horizontalen jede der zwölf zu spielenden Kugeln.
Das heißt, links stehen untereinander die Spieler A1, A2, A3 und die Spieler B1, B2, B3. Das erste Feld in der Horizontalen ist die erste gespielte Kugel einer Partie. Unterschieden wird in „P“ für „Legen“ und „T“ für schießen. Gelegte Kugeln und Schüsse werden in ihrer Qualität auf einer Skala von „0“ für eine sehr schlechte Kugel bis „2“ für eine ausgezeichnete Kugel (Biberon oder SurPlace zum Beispiel) bewertet – und das in 0,5er-Schritten. Eine sehr gut gelegte Kugel bekommt so zum Beispiel die Bezeichnung „P1“ oder „P1,5“, eine gelegte Kugel, die zunächst keinen Einfluss auf das Spiel nimmt (zwei Meter hinter der Sau zum Beispiel) bekommt eine „P0“. Gleiches gilt für Schüsse: Loch, Treffer, SurPlace.
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Legt also der Spieler der Mannschaft A als erste Kugel einen Punkt ca. 5 cm leicht versetzt vor das Schweinchen ist das ziemlich sicher eine „P2“.
Diese Beobachtungsbögen waren den Coaches soweit bereits vertraut aus dem vorhergehenden System. Allerdings wurde dort wesentlich weniger differenziert bewertet – jedenfalls nicht in 0,5er-Schritten. Es gab dem entsprechend auch Diskussionen – zumal eine Bewertung im Bereich 1 bis 1,5 doch ziemlich subjektiv ist.
Das professionelle Miteinander in den zwei Stunden mit den Kaderspielern hatte den Ehrgeiz der Coaches geweckt und es war jedem anzumerken, wie sehr er sich bemühte, diese Bewertungsbögen zu verinnerlichen um entsprechend brauchbare Arbeit nach dem Ende der Sichtung abzuliefern.
Doch die Bewertungsbögen von Daniel Leguet gehen noch einen Schritt weiter. So ist es zum Beispiel so, dass eine Kugel, die gelegt wurde und ca. 50 cm vor der Sau zum Liegen kam, zunächst mit einer „P0,5“ bewertet wird. Es kann aber natürlich passieren, dass diese Kugel von einer anderen gespielten Kugel zum Beispiel bis auf 15 cm an das Schweinchen herangebracht wird – und damit ein interessanter Punkt ist. Hier geht dann für den „Bewertenden“ die ganze Aufnahme „von vorne“ los. Was wäre wenn – usw. Klingt kompliziert – ist es auch. Der Pressewart hat es jedenfalls nicht so richtig verstanden – bis auf die Tatsache, dass dies offensichtlich ein sehr tragfähiges System ist.
In dem Bild mit dem ausgefüllten Bewertungsbogen zweier französischer Mannschaften lässt sich hoffentlich einigermaßen erkennen, wie das System mit den Punkten und den später veränderten Kugeln funktioniert.
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Daniel macht es in seinen Berichten dann jeweils noch so, dass er die Kugel einkreist, die für das Team, das dann abschließend nicht den Punkt gemacht, ursächlich hierfür war: „Dort war der Fehler!“
Meine Güte – kann noch jemand folgen?!?
Jedenfalls war es auch hier – wie in den beiden Stunden zuvor mit den Spielern – so, dass abschließend (gegen 23:30 Uhr) alle mit rauchenden Köpfen aber hoch motiviert den Tag beschlossen, sich noch auf ein Glas in der Hotelbar trafen und gespannt der Kadersichtung am Samstag entgegensahen.
Fortsetzung folgt.