Kleiner Rückblick zum Jahreswechsel

Zum Jahreswechsel möchte ich gerne einen kleinen Rückblick halten auf das zu Ende gegangene Jahr. Es war für mich ein Jahr mit sehr viel Auf und Ab. Unser Verband hat sich in den vergangenen Jahren langsam daran gewöhnt, zum Kreis der nichtolympischen Spitzensportverbände zu gehören und ist bestrebt, diesen Anforderungen zu entsprechen. Das erfordert viel Zeit und viel Geduld!

Vor allem für die beiden Vizepräsidenten Johanna Brauch und Peter Blumenröther, die sich auf diesem Parkett gut eingearbeitet haben und bei den Sitzungen und Tagungen von NOV und DOSB immer mit dabei sind. Nur wer Präsenz zeigt, kann auch Kompetenz mit einbringen.
Das größte Problem ist dabei für den DPV nach wie vor unsere ehrenamtliche Arbeitsweise. Da kann man nur neidisch auf andere Verbände schauen, die, obwohl kleiner als wir, eine durchgängig besetzte Geschäftsstelle haben mit ein bis zwei Angestellten. Fernziel könnte so etwas auch für uns sein, vielleicht in Kooperation mit einem anderen Verband, der die gleichen Probleme hat. Aber langsam, Schritt für Schritt. Überhaupt haben wir in den letzten fünf Jahren durch die Annahme des Konzeptes Zukunft vielleicht für viele unserer Mitglieder in den Vereinen ein zu großes Tempo vorgelegt.
Ich war in diesem Jahr endlich wieder einmal etwas mehr als Spieler unterwegs und habe dabei viele Gespräche geführt. Da gab es teilweise viel Lob, teilweise auch Unverständnis zu einigen Geschehnissen. Was ich aber immer wieder feststellen musste, ist, dass sehr viele Informationen, vor allem wichtige Hintergrundinformationen, bei meinen Gesprächspartnern nie angekommen waren. Dafür landeten Inhalte von unfertigen Arbeitspapieren in diversen Foren. Und so etwas führt sehr schnell zu Frust und Kritik. Kritik ist sehr wichtig für mich und ich darf sagen, dass ich in meiner Zeit als Verbandsfunktionär immer ein offenes Ohr hatte für die Probleme im DPV. Und die meisten Anregungen aus solchen Gesprächen sind bereits umgesetzt.
Ganz wichtig in diesem Jahr war für mich eine Arbeit, die weitgehend unbemerkt im Hintergrund ablief: die Arbeit der am Verbandstag eingesetzten Strukturkommission. Hier werden die Weichen gestellt für das nächste Jahrzehnt im DPV. Da geht es vor allem um das Miteinander aller, DPV-Präsidium und Landesfachverbände, aber auch LFVs untereinander. Dies wurde vor allem notwendig, weil die Größe und die Strukturen der 10 Landesfachverbände doch sehr unterschiedlich sind. Zu oft fühlten sich die kleineren Verbände in der Vergangenheit unterrepräsentiert, manchmal sogar übergangen von den großen. In Zukunft brauchen deshalb Beschlüsse des Verbandstages eine doppelte Mehrheit, d.h. die Stimmenmehrheit wie bisher plus die Zustimmung von mindestens 50 Prozent der Landesfachverbände. Das DPV-Präsidium hat beim Verbandstag auch weiterhin kein Stimmrecht. Um auch im Präsidium kurze Wege zu gehen, soll es für das Tagesgeschäft ein geschäftsführendes Präsidium geben, zunächst bestehend aus Präsident, Vizepräsident Inneres und Finanzen. Neu installiert wird der Hauptausschuss, der mehrmals jährlich tagt und als neues, beschlussfassendes Organ gedacht ist. Da es hier vor allem und sportfachliche Dinge geht, hat jeder Landesverband eine und das Präsidium drei Stimmen.
Das alles hat ein klares Ziel: gemeinsam wollen wir unseren Sport voranbringen, noch besser etablieren. Zuerst in den Köpfen aller Verbandsangehörigen, aber auch in den Medien und in den Regionen. Dadurch sollte es auch möglich werden, neue Mitglieder zu gewinnen. Wir sind ein (nichtolympischer) Sportfachverband und das heißt, unser Hauptaugenmerk hat auf dem Pétanquesport zu liegen. Seit zwei Jahren haben wir die durchgängige Ligastruktur von der Kreisklasse bis zur Bundesliga. Wie schwer es ist, sich ganz oben zu behaupten, musste der letztjährige Meister in diesem Jahr schmerzlich erfahren.
Dafür durfte Mannheim-Sandhofen als deutscher Teilnehmer am EuroCup nach dem Sieg in Schottland die französische Startruppe von DUC de Nice zu Hause empfangen. Für alle Zuschauer ein Leckerbissen, auch wenn Mannheim in der ersten Runde vielleicht zuviel Respekt vor den vielen Weltmeistern zeigte. Aber bei der Finalrunde der letzten 4 in Genua ging es den Gegnern auch nicht anders. Hier sah ich in der Doublette-Begegnung DUC gegen PASA die wohl schönsten Aufnahmen in meinem Bouleleben. Vor allem Philippe Quintais, der Mehrfachweltmeister im Tir Individuell, zeigte in diesem Spiel etwas, was bei uns bei vielen Spielern fast vergessen ist: wie man durch exakt gelegte Kugeln den Gegner in die Knie zwingt. Einfach phantastisch, seine Portées landeten immer da, wo sie dem Gegner am meisten wehtaten.
Ich habe in den letzten Jahren bei internationalen Einsätzen immer wieder erlebt, dass die deutschen Teams Partien abgaben, weil die Legeleistungen mit den Gegnern nicht mithalten konnten. Ein typisches Beispiel von der EM Jugend in diesem Jahr: Nach einer gut aber nicht ganz ausreichenden gelegten Kugel von uns kommen zwei Löcher auf die erste Gegnerkugel. Die restlichen drei Legekugeln reichen auch nicht. Aber die Franzosen erlegen mit den restlichen 5 Kugeln noch 4 Punkte ohne einen Schuss. Daniel Voisin wundert sich immer wieder, dass wenn er sagt, das Team soll sich einspielen, jeder anfängt zu Schießen anstatt auf den verschiedenen Terrains zuerst einmal zu Legen. In vielen Köpfen ist Legen weniger Wert als Schießen, aber je höher das Spielniveau, umso wichtiger wird das Legen.
Ich weiß, dass viele von unseren Teams bei den Weltmeisterschaften in diesem Jahr mehr erwartet haben. Da ich bei beiden Veranstaltungen aus beruflichen Gründen leider nicht dabei sein konnte, möchte ich mir nicht anmaßen, darüber zu urteilen. Aber Alexander Bauer als Vizepräsident Sport wird sich dazu in Kürze fachlich qualifiziert äußern. Mit dabei war ich bei den Europameisterschaften der Jugend und der Espoirs und ich war stolz auf unsere Teams, nicht nur über die hervorragende Ergebnisse immerhin ein Vize-Europameistertitel bei den Damen, sondern auch über das professionelle Auftreten, die sportliche Einstellung und das faire Miteinander.
Dass Deutschland im internationalen Pétanquegeschehen einen guten Namen hat, zeigen die vielen Einladungen aus dem Ausland. Jetzt wäre es aber auch an der Zeit, einmal selbst ein solches internationales Turnier auszurichten, bei dem die Nationalteams zumindest der Nachbarstaaten eingeladen werden können.
Ein wenig stolz dürfen wir auch darauf sein, dass beim internationalen Kongress zumindest einer der drei DPV-Anträge, der auch von Holland gestellt wurde, beschlossen wurde: Austragung der Weltmeisterschaft nur noch alle zwei Jahre mit Qualifikationen auf Kontinentebene im Jahr dazwischen. So wird es also 2009 die erste Europameisterschaft Herren geben, allerdings noch nicht als Qualifikation zur WM, weil noch Uneinigkeit besteht über die Quoten. Der zweite Antrag auf Limitierung auf 32 Teams wurde meiner Meinung nach verwässert und auf 48 Teams erhöht. Der dritte Antrag, dass alle Teilnehmer ihre kosten selbst tragen sollen (wie bei den EMs), fand bei den Delegierten keinen Gefallen. Das braucht noch etwas Zeit und wir werden auch weiterhin viele WMs in exotischen Ländern besuchen müssen oder nicht daran teilnehmen (können). Die große Innenpolitische Aufgabe für 2009 wird es sein, auch über die Strukturen im Dachverband nach zu denken. Desgleichen gilt es die Flut der vielen Termine zu bereinigen. Dazu wird die zuständige Kommission Lösungsvorschläge ausarbeiten.
Das im ablaufenden Jahr bei der DM 55+ und Frauen viele Startplätze nicht genutzt wurden (und in anderen LFVs harte Ausscheidungen nötig waren), war mehr als ein Schönheitsfehler. Aber auch da werden Lösungen erarbeitet.
Im Bereich der Jugend werden noch im Januar auf einer außerordentlichen Vollversammlung die Weichen neu gestellt. Hier möchte ich mich nachträglich bedanken bei dem ausgeschiedenen Vizepräsidenten Jugend Miguel Casado. Er hat in seiner kurzen kommissarischen Zeit viel bewegt und neue Wege und Ziele gezeigt.
All denen, die das ganze Jahr über im Hintergrund in vielen Sitzungen viel Zeit und Engagement geopfert haben, möchte ich ganz herzlich Dank sagen. Ich weiß, das diese Arbeit sehr oft über das Ehrenamt hinausgeht und dass man nicht immer Dank erntet.
Auch beim DPV-Präsidium mit allen Beauftragten möchte ich mich bedanken. Es war ein hartes Jahr und durch die nachträglichen Haushaltskürzungen mussten vor allem im Bereich Sport schmerzliche Einschnitte gemacht werden. Aber wir haben es gemeinsam gemeistert, auch weil wir die Mitarbeit und die Unterstützung der meisten unserer 10 Landesfachverbände haben. Auch hierfür möchte ich mich ganz herzlich bedanken.
Für mich hier in Thailand beginnt das neue Jahr 6 Stunden früher und recht heiß. Vielleicht waren wir in den vergangenen Jahren in vielen DPV-Entscheidungen ebenfalls der Zeit voraus, so dass es anschließend manchmal recht heiß her ging. Ich bitte alle, auch im kommenden Jahr sich zu engagieren für unseren geliebten Pétanquesport, jeder auf seinem Platz, denn wir alle sind der DPV.
Allen alles Gute für das neue Jahr, Gesundheit, Gelassenheit und Augenmaß, private, geschäftliche und sportliche Erfolge und recht viele Carreaux.