DPV-Kaderspieler bei der Nationalen Sportwoche in Amsterdam

Im Rahmen einer nationalen Sportwoche hatte der Niederländische Verband den DPV schon im Januar dieses Jahres eingeladen, mit 2 Mannschaften aus dem Bundeskader an einem „hochkarätig“ besetzten Turnier teilzunehmen. Da das Ganze als Einladungsturnier „mit internationaler Beteiligung“ deklariert war, hatte der damalige Sportwart Hubert Arians spontan zugesagt. Am 10. April 2004 war es dann soweit: Klaus Eschbach machte sich als Coach mit zwei Mannschaften, bestehend aus DPV 1: Sascha von Pleß, Jan Garner und Nico Kirchhof und DPV 2: Hannes Bloch, Tobias Müller und Steffen Kleemann auf den Weg nach Lelystad bei Amsterdam.

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Die Spieler im Team DPV 2 waren gezielt so ausgewählt worden, weil sie noch nie für den DPV an internationalen Veranstaltungen teilgenommen hatten und hier also erste Erfahrungen sammeln sollten.
Obwohl das Turnier durch die bewährten Händen des Herausgebers von „petanQue“, dem holländischen Fachmagazin, Jac Verheul geleitet wurde, mussten vor Ort dann allerdings Begriffe wie „hochkarätig“ und „internationales Turnier“ unwesentlich „nach hinten“ korrigiert werden. Im Feld der leider nur 16 eingeladenen Mannschaften fanden sich zwar ausgezeichnete Sportler, hier allerdings von einer „Creme“ des internationalen Pétanque zu sprechen wäre etwas übertrieben. Jac Verheul wurde unterstützt von Loek van Tiggelen, NSBB Präsident, sowie Bert Lammers, NSBB Director und Mitgliedern des ausrichtenden Vereins Batavia Pétanque.
Es spielten die Nationalteams von Holland und Belgien, zwei französische Mannschaften, zwei Mannschaften des DPV und weitere Teams aus Holland und Belgien.
Die deutsche Delegation war schon einigermaßen enttäuscht, als bekannt wurde, dass der Modus sich auf lediglich 3 Runden im direkten KO reduzierte. Für solch eine kurzlebige Veranstaltung hätte man sicher nicht den großen Aufwand betrieben – leider war dies aber im Vorfeld nicht bekannt. Zu heftigen Protesten kam es dann allerdings, als auch noch in der zweiten Runde Deutschland 1 gegen Deutschland 2 gelost wurde. Hieran war zwar nichts zu rütteln, aber die gesamte Veranstaltung wird sicher auch vor diesen Hintergründen noch Gespräche auf internationaler Ebene nach sich ziehen.
Vor Turnierbeginn kam es dann auch noch unglücklicher Weise zu einer schweren Handverletzung von Sascha von Pless, so dass er nicht eingesetzt werden konnte. Aus Kostengründen hatte der DPV darauf verzichtet, einen Ersatzspieler mizunehmen – ausgerechnet den hätte man nun aber gebraucht!
Gott sei Dank können aber auch die DPV-Vorstände (auch wenn dies in der Ausführung ihrer Ämter nicht verlangt wird und trotz typischerweise sehr übersichtlicher Trainingsmöglichkeiten) noch „eine Kugel geradeaus werfen“, so dass kurzfristig neu gemischt wurde.
Die neuen Teams waren dann: DPV 1 – Hannes Bloch, Jan Garner, Nico Kirchhof, DPV 2 – Tobias Müller, Steffen Kleemann, Klaus Eschbach.
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Selbstverständlich ließen sich einige gegnerische Teams witzige Bemerkungen wie: „Habt ihr jetzt schon so wenig Geld, dass sogar Euer Präsident selber spielen muss?“ nicht nehmen.
Aber die sollten sich wundern!
Zunächst zu Deutschland 1, die gleich in der ersten Partie gegen den späteren Turniersieger aus Frankreich antreten mussten. Erstaunt durfte man beobachten, dass die deutschen Spieler, technisch versiert und auch hinreichend erfahren, drei Aufnahmen brauchten, um zu begreifen, dass der französische Gegner sowieso alles wegschießt und also gut gelegte Kugeln eher „Eigentore“ sind. Man kann schwer davon sprechen, „dass es dann aber nochmal spannend wurde“, immerhin stand es bereits 0:12, aber indem Deutschland 1 die Scheuklapppen abgenommen und aufs Zurückschießen umgestellt hatte, kämpften sie sich immerhin noch auf 5:13 heran.
Deutschland 2, ergänzt durch den DPV-Präsidenten, spielte in der ersten Runde gegen den amtierenden Holländischen Wintermeister. Dieses Spiel war dann das längste der gesamten Veranstaltung und konnte leider nicht gewonnen werden – 11:13 stand es am Schluß, allerdings war aus der DPV-Mannschaft keiner so richtig unzufrieden.
In der zweiten Runde dann Deutschland 1 gegen Deutschland 2, dieses Spiel lassen wir aus Protest unkommentiert.
In der dritten Runde spielte Deutschland 1 gegen die sehr selbstbewußt auftretenden Niederländer Toon van Alebeek, Patrick Tuanx und Marty van Nuhen, die ganz klar auf ihren Heimvorteil bauten und sich offensichtlich von dem Spiel der Deutschen in der zweiten Runde gegeneinander (nachvollziehbar eher leidenschaftslos) hatten irritieren lassen. Am Ende stand es dann 13:0 für Deutschland 1, alle drei Deutschen Spieler stellten eindrucksvoll unter Beweis, warum sie dem Deutschen Kader angehören.
Deutschland 2 hatte gegen die holländischen Nachwuchsstars Ferry Jacobse, Dennis Peterse und Ralf Ebben schwerer zu kämpfen. In einer heißen Partie mussten die Deutschen allein in 4 Aufnahmen komplett durchschießen, davon zweimal jeweils gegen die 12. Am Ende hieß es aber dann auch hier: Sieg für Deutschland. 13:12 gewann das „Ersatzgeschwächte“ Deutschland 2 mit einem DPV-Präsidenten, der souverän und ohne Löcher die „Royal-Runden“ mitgespielt hatte.
Im Finale des Turniers besiegte dann der französische Gegner der Deutschen aus Runde 1, Stéphane Dath, Karl Saulnier und Silvain Dubréuil, den Belgischen Weltmeister aus dem Jahre 2000, van Campenhout, Hénon und van Herde mit 13:5.
Bei dem parallel laufenden Tireurwettbewerb, der nach dem Reglement der Senioren-Weltmeisterschaften ausgetragen wurde und zu dem aus jeder Nation ein Spieler nominiert werden konnte, belegte der DPV mit Steffen Kleemann hinter Dath (Frankreich) und Hénon (Belgien) Platz 3 – noch vor der amtierenden Europa-Vizemeisterin Karin Zantigh (NL).
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Zusammenfassend stellen wir fest, dass der Besuch in Amsterdam sicher nicht schlecht für das internationale Ansehen des DPV war, jedoch Aufwand und Ergebnis (unabhängig von Sieg oder Niederlage – eher im Bezug auf den Modus und das Teilnehmerfeld) in keinem Verhältnis zueinander standen. Unser größter Gewinn war hier die Erfahrung, dass man sich in Zukunft rechtzeitig und umfassend über die einzelnen Modalitäten informieren sollte.
Christoph Roderig