… und dieses Zeitfenster erstreckt sich über zwei Tage.

Über die Ameisen schrieb Ringelnatz in seinem Gedicht: „Und da verzichteten sie weise auf den letzten Teil der Reise“. Diesen Verzicht üben wir nicht, unsere Reise zu den Kadertrainings setzen wir fort und werden auch auf den letzten Teil nicht verzichten, die Heimreise am Sonntagabend.

Auch in Rastatt steht reichlich Platz zur Verfügung, in Boule-Entfernungs-Messschritten stehen zweimal 20m x 13m zur Verfügung, Platz genug für sechs Spielerinnen, zwei Trainier und zwei Berichterstatter. Die Abstandsregel kann eingehalten werden, für dieses Training liegt, ebenso wie bei den Herren eine Ausnahmegenehmigung vor, die das Trainieren in der Halle ohne Maske erlaubt – hierfür Dank an alle Beteiligten.

Wie in Mannheim finden wir eine ruhige, konzentrierte Atmosphäre, die zeigt, hier wird an der Form gearbeitet und nicht herumgespielt, die jungen Damen scheinen sich der Ernsthaftigkeit ihrer Aufgabe bewusst.

Neu im Team ist Domino Probst,
die wie bisher auch dem Espoirs-Team angehört. Eileen Jenal und Luzi Beil vertreten in diesem Jahr zum letzten Mal Espoirs- und Damenkader gleichzeitig.

Wer neu ist wird gefragt, Domino hat geantwortet: „Hier ist unglaublich viel Erfahrung, das ist der wesentliche Unterschied, alle haben schon soooo viel internationale Wettbewerbe gespielt. Es ist toll, wie dieses Team mich aufgenommen hat, Eileen und Luzi kenne ich ja schon, aber auch mit den Anderen bin ich jetzt in einem Team. Ein weiterer Unterschied liegt im Training, bei den Espoirs ist der spielerische Aspekt eher im Vordergrund, hier kommt plötzlich viel mehr dazu, zum Beispiel Alles, was noch lange vor dem Wettbewerb passiert. Es macht einfach einen Riesenspaß.“

Nicht nur der Spaß, auch die Teamentwicklung stand für Co-Trainerin Susanne Fleckenstein ganz oben auf der Agenda und sie hat hierin schon in diesen beiden Tagen einen Fortschritt gesehen, das Training wirkt.

 

Das, was viele von uns schon aus den Trainings bei Sönke kennen, erleben wir (vom Spielfeldrand betrachtet) auch hier: dieser Trainer hat einen Plan. Nicht mit dem Matchplan beginnend, sondern lange vorher. Für den erfahrenen Trainer kommen viele neue Aspekte dazu, gerade dann, wenn die Reise auf andere Kontinente führt. Wie geht jemand, der bisher keine Fernreisen gemacht hat, damit um, erschlagende neue Eindrücke zu erfahren, wenn am nächsten Tag das vielleicht bisher wichtigste Spiel der Boulekarriere auf dem Plan steht? Wie ist der Ernährungsplan zu gestalten, wenn die Speisekarte voller Geheimnisse ist? Flugangst ist gar nicht so selten – wie erreicht man Thailand per Bus oder Bahn oder medikamentös? Das sind die Fragen, für die der Bundestrainer Antworten finden muss.

Wir haben ihn weiter befragt und möchten Euch die Antworten nicht vorenthalten.

Zu seinen Eindrücken dieser beiden Tage:
„Was auf jeden Fall auffällt, ist, wie gut sich dieses Team versteht. Die Lernbereitschaft ist groß, ebenso die Offenheit und die gegenseitige Akzeptanz aller Spieler untereinander. Was man allerdings auch merkt, ist, daß die lange Pause die Spielerinnen auf ein anderes Niveau bringt als sonst. In normalen Jahren sind die Spielerinnen um diese Zeit in ihrer Wettkampfform weiter.“

Zu den Inhalten des Wochenendes:
„Wir befinden uns hier noch in der Analyse- und Teamfindungsphase. Susanne und ich schauen jetzt, was kann eine Spielerin gut, was können wir noch verbessern, damit wir komplette Spielerinnen entwickeln. In der Teamentwicklung sollen sich die Spielerinnen noch besser kennenlernen, erfahren, wie die Anderen ticken, miteinander spielen und Vertrauen untereinander aufbauen.
Dann wollen wir den gemeinsamen Weg zur WM finden, die Trainer in Abstimmung mit den Spielern.
Wir sprechen über die neuen Regeln, wie den Sauwurf, dessen Bedeutung mit den neuen Regeln verstärkt wird.
Und wir wollen die Selbsteinschätzung fördern.“

Zur weiteren Vorbereitung und dem Zeitplan:
„Zunächst einmal bekommen die Spielerinnen zu Saisonbeginn Trainingspläne, damit sie danach ihre Quoten verbessern können und dann möchten wir so schnell wie möglich wieder an anspruchsvollen Turnieren teilnehmen. Die Spielerinnen sollen an möglichst vielen Turnieren teilnehmen. Spätestens in Düsseldorf im Juni wollen wir dann mit der Mannschaft dabei sein. Dazu sind die DMs und der Länderpokal wichtig, Ende Juli das Turnier in Palavas und dann werden wir Mitte Oktober zu einer finalen WM-Vorbereitung zusammentreffen.“

 

Zum Zeitpunkt der finalen Nominierung:
„Das wird direkt nach dem Turnier in Palavas stattfinden.“

 

Zu den Zielen bei der WM in Thailand:
„Das ist ganz klar die Förderung und Weiterentwicklung der Spielerinnen; ich sehe mich da als deren Begleiter. Zweites Ziel ist, international konkurrenzfähig zu sein. Dazu analysieren Susanne und ich die anderen Teams und wollen uns deren Stärken annähern.
Wir haben erst einmal Zwischenziele. Die Teamfindung – und dazu müssen wir Vertrauen untereinander aufbauen und stärken und ein Umfeld schaffen, in dem die Spielerinnen sich wohlfühlen. Ich bin der festen Überzeugung, daß man Potenziale nur sinnvoll entwickeln und fördern kann, wenn eine Wohlfühlatmosphäre besteht.
Dann wollen wir Quoten verbessern; über unser Training Trefferquoten messen, auf unterschiedliche Distanzen. Wir kennen die Quoten unserer Spielerinnen aus dem vergangenen Jahr und machen uns daran, diese zu steigern.
Erst wenn wir so weit sind, werden wir darüber sprechen, was wir auf dieser WM erreichen wollen.
Allerdings kann ich schon jetzt verraten, daß unser Ziel ist, klar besser zu sein als bei der letzten WM.“ Bei dieser Aussage haben wir ein Augenzwinkern bei Sönke bemerkt.

Sönke, mach weiter so, was wir dazu beitragen können, ist Daumendrücken – und sei gewiss: das machen wir und wir freuen uns, Euch nach Thailand zu begleiten.

… aber was wäre so ein Trainingstag ohne die im Hintergrund helfenden Hände?

Wir haben uns auch in Rastatt wohlgefühlt – die Trainer und das Team und haben sich bei den eigentlichen Gastgebern mit ein paar frischen Farben bedankt.

Auch von uns vielen Dank, wir kommen gerne wieder.