WM in Karlslunde – Impressionen

WM in Dänemark

Meine persönliche zweite WM hat wieder Spuren hinterlassen. Wir haben 27 Spiele Live übertragen, ich habe viele Fotos gemacht, ich habe mit vielen Spielern gesprochen und eine Menge gesehen. Im Folgenden, meine persönlichen und subjektiven Eindrücke der Doublette und Tete WM in Kalslunde, Dänemark vom 12. bis 15.05.2022 in Wort und Bild.

Die Dänen

waren tolle Gastgeber. Mit 40 Freiwilligen im grünen Dress wurden die teilnehmenden Nationen rundum versorgt. Gute Plätze in Halle und Zelt, gute Verpflegung, ein informierender Monitor, regelmäßige Durchsagen, stets hilfsbereit und ansprechbar, das Ganze gut durchstrukturiert. Danke an den dänischen Verband und alle Helfer, das war top organisiert.
Zusätzlich machten die dänischen Fans immer Stimmung, die Spieler überzeugten uns mit tollem Boule, Sports Live Masters sorgte für tolle Bilder vom Center Court.

Das deutsche Team

trat mit Eileen Jenal, Verena Gabe, Daniel Reichert, Matthias Laukart als Spieler an. Dazu auf der Bank die Trainer Sebastian Lechner und Sönke Backens. Im Hintergrund arbeiteten Martin Koch, Mischa Dörhöfer, Soeren Voigt, Michael Regeln und Hein Fuhrmann. Gemeinsam konnten wir euch spannende und tolle Spiele übertragen, wir waren in Dänemark ein Team und arbeiteten Hand in Hand.

Auf dem Platz starteten wir verhalten am Donnerstag, ließen es am Freitag krachen und feierten am Samstag die Bronze Medaille der Damen. Sensationell. Spannung pur beim Viertelfinalsieg gegen Israel, bei der knappen Niederlage der Herren gegen Malaysia und beim dramatischen Aus von Matze gegen Österreich.  Das war eine Werbung für unseren Sport und das Nationalteam. Tolles Team, top Leistungen, weiter so!

Die Finnen

waren die Überraschung in Santa Susanna. Auch diesmal kamen die Herren relativ weiter, die Überraschung waren aber diesmal die Damen aus Malaysia. Silber bei den Damen im Doublette und Bronze im Tete, bis zum Finale spielten sie fantastisches Boule, eine tolle Schiesserin und ein harmonisches und freundliches Auftreten als Team. Das hat uns allen große Freude bereitet und den Spielern aus Asien viele Fans eingebracht.

Die Gewinner

waren eindeutig die europäischen Teams und vorne weg die Spanier. Einziges Gold außerhalb Europas ging an das überragende Mixed aus Thailand. Ansonsten zweimal Spanien, einmal Italien und einmal die Schweiz ganz oben auf dem Treppchen. Mit Tunesien im Herren Doublette ging eine Bronze Medaille nach Nordafrika, Kambodscha holte ebenfalls Bronze bei den Herren, eine weitere Bronze Medaille für Thailand im Damen Tete, ansonsten eben Malaysia und das war es für die weit angereisten Teams.

Die Verlierer

sind schnell benannt. Die große Boule Nation Frankreich reist mit vier Stars an und holt gar nichts. Cindy Peyrot, Charlotte Darodes, Dylan Rocher und Henry Lacroix, mehr Boule Prominenz geht nicht. Wer das 3:13 der Damen gegen Malaysia gesehen hat, konnte sich nur die Augen reiben. Da war das 12:13 der Herren gegen die Schweiz schon knapper. Woran es lag, werden die Franzosen analysieren müssen. Mir ist nur aufgefallen, dass Charlotte in den Armen der belgischen Spielerinnen weinte und es wurde erzählt, dass Dylan und Henry beim Frühstücken im Hotel an verschiedenen Tischen saßen.

Platz 2 der Verlierer geht an Thailand. Im Vorfeld dachte man, die Medaillen werden zwischen Frankreich und Thailand aufgeteilt. Die Damen aus Thailand machten in der Vorrunde einen unschlagbaren Eindruck, dann kam das spanische Doublette und die junge Dame aus Malaysia.

Vielleicht hat der Modus zum Ausscheiden beigetragen. Der stramme Zeitplan war für alle Spieler eine Herausforderung. Beispiel Diego Rizzi am Samstag. Ab 17 Uhr drei Stunden Doublette gegen den Senegal, danach fast sofort Tete Halbfinale gegen Belgien und danach sofort das Doublette Halbfinale gegen Tunesien. Bis 24 Uhr. Sonntag dann um 09 Uhr das Tete Finale gegen Spanien. Hut ab vor allen die auf dem Platz standen.

Die Schiedsrichter

haben einen tollen Job gemacht. Immer präsent, immer freundlich, immer auf Kugelhöhe, immer dezent im Hintergrund. Die Linie war, viel Reden und Ermahnen, wenige Karten zeigen. Ich persönlich habe keine gesehen, Verstöße gab es natürlich immer mal. Eine nette Ermahnung und gut war es. Das hat mir gut gefallen. Ebenfalls, dass es trotz Spielen auf Zeit keine Zeit Schinderei gab. Schöne und faire Spiele.

Die Fans

hatten viel zu sehen. Vor Ort an vier Tagen jeweils mehr als 12 Stunden. Schön, dass es Fans aus Deutschland gab, eine Gruppe Engländer und viele weitere kleinere Gruppen aus den verschiedenen Ländern. Sehr wenige Franzosen aber natürlich viele Dänen und Schweden. Dazu eine lautstarke Truppe aus Marokko, die ihr Team immer unterstütze. Nach dem Sieg unserer Herren gegen Marokko gab es Anerkennung und shake hands, auch das ist Teil der Boule Familie.

Boule WM online ist die Alternative. Die Dänen übertrugen Samstag und Sonntag, die Franzosen teilten den Stream, dazu sah man viele Mevos und Handys im Einsatz. Die Schweizer Kollegin musste das Datenvolumen aufstocken, sie war selber überrascht vom guten Abschneiden ihres Teams. Mit über 300 Zuschauern hatten wir bei den Damen den Spitzenwert, klar 1.000 bei einer WM wären mal schön, aber nicht jeder Fan hat immer Zeit. In jedem Fall gab es viel zu sehen und wer ein Spiel verpasst hat, findet alles in unserer YouTube Playlist. Zur WM playlist

 

Die Technik

stellt uns immer wieder vor Herausforderungen. Am Sonntag konnten wir relaxt zuschauen, wie die Dänen das so machen. Kamerakran, drei weitere Kameras, armdicke Kabelstränge, der Reporter sitzt lässig am Tisch, hat einen Monitor und einen Co Kommentator und muss sich um nichts anderes kümmern, als zu kommentieren. Bildregie macht ein Kollege und das ganze geht sicher über die Bühne.

Bei uns sieht das anderes aus. Ein Handy versucht einen stabilen Hotspot über das Handynetzt aufzubauen. Die Mevo und ein Tablett verbinden sich darüber, ein Headset wird per Bluetooth gekoppelt, alle Geräte müssen per Power Banks am Leben gehalten werden. Und kein Gerät meldet sich, wenn es ein Problem hat. Kamera aus, Powerbank leer, Headset meldet sich ab und sagt nichts, usw. Wir versuchen immer besser zu werden und euch mit einem guten Stream zu begeistern, aber die Möglichkeiten sind (noch) eingeschränkt.

Die Boule Familie

lebt! Es ist ein tolles Miteinander, man lernt sich kennen, man grüßt sich, small talk mit Finnen, Letten, Schotten, Engländern, usw. Alle zeigen Solidarität mit den beiden Damen aus der Ukraine. Danach vergessen alle für 4 Tage das Leben außerhalb des Boule und man tritt ein in eine Boule Blase. Wie brachte es unser DPV Präsident Mischa Dörhöfer auf den Punkt, jede WM ist einzigartig und doch ist es immer wie ein Familientreffen. Zusammen erleben, zusammen fiebern, zusammen feiern. Danke dafür.

Der Spieler des Turniers

ist natürlich nicht leicht zu benennen. Viele haben mich begeistert, egal ob ein Rizzi im Doublette Finale 15 von 15 trifft und sich wie ein Kind über seinen Titel freut, die kleine große Dame aus Malaysia, Maya aus Schwerin die alleine für die Mongolei antritt, unsere fantastischen vier deutschen Spieler und speziell Verena und Eileen, die mit einer Medaille nach Hause fahren.

Darum ganz subjektiv, mein Spieler des Turniers ist Matthias (Matze) Laukart. Warum? Er startet mäßig ins Turnier, wechselt im Doublette auf die Legerposition, spielt ab Freitag auf einem Top Level (Legemaschine), bietet uns ein Drama im Tete, ein Drama im Doublette mit Daniel, ist kurz am Boden und steht kurz danach mit Daniel an der Bande und feuert das Damenteam an. „Wir sind ein Team“ und „Ich lerne aus jedem Spiel“ behalte ich ebenso in Erinnerung, wie seine stets faire, positive und offene Art. Bravo Matze

Fazit

Jedem Boule Fan kann ich nur einen Besuch bei einem internationalem Event ans Herz legen. Egal ob WM oder EM, macht euch auf und genießt Boule auf höchstem Niveau. Dabei kommt ihr den Stars nah, sammelt Erinnerungen und Begegnungen und lernt vom Zusehen. Und unterstützt unser Team vom Spielfeldrand, damit wir zusammen weitere Erfolge feiern können. Schaut in den DPV Kalender und dann macht euch auf den Weg.

(Wenn ich Spieler schreibe, dann meine ich immer alle Geschlechter)