DPV 10 Fragen – Ein Echter Bouler
von Michael Regelin · Veröffentlicht · Aktualisiert
10 Fragen an Volker Hübchen
Gruppenleiter Pétanque der TSG Echte
Ein „Echter“ Bouler sitzt heute hier in Fürth vor mir, Volker Hübchen von der TSG Echte, aus Echte, einem Ort in Südniedersachsen.
Frage: Volker, wie bist Du darauf gekommen, Pétanque zu Deinem Sport zu machen?
Volker Hübchen: Das ging über die berufliche Schiene im Bauamt unserer Gemeinde. Ich musste für das Freibad etwas finden, was wir als Aktivität auf dem Gelände zusätzlich anbieten konnten. Ein alter Sportler, der viel für die Sportverbände im Land unterwegs gewesen ist, hat mich dann auf Boule oder Pétanque aufmerksam gemacht – er meinte, das würde passen.
Als ich mich dann dienstlich mit Pétanque beschäftigt habe, habe ich gesehen, daß das ja eine ganz schöne Sache ist. Ich habe in der Nähe gesucht, wo Boule gespielt wird, bin hingefahren, hab’s angesehen und das hat mich so begeistert, daß ich mich entschieden habe, Boule in Echte selbst anzubieten.
Vor 13 Jahren hat das angefangen, ist sehr gut eingeschlagen und so ist eine ganze Gruppe entstanden.
Frage: Was hat Dich motiviert, Dich über das Spielen hinaus zu engagieren?
Volker Hübchen: Das stammt bei mir aus ganz frühen Zeiten. In meiner Jugend habe ich Volleyball gespielt und schon zu der Zeit vieles auf Kreis- und Bezirksebene organisiert und geleitet. Das hat sich nun hier beim Pétanque einfach fortgesetzt.
Frage: Wenn ich nun schon Gelegenheit habe, mit einem echten Bouler zu sprechen, möchte ich natürlich auch wissen, was zeichnet so einen echten Bouler aus?
Volker Hübchen: Einen echten Bouler zeichnet im Grunde aus, daß er das Spiel mit Spaß betreibt, den Spaß beim Spiel beibehält und im Spiel dem Gegenüber unabhängig von Geschlecht, Konstitution und Alter auf Augenhöhe begegnet. Man braucht ja keine besonderen körperlichen Voraussetzungen und das sorgt dafür, daß man eben mit oder gegen jeden Partner auf Augenhöhe spielen kann.
Frage: Gehörst Du zu den Spielern, die trotz einer gesunden Portion Ehrgeiz, den ich einfach unterstelle wenn jemand spielt, den Spaß trotzdem in den Vordergrund stellt?
Volker Hübchen: Ja, denn Spaß wollen wir haben, es in Stress ausarten zu lassen ist sicher der Gesundheit nicht förderlich. Man kann sich über das Eine oder Andere auch einmal ärgern, aber man muss auch sehen, daß das Ergebnis nicht immer das Entscheidende ist. Man kann auch Spiele verlieren und trotzdem zufrieden vom Platz gehen, weil einfach das Spiel Spaß gemacht hat.
Frage: Spaß am Spiel ist das Eine, Du hast aber auch vom Spaß an der Begegnung gesprochen, weil Jeder mit Jedem spielen kann. Ist Dir da ein besonders Spiel oder eine besondere Begegnung in Erinnerung?
Volker Hübchen: Ja, ich war in meiner Anfangszeit z.B. sehr überrascht, auf eine Spielerin zu treffen, die im Rollstuhl saß. Sie war durch das Medikament Contergan körperlich sehr gehandicapt. Mit Längen von zehn Metern hatte sie deutliche Probleme, hat aber sonst ganz normal mitgespielt.
Frage: … unabhängig von Geschlecht, Konstitution und Alter hattest Du gesagt. Ein Beispiel für die Konstitution hatten wir gerade, nun zu Geschlecht und Alter. Du bist nicht über Deine Eltern zum Boulesport gekommen aber der Name Hübchen erscheint ja auch mehrfach in der Bouleszene, wer macht denn noch alles mit?
Volker Hübchen: Drei Viertel meiner Familie spielt Boule, meine Tochter Anne hat damals sehr großes Interesse gezeigt und ja auch gut gespielt, ebenso meine Frau, beide haben es schon mehrfach zu den Deutschen Meisterschaften geschafft. Wir sind zu dritt vom Boulevirus infiziert, was es natürlich sehr erleichtert hat. Wenn man häufig zu Turnieren fährt, ist es schon gut, wenn die ganze Familie zusammen ist. Unser Sohn hat nicht so den Spaß an dem Spiel entwickelt und geht seinen anderen Interessen nach, denn ich habe ja schon gesagt, der Spaß steht im Vordergrund.
Frage: Also haben es die Beiden einfach bei Dir gesehen, selbst Spaß gefunden und mitgemacht?
Volker Hübchen: Ja, beide wurden von dem Virus infiziert und unterstützen mich zum Teil im Boulebereich über die Boulebahn hinaus.
Frage: Als weiteres Stichwort hast Du Fairness genannt. Wie wichtig ist Fairness beim Boulesport?
Volker Hübchen: Fairness ist das hohe Gut und sollte im sportlichen Miteinander eigentlich selbstverständlich sein. Ganz schnell ist der Spaß dahin, wenn man unfair spielt. Man sieht das oft, daß man durch ein unfaires Verhalten vom Gegner irritiert wird oder daß es beim Messen nicht ganz mit rechten Dingen zugeht. Das will ein echter Bouler nicht. Fairness und Respekt machen ein gutes Spiel aus. Das lässt sich auch auf das Leben übertragen.
Frage: Eines hast Du nicht extra erwähnt, es klingt aber in unserem Gespräch deutlich durch, Leidenschaft ist bei Dir schon dabei?
Volker Hübchen: Ja, Leidenschaft brauche ich, um dahinter zu stehen und mich zu engagieren. Ohne Leidenschaft nimmt man nur an irgendwelchen Spielen teil, mit Leidenschaft hängt man sich rein und engagiert sich über das normale Maß hinaus.
Frage: Nun zur zehnten und letzten Frage: Wir haben jetzt über die echten Bouler gesprochen. Hast Du einen Tipp für uns, wie man einen unechten Bouler erkennt?
Volker Hübchen: Das ist einfach, wer mürrisch auf dem Platz steht und unfair spielt, kann kein echter Bouler sein.
Ein schönes Schlusswort, Vielen Dank und viel Spaß an Deinen weiteren Spielen.
Die Fragen stellte Michael Regelin am 15.09.2020