Marseillaise? Die Nachlaise!

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Viele kleine Berichte über den Erfolg „unserer“ Damen bei der Marseillaise haben wir bereits veröffentlicht, Videos von den Spielen aller Espoirs waren zu sehen – aber war’s das?

Nein, natürlich nicht, da war noch viel mehr!

Das Wichtigste vorweg: alle sind gesund und munter wieder zu Hause angekommen. Alle nicht geimpften TeilnehmerInnen wurden mehrfach getestet und für gut empfunden – negativ zwar, aber das war ja das Positive. Die Infrastruktur hierzu war hervorragend.

Mischa Dörhöfer, der die Marseillaise aus eigener Anschauung seit 14 Jahren kennt und dort mit Familie auch schon gespielt hat, freute sich, daß in 2021 erstmals offizielle deutsche Teams am Start waren – 2020 hatte Covid der schon gebuchten ersten Teilnahme noch ganz kurzfristig einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Unter dem Motto „Messen mit den Besten“ reisten neun Espoirs nach Marseille, wo das Herz des Pétanque einen besonderen Takt schlägt. Neben dem Spiel unter anderen Bedingungen als in Deutschland sollten die Youngsters französische Luft schnuppern, Pétanque atmen und lernen, daß „au lait“ keine spanische Aufforderung zum Stierkampf oder zum Tanz ist und das Carreau und Carrée nicht das Selbe sind.

Erster Tag:
Am 1.Juli angereist ging es für die sechs Damen nach dem Beziehen des Hotels in Richtung Strand, aber nicht zum (Sonnen-)Baden, sondern um dort bei einem entspannten Einspielen erst einmal die Reise aus dem Arm zu bekommen.
Das hat, wie man später nicht nur einmal sehen konnte, hervorragend geklappt.

Beim ersten Spiel des Damenturniers am darauffolgenden Freitag zeigten sich beide Teams (Eileen Jenal, Luzi Beil, Domino Probst und Lea Dörhöfer, Laura Caliebe, Fabienne Baier) in bester Form.
Jetzt waren sie noch ohne Beobachtung durch das Kommunikationsteam, das per Minibus mit Kartons voller neuer Ausstattung noch auf den Autobahnen via Freiburg unterwegs war. 

Die große Überraschung kam beim zweiten Spiel und dem Stand von 6:2 und 6:4; ein Pfiff und es begann eine Unterbrechung für die heilige französische Mittagspause von zweieinhalb Stunden – auch das eine neue Erfahrung. Mittagessen am See im Schatten, die Speisen so gewählt, daß  die später zu erbringende Leistung gefördert wird und nicht alles Blut in den Adern zur Verdauung im Magen benötigt wird.

Lea, Laura und Fabienne hatten in dieser Partie ein von Toro gesponsortes Team als Gegner und lernten weiter: die Zielkugel press am Randstein der Straße ist in Marseille kein Grund nicht weiterzuspielen. Und sie lernten schnell: keine dieser Aufnahmen wurden verloren.

Weiter im Gleichschritt gewannen beide Teams auch diese Begegnungen, die erste KO Runde und bekamen beide ein Freilos in der Quadrage. Während dem einen Team Platz und Gegner zugewiesen wurde, wurde dem anderen Team gesagt, der Gegner stünde noch nicht fest.

Obwohl jetzt schon ein erster Grund zum Feiern gegeben war, ging es dann nach dem Abendessen für die Damen diszipliniert früh ins Bett, um am nächsten Tag die nächsten Begegnungen wieder mit höchstem Leistungsvermögen anzugehen. Der Eindruck bester Professionalität, den wir bisher bei den Kadertrainings gewinnen konnten, wurde hier noch einmal bestätigt.

Und der zweite Tag im Turnier?
Ohne das Kommunikationsteam, das am Vortag erst gegen zehn Uhr abends eintraf und ohne die jungen Herren, die ab Mittag die mitfiebernden Fans verstärken sollten, hatte ja alles bestens geklappt, würde sich die Erfolgsserie auch mit uns fortsetzen?

Erst einmal eine Überraschung: plötzlich hieß es, die beiden deutschen Damenteams träten im Sechzehntelfinale gegeneinander an, was beim Zubettgehen noch anders in den Köpfen war.
Protest gegen die vermeintliche Neuauslosung einlegen?
Naja, zumindest nachfragen, aber es war wie es war.
Positiv gesehen war nun ein Team im Achtelfinale und das allein hätte schon für eine Erfolgsmeldung gereicht – und daß es so ein glatter Durchmarsch war, damit war vorher nicht zu rechnen.

Nach drei souverän gewonnenen Partien war dies dann das sichere Aus für eines der Teams. Lea, Fabienne und Laura mussten am Ende die einzige Niederlage eines deutschen Damen Teams in diesem Wettbewerb erleben. Eine beeindruckende Bilanz von 11:1 Spielen für unsere SpielerInnen um die beiden Bundestrainer Daniel Dias und Sebastian Lechner. Nimmt man das 2:1 der Herren hinzu, dann kann man nur stolz auf unsere HoffnungsträgerInnen sein.

Wer dieses Spiel gesehen hat, hat auch registriert, daß nicht nur die mittlerweile angereisten Ben Weiland, Sebastian Junique und Gabriel Huber neben den Trainern und dem Präsidenten als Zuschauer am Spielfeldrand standen, sondern auch die Bayerischen Fans um Uli Moritz und geschätzt gut 100 Franzosen, die schon aufmerksam wurden auf das, was „les Allemands“ dort auf französischem Boden leisteten – die Zuschauerzahlen stiegen von Spiel zu Spiel.

Für Domino, Luzi und Eileen ging es dann weiter. Achtel-, Viertel- und Halbfinale, da wäre so viel zu erzählen, was sich aber in Kürze mit je zwei Worten zusammenfassen ließ: souverän gewonnen.
Da die erste Runde des Hauptturniers zeitgleich mit dem Finale des Damenturniers stattfand und unsere Finalistinnen deshalb nicht am Hauptturnier teilnehmen konnten, verzichteten auch Lea, Laura und Fabienne auf den Start dort, wollten sie doch von der Tribüne aus „ihr“ Team anfeuern und unterstützen.

Der dritte Tag:
Zu der Live-Übertragung des Finales, die exklusiv bei FR3 zu sehen war, war für uns Heinz Zabel im Boulodrome dabei. Ihm verdanken wir die vielen tollen Eindrücke von den verdienten Siegerinnen.

Zu den Jungs: etwa 4 Kilometer entfernt auf einem aufgelösten Autoparkplatz lief das erste Spiel der Herren Espoirs. Etwas nervös wurden Hein Fuhrmann und Michael Regelin hinter der Kamera schon, als es nach zwei Aufnahmen 0:6 stand und wir keinen Fehlschuss des gegnerischen Tireurs dokumentieren konnten. Vor der Kamera allerdings wurde dieses Zwischenergebnis schnell abgehakt, zwei absolut auf den Punkt gelegte Kugeln von Ben machten klar: so geht’s nicht.
In der Tat nicht, die nächsten vierzehn Punkte wurden anders verteilt, einer für unsere Gegner, deren Tireur seine Konstanz wohl an Ben abgegeben hatte und eben dreizehn für Ben, Sebastian und Gabriel, das reichte für den Sieg.

Lange Pause, zweites Spiel, zweiter Sieg – läuft.
Auf der Pferderennbahn mit Unterstützung der gesamten Delegation wurde dieses Spiel mit einem spektakulären Schuss beendet.

Das dritte Spiel der Herren um Coach Marko ist uns dann irgendwie entgegangen. Als die Jungs „Hopp, Hopp!“ zum Spiel gerufen wurde, waren wir nicht in der Nähe (das müssen und wollen wir verbessern) und kamen zu spät. Gegen zu starke Gegner aus Monaco, die keine Fehlkugeln kannten, konnten unsere jungen Wilden alleine nicht bestehen.

Großes Bedauern auch beim Präsidenten, den Bundestrainern und den Damen, die die Unterstützung, die sie erfahren hatten, nicht zurückgeben konnten. Sie mussten zu der Zeit den Organisatoren des Turniers für Interviews und Sponsorengespräche zur Verfügung stehen und konnten deshalb nicht dabei sein, Sachzwänge nennt man das wohl.

Und was noch?
Mit Schmunzeln haben wir bemerkt, daß unsere Kamera, unser Tablet zur Steuerung und das Headset Aufmerksamkeit erregten. Was für unsere Kaderspieler und -spielerinnen schon zur Selbstverständlichkeit geworden ist, war in Marseille ein Alleinstellungsmerkmal, über das auch in der örtlichen Zeitung, der Marseillaise, sogar ausführlich berichtet wurde.
Für uns ist das schon normal, schliesslich verfolgen wir drei Ziele damit:

  1. Wir wollen Euch mit aktuellen Informationen und den Bildern dazu versorgen,
  2. Wir wollen Spieler und Spielerinnen daran gewöhnen, von der Kamera beobachtet zu werden (beim Endspiel war es ja das Fernsehen, das Bilder und Töne -die Damen waren verkabelt- lieferte, nix Neues also)
  3. Wir wollen den Trainern die Gelegenheit geben, die Spiele nachzubereiten und das nicht irgendwie aus der Erinnerung, sondern mit lebenden Bildern.

Und danach?
Das Ende des Turniers war aber nun nicht das Ende der Spiele.
Am Montag ging’s nach La Ciotat, an die Wiege des Pétanque, diesmal ohne die kritischen Augen der Kamera.

Naja, nicht ganz, denn La Ciotat war nicht nur das Ziel für weitere Spiele, sondern auch eine Pilgerreise zum … aber da war die Kamera noch schussbereit!

Dann aber sofort ins Turnier und gleich in der Hitze der südlichen Sonne verloren. Ein Ausrutscher, wie sich zeigte, denn das B-Turnier wurde klar gewonnen, so berichtete unser Präsident. Die Siege teilten sich Daniel, Marco und Laura sowie Lea, Domino und Eileen.

Das zweite Turnier „in der Wüste“ wurde dann wegen fehlender Infrastruktur abgebrochen, aber dafür wurde noch ein Training im Parc Borely angesetzt, der erste Schritt für eine erfolgreiche Teilnahme auch in 2022?

Nun noch auf Einladung der Präsidentin des Bouche du Rhone zu einer Soirée, einem tollen Abend mit Musik, gutem Essen und dem einen oder anderen Getränk und natürlich der Besuch des Endspiels, sicher für alle ein ganz besonderes Ereignis, bevor am nächsten Tag für die noch Verbliebenen der Rückflug angesagt war.

Wie in der Einleitung schon bemerkt: Alle sind gesund und mit unendlich vielen Eindrücken nach Hause gekommen, ständige Tests vor der Arena und vor dem Abflug haben das gezeigt. Das gesamte Team hat gemeinsam Erfahrungen gesammelt und ist weiter zusammengewachsen

Die Betreuer, Präsident, drei Trainer und die drei Kommunikatoren und die, die gespielt haben, haben viel gemeinsam erlebt, nie musste sich jemand alleine gelassen fühlen und immer wenn eine Frage auftauchte, wurde gemeinsam ein Antwort gefunden.

Mit einigen Stimmen der Teilnehmer beschliessen wir unsere Berichterstattung von der Marseillaise 2021 und wenden uns bis Juli 2022 wieder unseren anderen Themen zu:

„Wir haben Geschichte geschrieben – und das ist erst der Anfang!“
„Eine tolle Erfahrung, die man so schnell nicht vergisst!“
„Sehr g****s Erlebnis!“
„Mega Erfahrung“
„Super viel Spaß“
„It’s all about teamwork!“

Dem ist nix hinzuzufügen – Punkt!