Boule im Breitensport „Das Gold in unserer Hand“

Heute sprechen wir mit Michael Gallenberger, kommissarischer Referent für Breitensport im BPV und Mitglied im Breitensportausschuss des DPV. Michael Gallenberger wohnt im Landkreis Fürstenfeldbruck und arbeitet dort als selbständiger Friedhofsgärtner. Wir freuen uns, dass er uns seine Ideen zum Pétanque in Bayern/Deutschland vorstellen und uns als Praktiker handfeste Unterstützung auf den Weg geben wird.

Michael Gallenberger: 2017 bei einem VHS Französischkurs meinte die Dozentin, dass zur französischen Sprache auch das Boulespiel dazugehört. Das war der erste Kontakt zu den Kugeln. Innerhalb einer halben Stunde, nein, innerhalb von 10 Minuten wusste ich, dass das mein Sport ist. Und zwar nicht, wie seither beim Tennis zwei Stunden die Woche, sondern fast täglich. Das Spiel lässt einen die Welt um sich herum vergessen. Kein Handy, keine Sorgen, alles weg.

Einer der Mitspieler war Mitglied im BC Germering, der mich dann  zu einem innerstädtischen öffentlichen Platz mitnahm. Dort wurde ich gleich Mitglied.

Zeitlebens war ich immer Quereinsteiger, was für mich den Vorteil hat, dass mir Dinge auffallen, die andere, die schon lange dabei sind, nicht bemerken oder halt als gegeben ansehen.

Das Spielen dort war super. Nach dem Spiel war meine Frage, so war ich es ja vom anderen Sport (Fußball und Tennis) gewohnt, wo gehen wir denn jetzt hin? Wo ist denn euer Häusel? Lange Gesichter. Es war bis dato nicht üblich, dass man sich nach dem Spiel noch gemütlich zusammensetzt. Später schon (lacht). Mir sind dann noch andere Dinge aufgefallen, z.B. es gab keine Infrastruktur, wie z.B. Toiletten und Parkplätze. Jeder Stockerlschießverein in Bayern hat das. Ein nächster Gedanke war, dass der Altersdurchschnitt der Truppe recht hoch war und keine Jüngeren nachkamen. Ich habe mich auch umfassend über das Spiel und die Taktik informiert und für alle regelmäßige Trainingsroutinen eingeführt und auch einmal monatlich nach den Regeln des Pétanque Sportabzeichen trainiert. Egal wie, wir sind erster in unserer Liga geworden. Und jetzt kommt der Knackpunkt. Wir sind nicht aufgestiegen. Wo gibts denn sowas? Überall steigen Teams auf und ab, nur hier nicht. Das hab ich so nicht gekannt, habe in den Regularien nachgelesen und beschlossen, wenn ich Änderungen möchte, brauche ich ein Amt.

Irgendwann wuchs in mir der Gedanke, dass man in einem so kleinen Verein nicht weiterkommt, weil der Spielerzufluss fehlt. Und so reifte der Gedanke, dass es der beste Weg wäre, sich einem Großverein anzuschließen, der die ganze Infrastruktur hat, bei dem auch die ganzen Vereinsstrukturen angelegt sind und der aufgrund der schieren Mitgliederzahl von 2000-5000 einen guten Bodensatz an zukünftigen Spielern bietet.

Der Vorstand des SV Germering war sofort von der Idee angetan und einen Abteilungsleiter hatte er ja auch schon (lacht). 2020 haben wir dann unseren 10 Bahnen-Bouleplatz, einen ehemaligen Tennisplatz, eingeweiht. Über uns – Abteilung Boule des Sportverein Germering e.V. (sv-germering.de) Mit rund 5000 € Kosten, ist dies für einen Verein ein relativ kleiner Betrag, auch im Unterhalt, verglichen mit einem Sportplatz, Schwimmbad oder einer Leichtathletikanlage. Die 80 Tonnen Material haben wir zu dritt nachmittags in 6 Wochen verarbeitet.

Der Weg dahin, verbunden mit Behördenauflagen, Planungen, Vereinsregularien usw. ging allerdings über ein Jahr. Die Erkenntnisse daraus möchte ich euch gerne zur Verfügung stellen. Somit hättet ihr für euer Projekt schon eine gute Grundlage an Informationen und müsstet nicht bei null anfangen.

Wie trete ich an die Vereine ran, wie ist die Vorgehensweise?

Meistens rennt man mit seinem Anliegen offene Türen ein, weil die Verantwortlichen sofort sehen, dass es ein wichtiges und weiteres gutes Angebot im Großverein ist. Geeignet für jung und alt, Oma, Onkel und Cousine. Bei einem Tag der offenen Tür oder einer größeren Veranstaltung kann der Sport vorgestellt werden. Für diese erste Kontaktaufnahme brauchen wir begeisternde Menschen aus unserem Boulesystem, unsere Headquarter, die geeignete Vereine aussuchen und diese bis zur neuen Bouleabteilung begleiten. Diese Vereine (erste Filiale) finden sich oft auf dem Land, wo ja eh jeder seit der Geburt irgendwo Mitglied ist. Und der eine Vorstand kennt den vom nächsten Flecken usw. und es pflanzt sich fort.  Für einen messbaren Erfolg rechne ich mit einem Zeitraum von zwei Jahren.

Für mein neues Amt im Breitensport habe ich außerdem folgenden Fünfpunkteansatz.

  • Pétanque : Ist eine entwickelte Sportart und organisiert.
  • Der Mensch: Ist wie er ist.
  • Dieser Mensch muss jetzt irgendwie dazu bewegt werden, Mitglied in einem Pétanqueclub zu werden. Durch den Verband? Nein, es gibt keinen direkten Zugriff zu dem Menschen, der da spielt.
  • Der Mittler da ist der Verein. Von diesem erwartet er eine Infrastruktur. Ein Verein ist ein geschützter Bereich, wo man sich nicht für das Tun rechtfertigen muss, weil man unter Gleichgesinnten ist. Anders als in einem öffentlichen Raum, wo es vielen zu „unseriös“ erscheint. Der Weg vom bisherigen Tennis/Fußball/Volleyballspieler zu einer anderen Abteilung im Verein ist kürzer und wunderbar gegeben. Dazu ein weiterer Gedanke zu den Jugendlichen. Ein Schulleiter wird seine Schüler im Rahmen einer Kooperation nicht in den Hofgarten zum Spielen schicken, in einen Verein mit seinem geschützten Bereich, rechtlichen Strukturen und geschulter Obhut dagegen schon.
  • Der Verband sollte sich an die Bedürfnisse der Spieler anpassen. Grob gesagt, die Ruheständler, die Berufstätigen, die jungen Erwachsenen haben unterschiedliche Ressourcen, zeitlich und räumlich. Das sollte überdacht werden.

Auf meine Arbeit im Verband freue ich mich und ihr dürft mich gerne beim Wort nehmen. Ruft mich einfach an, fragt nach. Wir im Breitensport suchen bouleverrückte Mitstreiter, die uns auf dem Weg zur Verbreitung unseres Sports unterstützen und ihn aus dem momentanen Nischendasein an die Öffentlichkeit bringen.  Ich stelle euch gerne alles, was ich weiß, bisherige Pläne und die gesammelten Informationen zur Verfügung, gebe euch Tipps zur Suche geeigneter Vereine und helfe euch gerne auf die Sprünge, wenn noch ein kleiner Schritt fehlt.  breitensport@petanque-bayern.de, Tel.: 0173 9152824

Wir haben das Gold in unserer Hand!

Wir besitzen den Colastand in der Wüste und müssen jetzt nur noch dafür sorgen, dass die Reisegruppe vorbeikommt!

Marina Regelin: Lieber Michael, vielen herzlichen Dank für deine Gedanken und deine Ideen. Wir wünschen dir und somit unserem schönen Sport viel Erfolg. Allez les boules!