Nichts ist beständiger als der Wandel

Im Präsidium und der sportlichen Leitung des DPV wird es einige Wechsel geben. Der DPV-Vizepräsident Christoph Roderig ist nach der letzten Hauptausschuss-Sitzung der Landesverbände mit dem Präsidium mit der zusätzlichen Aufgabe betraut worden, die Leitung des internationalen Sports im DPV zu übernehmen. Damit wird er verantwortlich für die Damen- und Herren-Senioren-Kader, die Bundestrainer*innen sowie die Leistungssport-Referenten und den Sportdirektor. Außerdem vertritt er den DPV-Vizepräsidenten Sport im Leistungssportausschuss. Im November wird Roderig dann für das Amt des DPV-Vizepräsidenten Sport als Nachfolger von Martin Schmidt kandidieren, der wiederum zumindest bis dahin für alles verantwortlich bleibt, was auf nationaler Ebene zu regeln ist.

Im Gespräch mit DPV-Redakteur Michael Regelin erklärt der amtierende DPV-Vizepräsident Kommunikation die Beweggründe für diese Wechsel aus seiner Sicht.

FRAGE: Christoph, Du willst uns im Kommunikationsausschuss verlassen, was haben wir falsch gemacht?

CR: (lacht) Das Einzige, was Ihr falsch gemacht habt, ist, dass Ihr alles richtig macht, sonst könnte ich Euch ja mit dem wichtigsten Ressort im Verband nicht alleine lassen! Nein, Spaß beiseite, es ist ja wirklich so, dass der Kommunikationsausschuss seit geraumer Zeit beweist, dass er ein tolles Team ist, in dem sehr eigenverantwortlich und trotzdem Hand in Hand gearbeitet wird. Wer die Homepage des DPV genauer betrachtet, wird feststellen, dass über viele Monate dort eine Monokultur mit dem Autoren Christoph Roderig geherrscht hat. Das hat sich längst geändert, nun finden sich da eine ganze Reihe weiterer Autoren und Redakteure – und nicht zu vergessen unsere Autorin und Redakteurin – und andere Mitglieder aus dem Ausschuss arbeiten im Hintergrund zu. Außerdem bleibe ich ja erreichbar, falls mich tatsächlich noch irgendjemand mal dort braucht. Und dann gibt es natürlich eine Nachfolge in dem Amt, hier weiß ich, dass bereits drei Kollegen aus dem Ausschuss übernehmen würden, es liegen aber auch schon Bewerbungen aus Landesverbänden vor.

FRAGE: Was steckt hinter der Aufteilung des DPV-Leistungssports in einen nationalen und einen internationalen Bereich? Und das mitten im „laufenden Betrieb“?

CR: Die Gründe hierfür liegen tatsächlich sowohl in der Kurz- als auch in der Langstrecke. Kurzfristig ist es so, dass der schwierig bis gar nicht zu planende Wettkampf-Sportbetrieb, sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene, für die Verantwortlichen tatsächlich mehr Aufwand bedeutet, als sie ihn in „normalen“ Zeiten haben. Wenn das Getriebe einmal läuft, DMs und Bundesliga, Masters-Turniere und Länderpokale geplant und terminlich fixiert sind, dann gibt es bewährte Teams mit vielen Helfer*innen, die für einen reibungslosen Ablauf sorgen. In Zeiten wie diesen ist das aber nicht der Fall. Heute kann es uns passieren, dass alles geölt und vollgetankt ist, der Motor schon läuft, Du ihn aber im letzten Moment wieder ausmachen und neu planen musst, ohne einen Meter gerollt zu sein. Da hat es wenig Sinn, in diese Planungen und Vorbereitungen mehr als zwei oder drei Leute zu involvieren, zu viele Köche verderben auch hier den Brei. Und wenn man ständig ein neues nationales Planspiel auf den Tisch bekommt, gleichzeitig aber auch die erforderlichen – derzeit aber ebenso kaum planbaren – Termine für Kadertreffen, nationale und internationale Einsätze, Trainings und Sichtungen managen soll, dann wird das zu viel.

Langfristig spielt aber auch die Verbandsentwicklung insgesamt für den DPV eine Rolle. Es gibt hier eine Reihe von Prozessen und Verantwortlichkeiten, die sich in den letzten 10 bis 15 Jahren überlebt haben. Es wird aktuell vieles hinterfragt und nach besseren, leistungsfähigeren oder auch nur einfacheren Alternativen gesucht, die Abläufe optimieren und Zuständigkeiten sinnvoller aufteilen. Hier spielt auch die Neubesetzung der Position des Sportdirektors mit hinein. Jürgen Hatzenbühler soll dem Deutschen Pétanque-Sport an anderer Stelle, mit modifiziertem Profil u.a. im DBBPV, gerne erhalten bleiben.

Zurück zur Aufteilung des Sport-Ressorts: Es ist auch hier gar nicht ausgeschlossen, dass die Trennung der sportlichen Bereiche über die Zeiten einer Pandemie hinausreicht. Andererseits haben wir ohne Einschränkungen ja auch Teams, die den Sportbetrieb sicherstellen und insbesondere den DPV-Vizepräsidenten Sport in dem Bereich erheblich entlasten. Wir werden sehen, was sich durchsetzt.

Michael Regelin im Gespräch mit Christoph Roderig.

FRAGE: Christoph, mindestens Eines habe ich ja von Dir gelernt, und das ist die Fragetechnik, die ich nun auch einmal Dir gegenüber anwende: Was siehst Du als Deine drei wichtigsten Ziele, die Du zumindest bis zum November im Bereich internationaler Sport erreichen möchtest?

CR: Mir ist es wichtig, die Verbandsentwicklung insbesondere im sportlichen Bereich eng zu begleiten. Hier laufen beim DPV-Vizepräsidenten Inneres, Dirk Engelhard, alle Fäden aus dem Präsidium, den Ausschüssen und weiteren Gremien zusammen. Dirk war beruflich über Jahrzehnte Sportfunktionär beim Landessportbund NRW. Seine Expertise ist mit Sicherheit eine große Hilfe für alle Ressorts, in denen ein Wandel stattfinden wird.

Das sind kleinere und größere Schritte die gemacht werden – und dieser Weg wird sicher länger als ein paar Monate sein. Am Ende dann hoffentlich in einer Zeit ohne Pandemien. Ich möchte im Zuge dessen aktiv mitgestalten, dass die Amtsübergabe des Sportdirektors an seine/n Nachfolger/in für alle Seiten möglichst komfortabel und barrierefrei dargestellt wird. Ich bin mir sicher, dass ich in diesem Prozess hilfreich moderieren kann und sämtliches Know-How dieser Position verlustfrei weitere Besitzer/innen bekommt.

Weiterhin ist es mir wichtig, im sportlichen Bereich eine gezieltere Identifikation und Förderung von Talenten zu erreichen. Dies läuft zum einen über die Kaderarbeit in den Landesverbänden, die eine solche haben – allen anderen wird hier gezielte Unterstützung angeboten. Zum anderen wirkt das aber natürlich auch tief in den Breitensport hinein. Auch hier muss es für ambitionierte Spieler*innen Möglichkeiten geben, erkannt zu werden und so weit es geht auch ganz oben mitmachen zu können.

Ein dritter Punkt, der mir wichtig ist, ist es, dass sich unsere National-Spielerinnen und -Spieler jederzeit wohl fühlen. Soll heißen: dass sie sich mit den Bundestrainer*innen jederzeit ausschließlich um ihre sportliche Entwicklung kümmern und sich auf die internationalen Wettbewerbe vorbereiten können. Sämtliche administrativen Herausforderungen sollen vom Leistungssport-Personal unter meiner Federführung von den Aktiven ferngehalten werden. Es ist keine ganz neue Erkenntnis, dass ein „freier Kopf“ wesentliche Voraussetzung für erfolgreichen Pétanque-Wettkampfsport ist.

FRAGE: Welcher dieser drei Punkte ist Dir am wichtigsten?

CR: Der letztgenannte, das befreite Aufspielen und die ungestörte Entwicklung unserer Spitzenspieler*innen.

FRAGE: Warum ist dies Dein wichtigster Punkt?

CR: Weil es unsere ehrenvollste Aufgabe als Bundessportverband ist, dafür zu sorgen, dass Deutschland auf internationalem Parkett sportlich bestmöglich repräsentiert wird. Das ist ja keine Kleinigkeit, wenn Du mit dem Bundesadler auf dem Arm irgendwo antrittst. Und ich habe auch noch eine ganz persönliche Rechnung offen: 2004, bei der Damen-WM auf Gran Canaria, hat unser Team das Finale erreicht. Ich war damals auch für die Kommunikation zuständig, wusste aber von vorneherein, dass ich vor dem Finale wegen geschäftlicher Termine wieder abgereist sein muss. Die Spielerinnen haben mir noch Jahre später vorgeworfen, dass sie gewonnen hätten, wenn ich dort geblieben wäre – der Stachel sitzt tief! Und das passiert mir nicht noch einmal – das nächste Finale gewinnt Deutschland!

Übrigens habe ich in meiner aktiven DPV-Zeit damals auch 2005 von der Position des DPV-Vize Kommunikation in die Position des DPV-Vize Sport gewechselt und in den Folgejahren u.a. mit den DPV-Teams den Internationalen Nordsee-Cup gewonnen.

FRAGE: Letzte Frage, weil Du es selbst angesprochen hast: der Adler auf dem Arm wird ja dann auch Deine zukünftige Dienstkleidung. Wirst Du die Ausstattung mit der Beschriftung „Team Broadcast Communication“ vermissen?

CR: Das mit der Dienstkleidung warten wir mal ab. Solange sich niemand beschwert trage ich selbstverständlich weiterhin die Garde-Uniform der Elite-Einheit!