Aus vier mach eins – Endrunde im Zeitschießen

Erster Mai 2021, erstes Jugend-Online-Masters

Wir sind dabei – allerdings nicht als Spieler, weil das Durchschnittsalter im Kommunikationsausschuss doch etwas höher ist, als hier gefordert. Kurz vor zwei am Rechner, um der einleitenden Plauderei zwischen Linus Schilling und Gabriel Huber zuzuhören. Gabriel hat prima durch die Veranstaltung geführt, er hatte in der Regie Alles im Griff und die kleinen Pannen, die passierten, wenn mal eine Verbindung abbrach oder ein Mikrofon offen blieb, machten die Moderation nur sympathischer.
Wir sind halt nur engagierte Amateure, das wissen unsere Leser und Zuschauer und das darf man auch merken.

Ab zu den Halbfinalen, zuerst zu den Espoirs:

Hier haben sich alle vier Spieler aus der Zwischenrunde fürs Halbfinale qualifiziert, Felix Hager aus BaWü und Ben Weiland aus Hessen waren zuerst an der Reihe. Die Schussübungen waren an zwei parallelen Einblendungen auf dem Bildschirm zu sehen, es war nicht ganz einfach, den genauen Überblick zu behalten, aber das ist ja Live nicht anders. Die deutlich schnellere Zeit für 30 Schüsse in 2:49 gegenüber 4:00 und nur 45 Strafsekunden mehr wegen 10 statt 7 Löchern machten Ben zum Sieger und ersten Finalteilnehmer.

Eileen Jenal von der Saar gegen Sebastian Junique aus Berlin lautete das HF2. Hier ging Eileen erst online, als sie den Wettbewerb schon begonnen hatte, während Sebastian sich die Zeit nehmen konnte, die Zuschauer zu begrüßen und dann zu starten. Wer Sebastian schon einmal im Spiel gesehen hat, kennt seinen Stil beim Schießen: konzentriert die Hand mit der Kugel in Höhe des Kinns nehmen, in Ruhe anvisieren und dann nicht nur schießen, sondern auch treffen. Das kostet zwar Zeit aber spart Strafsekunden, was Sebastian schnell merkte; die Trefferquote der ersten schnellen Schüsse ohne Konzentrationsphase ließ zu wünschen übrig. Als er „seinen“ Stil wiedergefunden hatte, ging es ruhiger, konzentrierter und fehlerfreier weiter; 2:44 und 7 Löcher. Eileen hatte es auf die gleichen Zahl an Löchern gebracht und nachdem Ihr Video komplett hochgeladen und von der Turnierleitung um Andreas Endler ausgewertet war, stand fest, es waren 3:10 und somit Platz 2 in diesem Vergleich.

Daniel Dias, der Bundestrainer der Espoirs war zugeschaltet und wusste zu „seinen“ Espoirs noch das Eine oder Andere zu ergänzen. Er vergaß nicht den Hinweis, daß die Trefferquote umso besser ist, je mehr der Spieler oder die Spielerin im eigenen Rhythmus bleibt – Sebastian hat es vorgemacht.

Nun also zum Finale zwischen Sebastian und Ben:
Beide schießen noch schneller, als in der ersten Runde, nur vermissen wir wieder den Konzentrationsmodus bei Sebastian, der ihn jetzt auch nicht wiederfindet. Er lässt sich von Ben, der im Halbfinale genau so schnell geschossen hat wie er, treiben; verbessert zwar seine Zeit auf 2:35 und liegt doch knapp hinter den 2:28 von Ben, der neun Fehler macht.
12 Fehler bei Sebastian bringen ihn auf Platz 2 für Berlin, während Ben für Hessen den ersten Sieg holt.

Nach dem Finale ist heute vor dem Halbfinale, jetzt bei den Juniors:

Hier heißt die erste Begegnung Noah Niemann aus Bayern gegen Ole Leickel aus Hessen. Noah tat sich anfänglich schwer, steigerte aber seine Leistung von Schuss zu Schuss, während Ole stark begann und in Führung lag; auch die letzten drei Schuss, die keine Treffer waren, änderten an seiner Führung dann nichts mehr, 6:57 zu 5:09 war die Addition der Zeiten für Schüsse und Strafen.

Beim HF2 trat nun Leon Kühlwein aus BaWü gegen Justin Neu von der Saar an, Justin hatte in der Vorrunde die beste Zeit geschossen und machte uns neugierig auf mehr (oder, in Zeit betrachtet, weniger).
Leon spielt ruhig und konzentriert, aber eine reine Schiesszeit von 3:40 und 10 Fehler reichen nicht gegen Justin, der mit 2:13 und elf Fehlern auf eine Gesamtzeit von 4:58 kommt. Justin hat sich extrem vorbereitet, schiesst wahnsinnig schnell, nimmt Fehler in Kauf und ist gut im Fluss. Wenn er nach dem Wurf seine Hand zurückführt, legt er sich hinter dem Rücken die nächste Kugel zurecht und schiesst sofort wieder, es ist nur eine einzige Bewegung und 19 Treffer führen dazu, daß er im Finale ist.

Gerade, wenn es so Schlag auf Schlag geht, wird es sehr kurzweilig, aber es ist schwierig zu verfolgen, zwei Bildschirme mit paralleler Handlung machen es etwas unübersichtlich.

Aber: Finale.
Ole schiesst zügig und konzentriert, mit 2:53 und nur 8 Fehlern unterbietet er jetzt die Zeit, die Justin im Halbfinale vorgelegt hat, um fünf Sekunden – Wahnsinn!
Und Justin? Wieder sehr schnell, wieder nimmt er Löcher in Kauf, hat aber diesmal das Glück des Tüchtigen, 22 Treffer, 8 Löcher in 2:09 bringen ihn auf Platz 1.
Bitte denkt einmal nach: 30 geworfene Kugeln in 129 Sekunden, immer nach drei Kugeln nach vorne gelaufen und die getroffenen Kugeln (22!) wieder platziert, die eigenen Kugeln aufgenommen, zurückgelaufen und weitergeschossen – welch ein Tempo.
Justin war zu recht ganz außer Atem, unser Bild verschleiert das etwas.

Fehlen noch die Cadets:

Hier treten zunächst Mathis Schulz aus NRW und Lars Wolf aus Hessen gegeneinander an, eine Begegnung, die viel erwarten lässt, war Mathis doch derjenige, der in den Vorrunden zwar langsam und konzentriert, aber mit 29 Treffern ein hervorragendes Ergebnis erzielte. Mathis schießt wieder genau so, aber zügiger und liegt in der reinen Zeit mehr als eine Minute zurück. Trotz seiner 8 Fehler ist er aber weiter, da Lars zwar schneller aber mit weniger Treffern Mathis‘ Gesamtzeit nicht erreicht.

Im zweiten Halbfinale schießt Jerome Tran aus Bayern schnell, aber ruhig, er ist gut im Fluss und kommt mit 2:55 und 28 Treffern auf eine Gesamtzeit von 3:25; für Hanna Thron, die für den erkrankten Jasper  BaWü vertritt, ist das nicht zu erreichen. Hanna braucht ein paar Aufnahmen um ihren Rhythmus zu finden, legt aber dann richtig los. Allerdings verliert sie zu viel Zeit dabei, die getroffenen Kugeln exakt an Ihre Ausgangsposition zurückzulegen und bleibt auch hinter Jeromes hervorragender Trefferquote zurück.

In der Pause bis zum Finale wird Mischa Dörhöfer von Gabriel befragt und weiß vom CEP-Kongress zu berichten, daß die Anzahl jugendlicher Spieler europaweit leider sinkt.

Vielleicht, sagt er, ist ja ein schnelleres Spiel für Jugendliche attraktiver, die 1-Minuten-Regel verlangsamt das Spiel und macht es lang…. Das schnelle Spiel ist besser fürs Auge, die Zuschauer haben mehr davon, deshalb unterstützt Mischa gerne solche Formate, die einfach zeigen, was noch alles möglich ist.

Jetzt aber Finale der Cadets, Mathis schiesst deutlich schneller als vorher, braucht eine Minute weniger, als im Halbfinale; er hat noch nicht einmal Zeit Fehler zu machen, naja, einen schafft er gerade und legt mit 2:50 plus :15 einen neuen Rekord hin; der Jerome, der mit gut vier Minuten Gesamtzeit ein gutes Ergebnis erzielt, keine Chance lässt.

Allerdings stellt sich nachträglich heraus, daß ausgerechnet Mathis‘ Stream vorzeitig abgebrochen wurde und nicht mehr festgestellt werden kann, wer nun tatsächlich Erster ist.

Mathis ist zu recht auf dabei, cool und abgeklärt wie ein „Alter“, schliesslich ist er trotz seiner nur 13 Jahre im Jugendkader aufgenommen und gut dabei.

Die Turnierleitung stellt fest: Beide Sportler haben eine herausragende Leistung gezeigt. Dass bei einem die Übertragung abgebrochen ist, ist sehr schade. Wir wollen aber keinen der beiden durch eine Entscheidung bestrafen und angesichts der starken Leistungen fällt es uns leicht, beiden einen verdienten ersten Platz zuzusprechen.

Haben wir ein Resumée? Jawohl, das haben wir.
Ein spannendes Format, das mit schnellen Entscheidungen immer wieder die Spannung hochhält. Zwei Bilder gleichzeitig zu betrachten fordert die Konzentration gewaltig, ab und zu geht für einen Moment der Überblick verloren und je jünger unsere Spieler sind, desto besser sind die Ergebnisse. Also, Ihr „Alten“ schaut auf die, die nach Euch kommen, das werden Eure Benchmarks sein, wenn zur Leistung dann auch noch die Routine und Abgeklärtheit kommt.

Auf dem Weg zur Siegerehrung haben wir noch ein paar Stimmen eingefangen:

Uli Moritz, der seine Bayern coachte hätte gerne mehr Cadets nominiert, das Leistungsniveau seiner Spieler hätte das durchaus zugelassen.

Sebastian Junique hat eine neue Erfahrung gemacht, als Vertreter der These, daß Boule und Bewegung nicht zusammenpassen, fühlte er sich eines Besseren belehrt.

Linus Schilling musste feststellen, daß es ganz schön schwierig ist, die eigene Handschrift zu entziffern, wenn man viele Notizen in schneller Zeit macht (Linus, da sind wir schon zwei!).

Die eigentliche Siegerehrung war kurz und schmerzfrei, die Prämien werden den Siegern zugesandt, die dann noch besser beshirtet zu erkennen sein werden.

Auch die Sieger hatten etwas zu sagen:

Ben Weiland hat vor seinen gewerteten Übungen jeweils einen Probedurchgang gemacht, einfach um auf Tempo zu kommen, die konzentrierten, aber langsamen Spieler wie Sebastian mussten sich mehr umstellen.

Justin Neu, beinahe immer noch außer Atem, will gerne wieder dabei sein

Mathis Schulz sah seine Taktik, lieber langsam, dafür fehlerfrei zu sein, lange als richtig an, aber nachdem er Jerome gesehen hatte, wusste er, es hilft nur, richtig Gas zu geben.

Schade, daß für die Wettbewerben nur vier, teilweise fünf Landesverbände Spieler nominiert hatten.
Die Übungen konnten unsere Junioren mit gegenseitiger Unterstützung selbständig absolvieren und
das Team um Linus Schilling und Andreas Endler hat den Aufwand für Andere weitestgehend minimiert.

Morgen berichten wir wieder, werden uns bei der dreifachen Zahl an Teilnehmern -ist ja Teamwettbewerb- allerdings auf die Finale konzentrieren.