DFJW – Eine runde Woche

Über die ersten beiden Tage haben wir bereits berichtet,

aber es geht noch weiter:

Zur Erinnerung:
Seit 1963 hat das DFJW rund 9 Millionen jungen Deutschen und Franzosen die Teilnahme an rund 360.000 Austauschprogrammen ermöglicht – eine beeindruckende Zahl.

Jetzt in Rastatt sind es „nur“ zwölf Jugendliche aus Frankreich und zwölf aus Deutschland, aber es ist ein Baustein, der die Beziehungen beider Länder zueinander fördert, die Jugendlichen einander näherbringt und das Verständnis füreinander und für die Kultur der jeweils Anderen voranbringt.

Wir sind stolz, dabei helfen zu dürfen.

Am dritten Tag, also am Mittwoch stand dann erst wieder eine Trainingseinheit auf dem Programm, alle Seiten wollten ja voneinander lernen, Spieler wie Trainer, Franzosen wie Deutsche – und das funktionierte reibungslos. Alle Karten wurden offen gespielt, es gab keine Geheimnisse um das Wie und jeder saugte auf, was es von den Anderen zu lernen gab.
Nicht nur der sportliche Sinn der Begegnung wurde so ein weiteres Mal erfüllt.

Aber es waren nicht nur Spieler und Trainer an dem Zusammenkommen beteiligt; nach der Mittagspause, ließ es sich der Oberbürgermeister der Stadt Rastatt, Herr Hans Jürgen Pütsch, nicht nehmen, die Gäste aus beiden Ländern zu begrüßen und das Ziel und die Bedeutung dieses Austausches hervorzuheben.

Allerdings ging er noch einen großen Schritt weiter, einen Schritt, der ihn direkt auf einen der Bouleplätze führte, wo er nicht nur, wie es gerne üblich ist, die Ehre des ersten „Sauwurfs“ hatte. Nein, er stellte sich sogar als Trainingspartner zur Verfügung und spielte in einem gemischten Team gegen ein Zweites.

Zwei Jugendliche aus beiden Ländern halfen ihm gegen ein ähnlich besetztes Team beim Sammeln von Punkten über einige Aufnahmen – auf eine komplette Partie wurde verzichtet, so daß niemand behaupten konnte, den Gegner, der ja doch eher Partner war, mit 13 zu … besiegt zu haben.
Eine faire Geste des OB oder …?

Wie dem auch sei, auch dies war eine Partie der Verständigung zwischen Ländern, Generationen, (fast-)Profis und ambitionierten Amateuren.

Am Donnerstag wieder Kultur.
Nachdem die Besichtigung des Karlsruher Schlosses ausfallen musste, wollten aber die Rastätter ihr Schloss, eines von zweien, auf jeden Fall zeigen.

Auch hier zeigten sich die Jugendlichen mit ihren Betreuern und Betreuerinnen sehr interessiert an dem, was sie zu sehen und zu hören bekamen. Die Geschichte des Schlosses, der Bau, die Kunst, alles das wurde fachkundig erläutert und genau so bemessen, daß die Besucher konzentriert zuhören konnten, ohne zu ermüden und die Aufmerksamkeit ablenken zu lassen.

Die „echten“ Boulisten haben all das natürlich auch im Hinblick auf ihren Sport geprüft. Der Boden des Schlosses, der sofort als „mindestens unspielbar“ klassifiziert wurde, fand, wie auf dem Foto zu sehen ist, allerdings gar keine Beachtung. Auch schien der Platz innen zwar von den Ausmaßen am Boden geeignet, aber ein Hochportée wird hier wohl niemand spielen wollen.

Recht bald fand sich die Gruppe dann wieder auf dem Gelände des BC Rastatt ein, um die erste der zwei an diesem Tag geplanten Trainingseinheiten zu absolvieren – Training und Spiel waren ja das, was alle wollten.

Die zweite Trainingseinheit am Donnerstag fällt etwas kürzer aus.
Am Abend soll ja noch ein Melèe-Turnier gespielt werden, bei der gemischte deutsch-französische Teams gegeneinander antreten, um noch einmal den wichtigen Schritt vom Training zum Wettbewerb zu erleben. Aufatmen bei Allen, denn das ist es , was die Würze an das Treffen bringt.
Wie heißt es doch bei den Fußballern, Adi Preißler hat es vorgesagt, Otto „Rehakles“ zitiert:
Wichtich is auffem Platz!

Und am Freitag?
Jetzt gilt es, letzte Vorbereitungen auf den Ländervergleich am Samstag zu treffen.
Also kein Training, sondern die Umsetzung des neu Gelernten und Trainierten.
Sechs Runden Doublette mixte, Jeder gegen Jeden. Intensiv gespielt und nicht weniger intensiv beobachtet werden die Spiele absolviert und -so unser Trainerteam- es bestand in der Beurteilung der einzelnen Leistungen deutsch-französische Einigkeit.
Eine gute Leistung war eine gute Leistung auf beiden Seiten der (hier längst überwundenen) Grenzen, ebenso war ein Defizit ein Defizit – egal in welcher Sprache.

Und dann der Ländervergleich.
Intensive Spiele der nun nicht mehr gemischten Teams gegeneinander in einem Modus, der unseren Pokalwettbewerben ähnelte.
Die Gäste konnten in der Mehrzahl der Spiele ihre Routine ausspielen. Das Durchschnittsalter „unserer“ Spieler war um fast ein Jahr geringer und in Deutschland ist der Weg des Pétanque zum Volkssport noch weit. Beide Faktoren spielten wohl eine Rolle, weil ein Jahr mehr Spielerfahrung im jungen Alter schon wesentlich ist und weil häufiges Spiel in der Breite der Bevölkerung eine bessere Basis für die Spitze ist, an der sich die Franzosen schon aus Tradition gerne aufhalten.

Ja, ich habe versucht, es zu umgehen, aber nein, es gab keine Überraschung. Unsere französischen Gäste haben den Vergleich klar gewonnen und ebenso klar ist, daß unsere Spieler in 2022, wenn es zum Gegenbesuch kommt, gerne ebenfalls als siegreiche Gäste vom Platz gehen wollen – wir werden berichten.

Und die Vorher-/Nachher-Bilder zeigen, daß in einer Woche aus Spielern zweier Teams eine Gemeinschaft geworden ist, bei der nun nicht mehr zwischen Franzosen und Deutschen unterschieden wurde. Alle Spieler, Spielerinnen, Trainer, Trainerinnen, Betreuer und Betreuerinnen zeigten stolz ihre einheitlichen T-Shirts in den Farben dieses Treffens und werden so manche Erinnerung daran mit nach Hause mitnehmen.

Ein Fazit?
Gerne mehr:
Die Beurteilung guter oder verbesserungsfähiger Leistungen ist hier wie dort einheitlich.
Nicht nur die Junioren haben gelernt, auch die, die sie betreuten, wissen jetzt mehr als vorher.
Beeindruckend war das französische (EDV-)Trainingsprogramm, das mit seiner einfachen Bedienung nicht von den Spielern ablenkte.
Pétanque ist keine Fremdsprache – jedenfalls nicht für diejenigen, die an diesem Austausch teilnehmen durften.
Dieser Austausch hat ein hohes Suchtpotenzial, niemand der dabei war, wird eine Einladung für 2022 ablehnen, ganz im Gegenteil, alle wollen wieder dabei sein.

Also, allez 2022, OFAJ/DFJW