DM Frauen – Die Nachschau

Die Frauen DM ist gespielt, Zeit für eine Rückschau auf ein interessantes Wochenende, das uns die nächsten Überraschungen gebracht hat. Dazu eine kleine Auswahl an Bildern.

Die Organisation

Alle 64 Frauschaften trafen pünktlich in Mannheim ein und schrieben sich zur Meisterschaft ein. Schon am Freitag war alles vom gastgebendem Verein Badenia Feudenheim top vorbereitet. 32 Plätze, eine Wiese für die Wohnmobile, die Halle für den Tireurwettbewerb, ein 3G Konzept mit eingezeichneten Laufwegen, farbigen Bändern für jeden Tag und eine Liste mit Teststationen für die nicht Geimpften. Um 19 Uhr wurde uns von der Capoeira-Gruppe des Vereins eine Vorführung zur Einstimmung geboten. Dazu gab es schon Speisen und Getränke. Das DM Team hatte Alfons Kiste pünktlich ausgepackt und die Spiele konnten beginnen.


Samstag und Sonntag verwöhnte uns der Veranstalter mit Frühstück, Mittagessen (da war für jede was dabei) und Kaffee und Kuchen. Alles zu fairen Preisen. 
Als Bonus gab es für jede Spielerin und jeden vom DPV ein Geschenk der Veranstalter. Ca. 200 Tüten waren gepackt mit selbst gekochten Leckereien. Großartig.

Die Spiele 

Am Samstag wurden die Spielerinnen pünktlich begrüßt und um 09:45 wurde die Auslosung mit Spannung verfolgt. Leider wurden hier die BaWü Teams nicht wie gewohnt verteilt, so dass es gleich zu Aufeinandertreffen kam. Da dieses „Unglück“ zu spät gemeldet wurde, konnte es nicht mehr repariert werden.

Pünktlich um 10 Uhr begannen die Spiele bei strahlendem Sonnenschein. Gleich in Runde 1 gab es Überraschungen. NRW4 schlug das Kader Team Berlin1 zu 10 und schickt sie in die Barrage. Hessen1 schenkte den NRW Kader Damen ein 13:2 ein, auch hier ging es für die weiß gekleideten Damen in die Barrage, die beide Kader Teams souverän überstanden. Eine weitere Überraschung war der Gang der Titelverteidigerin Mercedes Lehner mit BaWü 03 ins B-Turnier. Dort erreichte man immerhin das Halbfinale.

 Um 16:30 standen die Teilnehmerinnen des A-Turniers fest und es begann das 16tel Finale. Hier setzten sich die Favoritinnen durch und gegen 19 Uhr konnte das Viertelfinale im Tireur Wettbewerb begonnen werden. Nach knappen Entscheidungen standen die Halbfinalisten fest. Aufgrund der fortgeschrittenen Stunde wurden das Halbfinale und das Finale auf Sonntag verschoben.

20:00 Uhr, Feierabend für die Spielerinnen. Für uns bedeutet das noch, Ergebnisse online stellen, Bericht Samstag abschließen, Bericht Sonntag vorbereiten und alle Geräte laden.

Sonntag, Finaltag. Zunächst die Nachricht dass Eileen Jenal aus privaten Gründen nicht mehr antritt. Damit erreicht Anita Dolores-Bathelemy kampflos das Tireur Finale, in einem knappen zweiten Halbfinale setzt sich Natascha gegen Jennifer durch. Wir starten mit der Übertragung von NRW04, die in Runde 1 Berlin1 bezwungen hatten. Im Hintergrund verabschiedet sich RhPfl1 mit Carsta aus dem Turnier. Links hinten kämpfen Muriel und Verena tapfer mit 4 Kugeln gegen NRW3, müssen sich nach großer Gegenwehr zu 6 geschlagen geben. Im Viertelfinale dann ein erstes Highlight. 6 Kader Damen auf dem Platz. Es entwickelt sich ein sehr einseitiges Spiel, ein Team ist im Flow, das andere nicht. 13:1 für Berlin1. Gibt mit Zeit „meine“ Hessen1 zu beobachten und ich freue mich auf das Halbfinale Hessen1 gegen NRW04. 

Die letzten acht: Berlin1, Hessen1, NiSa9, NRW02, 03, 04, 05 und 13. Und wo ist BaWü? Gab es schon mal ein 4tel Finale ohne Bawü? Es setzen sich die Teams Berlin1, Hessen1, NRW03 und NRW04 durch. Halbfinale! 

Nach dem Einmarsch begannen beide Spiele. Berlin1 marschiert weiter. Zu 2, zu 2, zu 1, zu 3 ab dem 16tel. Hessen1 kassiert bei 2:2 einen Sechser (nein das ist nur beim Lotto toll), kommt zwar nochmal ran, aber dann zieht NRW04 verdient ins Finale ein. Dort begegnet man (frau) sich wieder. 13:7 hieß es in Runde1 für NRW.

Finale. Ein Favoriten-Team gegen einen Außenseiter, technisch top ausgebildete U25 gegen Ü25. NRW04 spielt taktisch gut, geht ohne Manschetten in das Spiel und hält bis zum 8:8 mit, liegt sogar zwischenzeitlich vorne. Dann plötzlich Marseille Endspiel Wetter. Luci und Domino sind nun in ihrem Element, Celine erholt sich von einer kurzen  Schwächeperiode, die Favoritinnen machen den Sack mit 13:8 zu. Danach Jubel bei beiden Teams. Gratulation!

Beim Tireur Endspiel liefern sich Natascha und Anita ein knappes Duell mit wenigen Punkten, am Ende hat Natascha die Nase vorn. Für sie ein schönes Ende, kurz vor dem Schiessen war sie im Halbfinale Triplette ausgeschieden. Auch eine enorme Belastung. Gratulation Natascha.  

Mein Kommentar

Wer ist eigentlich dieser Hein Fuhrmann und hat der Ahnung vom Boule?

Seit dem Februar 2020 bin ich im Team des Kommunikationsausschusses. 2020 begann ich in Rastatt mit den Übertragungen, dann kam Corona, dann noch Fürth und seit diesem Jahr ging es richtig los. Marseille, Länderpokal, deutsche Meisterschaften, Hachen. Boule habe ich 1983 bei einem Südfrankreichurlaub kennengelernt. Erste Kugeln in Cannes gekauft. In der Zeit war ich aktiver Volleyballer, Liga, Schiedsrichter, Fachübungsleiter, wir gründeten eine Bouleabteilung beim TV Sieglar. Ende der 80er dann Familie, Beruf und das Boule ruhte. Bis ich 2013 in die Kasseler Bouleszene einstieg. 2014 mit Lizenz für die Rumkugler, 2019 zum BCC gewechselt und ich spiele dort im Team2 in der zweiten Hessenliga. 2015 habe ich meinen ersten Kurs bei Sönke gemacht, es folgten zwei weitere und einer bei Daniel Dias. Ich bin HPV Schiedsrichter, habe fast alle großen Turniere in Deutschland schon gespielt, veranstalte in Kassel Turniere mit selbstgeschriebener Turniersoftware, schaue viele Spiele der französischen Kollegen, kurzum, das Boule Virus hat mich voll erwischt.
Und ich habe eine Meinung…..

Frauen DM, eine DM wie jede andere?

Fakt ist, jede 4. Lizenz in Deutschland ist an eine Frau vergeben. Es macht faktisch keinen Unterschied, ob Frau oder Mann Kugeln wirft. Boule ist ein Präzisionssport, Kraft macht keinen Unterschied, die Chancen sind damit für alle gleich.

Ich war zweimal in Hessen Schiedsrichter bei der Frauen Quali und schon da ist mir aufgefallen, dass es eine besondere Atmosphäre ist. Es ist ruhiger, leiser, vertrauter, weniger verbissen und es geht sehr sportlich und freundschaftlich zu. Frau ist eben unter sich. Spielerisch und taktisch war viel Schönes dabei, ich habe aber auch speziell am Samstag viele Löcher gesehen und manchmal habe ich mich über die defensive Taktik gewundert. Positiv, dass die Frauen das mit der einheitlichen Oberbekleidung sehr konsequent umgesetzt haben. Da sind die Herren schlampiger.

Der Tireur Wettbewerb hat mich etwas enttäuscht.  Der Punkteschnitt ab dem Viertelfinale: 12,6.
Lucy, Corinna, Muriel, Carolin und Domino in der Vorrunde ausgeschieden. L
ag es an der Halle oder dem Boden? Schiessen können die Damen doch………

Ich finde immer die Frauenquote und die Altersstruktur bei den DMs interessant. Leider gibt es aktuell keine Datenbasis. Die Frauenquote ist bei der Frauen DM einfach zu ermitteln, wenn ich mir die Fotos der letzten 16 Teams ansehe, sind nur 12 von 48 Spielerinnen U30. Hier dominiert die Erfahrung, Ausnahme sind die drei Kaderteams.
Spitzensport bot besonders das Team Berlin1, das den Titel souverän eingefahren hat und mit fantastischem Boule und sympathischem Auftreten begeistert hat. Ein weiteres Highlight was das Team Hessen1, das bis zum Halbfinale in 5 Spielen gerade mal 14 Punkte abgab. Und natürlich das Überraschungsteam aus NRW. Hut ab vor Sabine, Jolanta und Heike. 

Komme ich zu den Schiedsrichtern. Es wurden einige Karten verteilt, da die Zielkugel nicht markiert wurde. Diese neue Regel wird akribisch überwacht. Das Donee aufbereiten bzw. planieren hielt sich diesmal in Grenzen, von mir hätte es die eine oder andere Karte dazu gegeben. Ansonsten war es ein sehr angenehmes Miteinander zwischen Spielerinnen und Schiedsrichtern*innen. So soll es sein.

Zurück zum Thema Frauen im Boulesport. Statistisch müsste in jedem großen Turnier ein Frauenteam unter den letzten 4 sein. Jedes vierte Jahr müsste ein Frauen-Team Deutscher Meister bei den „normalen“ Meisterschaften werden. Die Ergebnislisten der letzten Jahre sprechen eine andere Sprache. Dort dominieren weiter die Männer. Warum? Was können wir tun, um die Frauen mehr zu fördern? Mehr Mixte-Turniere und reine Frauenturniere?  Frauen täglich auf dem Platz fördern und motivieren zu schiessen? Mixte-Teams in allen Ligen? Mixte Doublette und Mixed Triplette in allen Ligen? Wie sehen das die Frauen? Gerne könnt ihr mich zu dem Thema ansprechen/kontaktieren.

Zum Abschluss Gratulation an alle Spielerinnen und ein Dankeschön an alle die dabei waren. Auch an die vielen Zuschauer vor Ort und Live auf unserem YouTube Kanal. Es folgen nun noch der Jugendländerpokal, die Bundesligaaufstiegsrunde und dann die WMs in Spanien. Wir freuen uns darauf, bleibt gesund und aktiv.

Bericht und Fotos: Hein Fuhrmann