WM der Jugend und WM der Damen – Impressionen
von Michael Regelin · Veröffentlicht · Aktualisiert
Thailand,
nicht gerade „um die Ecke“, der Ort, an dem diese Weltmeisterschaft in Bangkok stattfindet, aber auch nicht ganz am anderen Ende der Welt. Hier ging am letzten Novemberwochenende der letzte internationale Wettbewerb in 2023 für den Deutschen Pétanque Verband zu Ende. 30° im Schatten stellten eine Woche vor dem ersten Advent noch einmal etwas Besonderes dar. In der Halle, in der die WM ausgetragen wurde, war davon wenig zu spüren. Die konzentrierte und klimatisierte Atmosphäre hätte überall und zu jeder Zeit so sein können.
Was aber war, wie blicken wir zurück?
Nun, im Vorbericht haben wir uns ein Ergebnis wie bei der vorangegangenen WM 2021 in Santa Susanna gewünscht, das unsere Sportler nun knapp verfehlt haben. Die Ergebnisse sind nachzulesen. Wir haben in unserem Bericht aus Bangkok wenig Text, aber viele Grafiken und die Links zu unseren Videos veröffentlicht, die Ihr auch über die Playlist in unserem Videokanal aufrufen könnt.
Wir fassen die Weltmeisterschaft in Bangkok gerne noch einmal zusammen: Vertreten haben uns zwei Teams, die Junioren und die Damen, die wir hier im Bild zeigen.
Die ausführliche Vorstellung könnt Ihr (siehe oben) im Vorbericht nachlesen.
Angekommen – eingespielt.
Gute 9.000km, sechs Stunden Zeitverschiebung und eine ganz andere Klimazone – das stecken auch unsere Sportler nicht mal eben so weg. Deshalb hieß es schon am Samstag, dem 18.11.: Los geht’s. Je nach Anfahrtweg zum Flughafen mehr oder weniger früh, denn die Flüge ab Frankfurt oder München starteten am (frühen) Abend. Sonntagmittag dann die Ankunft, aber kein Trainingsprogramm nach elf Stunden Flug. Hier hieß es nur: die Müdigkeit bekämpfen, möglichst zur normalen Bangkok-Zeit ins Bett, am Montag ausschlafen und gleich das Jetlag vor der Weltmeisterschaft in Bangkok aus den Knochen bekommen.
Das klappt am besten mit einem kleinen Programm zum Kennenlernen der Umgebung. Was ist wo, wo gibt’s Kaffee, wie groß soll der Kaffee sein und wo kann man lecker, preiswert, gesund und regional essen? Allerdings täuscht bei den Bildern Eines: so leer war es, außer am Tag der Abreise, nie.
Ein wenig Einspielen war auch angesagt, das wurde dann aber am Dienstag und besonders am Mittwoch intensiver. Seit Dienstagabend war dann auch das Kommunikationsteam vor Ort, diesmal unterstützt von Matthias Laukart, der sich nach der Absage von Martin Koch spontan bereiterklärte, zu helfen. Und das was er machte, war mehr, als nur zu helfen, er machte seine Sache prima – schade, daß er so ein klasse Spieler ist, er könnte auch bei unseren Übertragungen Karriere machen.
Gleich beim ersten Besuch die Spielfeldanalyse, Härte, Körnung, Unterbau, alles wurde geprüft und als … spannend empfunden. Kein einfacher Boden, aber das gilt ja im Spiel für beide Mannschaften.
In der Halle selbst herrschte Einspielverbot, aber in dem für das Einspielen zugewiesenen Terrain draußen war der Boden kaum anders und die Möglichkeiten, sich an den Boden zu gewöhnen wurden von allen Nationen genutzt, die ebenfalls an der Weltmeisterschaft in Bangkok teilnahmen.
Jetzt wird’s ernst!
Donnerstag, erster Wettkampftag, allerdings erst nach dem „Einmarsch der Gladiatoren“ und der Eröffnungsfeier.
Wir hätten es nicht anders erwartet.
Schon bei der Aufstellung vor dem Einmarsch zeigte sich ein buntes Bild der vielen Mannschaften, die mit -oder eher gegen- uns um Medaillen kämpfen wollten.
Zum Glück zeigte sich die Sonne noch etwas gnädig, strahlend zwar, aber mit passablen Temperaturen war es auszuhalten.
In der Halle erst recht und so konnten die Teilnehmer aufmerksam verfolgen, wie in Bangkok Eröffnung gefeiert wird.
Danke, Thailand, für einen gelungenen Auftakt.
Wir alle haben es Oskar Fitz von Herzen gewünscht, seinen sicheren Serien im Tir de Précision hier eine weitere hinzuzufügen, aber leider wurden unsere Wünsche nicht erhört. War es die Nervosität bei dieser ersten Weltmeisterschaft alleine im Ring? Oskar fand nicht in den Fluss, den jeder braucht, um beim Schiessen zu bestehen und erreichte leider nicht das Viertelfinale. Passiert ist passiert, aber niemand macht Oskar irgendeinen Vorwurf, er selbst ärgert sich wohl am meisten.
Am Freitag dann also ab also in die Vorrunde beider Wettbewerbe.
Die Jugend darf gegen Kambodscha starten und verliert leider das Spiel gegen den späteren Nations-Cup-Sieger. Das zweite Spiel gegen Tschechien geht ebenfalls -allerdings denkbar knapp- verloren und auch gegenTunesien reicht es nicht. Es fällt auf, daß der Spielfluss fehlt und die deutsche Jugend ist im Nations-Cup.
Bei den Damen klappt es besser, Sieg gegen Belgien und Sieg gegen Marokko – beide Seiten kämpfen hier sichtbar auch gegen den Boden. Gegen Frankreich müssen sich die Damen dann allerdings geschlagen geben, aber noch sind alle Chancen offen.
Am Samstag dann Vorrunde 4 und 5.
Sieg der Jugend gegen die USA und dann ebenfalls gegen Lettland. Die Amerikaner hatten sich wohl schon aufgegeben und von der Trainerbank mehr mit unserem Kommentator (die kennen sich halt zu gut) kommuniziert, als mit den eigenen Spielern – man hat es gemerkt.
Die Damen schafften eine Sieg gegen „Chinese Taipei“ und wer sich fragt, wer das ist, wird bei Wikipedia schlauer. Die klare Niederlage gegen Thailand1 konnte den Einzug in die Hauptrunde nicht verhindern.
Hauptrunde
der Weltmeisterschaft in Bangkok ab Freitagmittag. Das war für die Jugend der Nations-Cup, für die Damen die Weltmeisterschaft.
Die Jugend erwischte mit Siegen gegen Japan und dann gegen Schweden den vierten Sieg in Folge. Jetzt war der Spielfluss auch zu erkennen, der dieses Team von Anfang an hätte auszeichen sollen – Viertelfinale am Sonntag erreicht.
Die Damen traten im ersten Spiel auch gegen Japan an und schafften mit einem Sieg den Sprung von der Cadrage ins Achtelfinale. Leider führte der Sprung in das Feld, in dem auch Thailand1 spielen wollte und unsere Damen bestätigten das Ergebnis aus der Vorrunde -noch einmal 2:13. „Sollte uns in diesem Jahr ein ähnlich gutes Ergebnis gelingen, ist das mehr als ein Grund zur Freude.“ Ja, wieder Platz 9, und wir tun das, was wir angekündigt haben: wir freuen uns.
Sonntagmorgen beginnt mit dem Achtelfinale im Tir de Précision, Kerstin Lisner für uns im Ring. Kerstin als Nummer acht gegen Kantaros Choochuay, die Nummer eins aus Thailand, die in der Vorrunde beeindruckende 48 geschossen hatte. Et is wie et is, sagt Konrad Beikircher und 22 verliert gegen 37 – aber ein schöner 5. Platz. Trotzdem schade, wir hätten gerne weiter berichtet.
Nachmittags die Junioren gegen Polen – 13:2, ist das der Lauf?
Montagfrüh also ins Halbfinale und elf Punkte gegen Kambodscha geholt. Nein, kein Sieg im Zeitspiel, Kambodscha gewinnt und steigt nach einem weiteren Sieg über Spanien dann auf die oberste Stufe des Nations-Cup-Treppchens. Es ist keine Schande, gegen den späteren Sieger dieses Turniers auszuscheiden, sondern Grund zum Glückwunsch zur Bronzemedaille.
und Abschluss
Was ist uns aufgefallen?
Die Teams werden professioneller.
Frankreich und Spanien betreiben einen hohen personellen Aufwand mit Coaches und Betreuern, den wir auch bei anderen gesehen haben.
Das französische Team war -so hörten wir- eine Woche vor Beginn des Wettbewerbs in Thailand und hat sich mit Trainern und Physiotherapeuten intensiv vorbereitet.
Viele Nationen notierten akribisch jeden Wurf ihrer Athleten um daraus ihre Schlüsse zu ziehen. Stefanie Schwarzbach sahen wir während der Trainings und Spiele mit dem Tablet, das sie mit einer Trainingsapp unterstützte. Jeder Wurf wurde schon in der Vorbereitung festgehalten, bewertet und das Ergebnis zur weiteren Auswertung archiviert.
Die Berichterstattung weitet sich aus. Unser Regieprogramm sucht bei jeder Einwahl, welche weiteren Mevo-Kameras sich im Empfangsbereich befinden – bis zu sieben haben wir in der Halle gefunden. Dazu waren etliche Handy- oder Tablet-Filmer vor Ort, dazu die Profis vom Media-Team der Uni und von La Liga. Die Zusammenarbeit der Videoteams ist hervorragend, man kennt sich, tauscht sich aus und hilft sich gerne.
Und nach getaner Arbeit treffen sich alle gerne beim Closing-Dinner oder, wie diesmal, beim Lichterfest, bei dem alle Sorgen in ein Boot gepackt werden, das mit Blumen, Kerzen und Räucherstäbchen ebendiese verschwinden lässt.
Auch aufgefallen ist: Drei-Meter-Warane sind beeindruckende Tiere und 70 Gigabyte eine ganze Menge Daten.
Bleibt die kleine Sorge um den pünktlichen Rückflug, den die Deutsche Delegation in verschiedenen Gruppen am Dienstagabend angetreten hat, um von 30° wieder ins frostige Heimatland zurückzukehren.