Weiterer Generationswechsel im DPV – der neue Sportdirektor

Bereits zum 03. Mai 2021 wird die Position des DPV-Sportdirektors zunächst zweigleisig besetzt werden. Mit Matthias Ress konnte hier ein kompetenter Mitstreiter gewonnen werden, der von seinen bislang 30 Lebensjahren allein 25 Jahre im Pétanque-Sport verbracht hat. Die Boule-verrückten Großeltern und Eltern hatten ihrem Jungen schon Kugeln in die Hand gedrückt, als seine Altersgenossen noch im Sandkasten saßen.

Um das Know-How und die Kontakte, die in dieser Position wichtig sind, verlustfrei zu übertragen, wird der scheidenden Sportdirektor seinem Nachfolger noch für den hierfür erforderlichen Zeitraum als Ansprechpartner zur Seite stehen. Die Präsidiums-Mitglieder im Leistungssportausschuss, Linus Schilling für den Jugend- und Espoir-Bereich sowie Christoph Roderig für die Senioren und 55+, werden diesen Prozess eng begleiten.

Im Gespräch mit der DPV-Redaktion beschreibt Matthias Ress seine Beweggründe, sein Bild von dem Aufgabenbereich und seine persönlichen Ziele.

Frage: Matthias, zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zu Deinem neuen Betätigungsfeld! Ganz sicher nutzt Du hier auch die Gelegenheit, das Hobby zum Beruf zu machen. Was hat Dich außer diesem Umstand zur Bewerbung auf die Position motiviert?

MR: Sein Hobby zum Beruf zu machen klingt immer sehr schön, aber vor allem ist es die Passion und die Liebe zum Pétanque Sport, die ich nun mit meinem Beruf vereinen kann. Ende letzten Jahres habe ich nach 10 Jahren Gastronomie endgültig beschlossen nochmals einen anderen Schritt zu gehen und mich in Richtung Studium im Fach Sportmanagement weiterzubilden. Schon damals bin ich mit der Frage an den DPV herangetreten, ob eine Zusammenarbeit denkbar wäre. Die Position des Sportdirektors bietet mir nun die perfekte Möglichkeit, dies zu verbinden. Die positive Entwicklung der letzten Jahre im Spitzensport des DPV mitzunehmen und als großes Team maximal erfolgreich zu sein, sprich: Titel nach Deutschland zu holen, ist das große Ziel.

Frage: Nun ist die Stelle des DPV-Sportdirektors nicht gerade ein hoch dotierter Full-Time-Job, was macht ein junger Mensch wie Du in dieser Position mit dem Rest seiner Zeit?

MR: Sport, aktiv und passiv, Familie, Gesundheit, Ernährung, Reisen und die bayerische Lebenskultur sind hier zu nennen. Aktiv neben dem Pétanque, vor allem Tennis, Volleyball, Badminton, Squash und allerlei verrückte Randsportarten. Passiv im Netz oder im Fernsehen werden so gut wie alle Sportarten verfolgt. Ich bin großer Bayern München Fan! Mia san Mia! Mein Körper ist mir wichtig, deswegen beschäftige ich mich auch viel mit Ernährung und der Gesundheit im Allgemeinen. Gesundes frisches Kochen, gute ausgewählte Getränke, Ernährung vor, nach und während dem Sport etc. Die Wiesn, das Gäubodenfest, das Rosenheimer Herbstfest, der Augsburger Plärrer und andere kleine Volksfeste, das sind alles auch feste Termine im Kalender, wenn es denn mal wieder möglich ist.

Frage: Der Pétanque-Sport hat als Sportart in Deutschland deutlich überwiegend nur bei denjenigen die ihn betreiben eine Akzeptanz. Welche Möglichkeiten siehst Du, auch mit Blick auf Dein Studium und die entsprechenden Ausarbeitungen, hieran etwas ändern zu können?

MR: Ich merke, gerade speziell auch in München, dass dieses „wir spielen eine Runde Boule und trinken ein Gläschen Wein oder Bier dazu“ immer verbreiteter wird, gerade auch unter der jüngeren Generation. Spreche ich mit Freunden über Pétanque, wissen mittlerweile viel öfter Menschen Bescheid worüber ich rede und wollen gerne ein Feierabendmatch starten. Die Akzeptanz und die Resonanz steigt meines Erachtens zum einen über bedeutende Erfolge, zum anderen aber über eine breite Basis. Ziel muss es nun sein, die offensichtlich gestiegene Wahrnehmung zu nutzen, die Leute an die Vereine heran zu führen und neue Mitglieder zu generieren. Eine Zusammenarbeit mit größeren Sportvereinen stellt hier auch eine gute Möglichkeit dar. Von den Kommiliton*innen, den Dozent*innen, den Professor*innen und den Verantwortlichen der Universität werde ich viel Input auch aus anderen Bereichen des Sports bekommen. Es heißt auch immer, sich an anderen Sportarten zu orientieren und zu schauen, was da richtig oder falsch gemacht wird, wie dort in Randsportarten versucht wird, an Bedeutung zu gewinnen und Mitglieder und Förderer*innen für diese eigenen Sportart zu begeistern.

Frage: Mit der Position als DPV-Sportdirektor wartet ja auch ein großes Team auf dich. Was ist dir in der Zusammenarbeit vor allem wichtig?

MR: Die sportlichen Belange des DPV mitgestalten zu können, eng mit Trainer*innen, Spieler*innen und den Leistungssport-Referenten zusammenzuarbeiten und stets als Team-Player für das Präsidium aufzutreten, steht für mich an erster Stelle. Ich möchte zum einen einer der Repräsentanten des DPV sein, zum anderen aber vor allem gern gefragter Ansprechpartner für die Trainer*innen und Spieler*innen. Erfolg im Sport geht nur über das Team, zwei Euro ins Phrasenschwein dafür. Aber Team heißt hier für mich vor allem ein freundschaftliches Verhältnis miteinander aufzubauen und sich zu 100% aufeinander verlassen zu können. Ich möchte auf der einen Seite mit den Trainer*innen, den Kadersprecher*innen und den Spieler*innen einen regen Austausch pflegen, auf der anderen Seite im Sportausschuss des DPV das Pétanque auf Verbandsebene weiterentwickeln. Kommunikation, Empathie und der Respekt für jeden einzelnen sind mir hier wichtig.

Der junge Matthias gönnt einer gelungenen Aktion auf dem Platz Respekt und Anerkennung – während die sonstige Fachwelt aus dem Staunen nicht mehr herauskommt.

Frage: Die Pandemie beschäftigt Sport-Deutschland nun auch schon über 14 Monate hinweg. Ende letzten Jahres haben wir die Bestätigung erhalten, nun auch im Rahmen des Profisports Maßnahmen für die Kader durchführen zu können. Alles andere steht schon seit einem Jahr – mit Ausnahme der Fête de la Pétanque in Fürth – still. Welche Chancen und Probleme siehst du hier für unseren Sport in Deutschland?

MR: Die Herausforderungen sind uns allen offensichtlich und werden seit geraumer Zeit rauf und runter diskutiert und in den Medien darüber berichtet. Daher möchte ich vor allem auf die Chancen eingehen.

Wie schon erwähnt sehe ich im Alltag immer mehr Menschen Boule spielen. Pétanque ist ein Sport der in Zeiten der Pandemie einfach super funktioniert. Dieses gestiegene Interesse sollte genutzt werden um an Akzeptanz zu gewinnen.

Für den Spitzensport und die Maßnahmen rund um die DPV Kader stellt es natürlich noch einmal spezielle Herausforderungen dar. Ich denke gerade jetzt kann man aber an der breiten Basis perfekt arbeiten, um Ergebnisse hieraus dann – vor allem wenn nationale und internationale Turniere wieder möglich sind – nutzen zu können, um erfolgreich zu bleiben.

Mit breiter Basis meine ich das Team im Team der einzelnen Kader, das große Team der Trainer*innen, das individuelle Spiel und Technik jedes Einzelnen, die Zusammenarbeit miteinander, Überlegungen hinsichtlich Vor- und Nachbereitungen von Wettkämpfen, das Drumherum währen der Wettkämpfe etc.

Frage: Zum Abschluss noch eine Frage an dich als Pétanque Spieler. Was sind hier deine Ziele, was sind deine Erfolge, was willst du hier noch erreichen?

MR: Wir haben Ende letzten Jahres eine kleine neue Spielgemeinschaft, die SG Pétanque München, gegründet. Wir werden, wenn möglich, dieses Jahr ganz unten in der Liga angreifen. Das einzige Ziel ist Meisterschaft, Aufstieg, Meisterschaft, Aufstieg…. Am Ende steht natürlich die Bundesliga. 😊

Außerdem hat der BPV in der Saison 2019 mit mir als Chef d’Équipe erstmals den Länderpokal gewonnen,, den würde ich als Spieler auch gerne noch einmal gewinnen. Ein Landesmeistertitel bei den Senior*innen, nach 16 Bayerischen Titeln in der Jugend, wäre dann auch einmal ein ganz schönes Ziel für die Zukunft!