Bundesliga 2021, mal anders.
von Soeren Voigt · Veröffentlicht · Aktualisiert
Bundesliga 2021, mal anders
Es waren zwei umfangreiche Tage in Düsseldorf, der gesamte Spielplan der Bundesliga wurde sehr kompakt ausgetragen. Das Programm, das ansonsten an vier Tagen gespielt wurde, wurde diesmal auf zwei Tage verteilt. Am ersten Tag sieben Spiele, wahrlich ein anspruchsvolles Zeitprogramm, das sich der DPV da ausgedacht hatte. Gestresste und genervte Akteure aller Orten waren quasi vorprogrammiert. Doch war es tatsächlich so? Ich beantworte es für mich mit einem klaren Jein.
Ja, der Sonnabend war umfangreich, sieben Spiele sind, egal wie es gedreht und gewendet wird, sieben Spiele. Der Start um 9 Uhr, das Ende etwa um 20 Uhr, am Sonntag begann es um 8.30 Uhr. Der große Vorteil war das Spielen mit Zeitbegrenzung. 60 Minuten plus zwei Aufnahmen waren vorgegeben worden. Etwa 75 % der Spiele fanden innerhalb dieser Zeitvorgabe ein Endergebnis. Die Abreise, bei einigen per Bahn mit festgebuchten Zügen, war ziemlich genau planbar und konnte auch planmäßig umgesetzt werden. Die Siegerehrung begann nur etwa 15 Minuten später als ursprünglich beabsichtigt. Dem Organisationsteam daher ein herzliches Dankeschön dafür.
Nein, denn ist Petanque mit Zeitspiel wirklich von Vorteil? Ist es noch dasselbe Spiel? Bei Turnieren ist das Spielen mit einer zeitlichen Begrenzung bekannt, es wird dort häufiger angewandt. Die Verschiedenheit liegt im Detail. Das führende Team wird, je näher das zeitliche Spielende rückt, vielleicht diskussionsfreudiger und nimmt sich verstärkt die ihm zustehende Zeit, aber manchmal durchaus gerne mehr. Ob bewusst oder nicht, sei dahingestellt. Dieses Verhalten verstärkt sich möglicherweise, wenn noch einiges bei einem Sieg zu erreichen ist. Unterschiedliche Regelinterpretationen können hinzukommen. Muss die zweite Aufnahme noch gespielt werden, wenn die Teams mehr als sechs Punkte auseinanderliegen? Eine andere Auswirkung der Zeitbegrenzung dürfte sein, dass verstärkt auf das Einhalten der Minutenregel zu achten wäre. Also mehr Arbitres vor Ort? Doch können bzw. sollen sie an jeder Bahn mit der Stoppuhr stehen?
Es wird spannend bleiben bis der Bundesligamodus für das Spieljahr 2022 festgelegt sein wird. Altes oder neues System? Beides kann für mich gut begründet werden. Umfangreicher wird es sicherlich, da 16 Teams vertreten sein werden.
Rückblick auf die DPB 2021
Die Frage, die ich mir stelle: was bleibt bei mir an Eindrücken haften? Ganz sicher zählen für mich dazu der großartige Gastgeber Düsseldorf sur place, der unterstützte und half, wo es möglich war. Eine Bouleanlage, die so mancher Verein gerne hätte, allein schon wegen der schönen, direkten Lage zum Rhein. Das freundschaftliche Miteinander der Aktiven. Man kennt sich eben. Es vermittelte nicht den Eindruck von verbissenem Ehrgeiz. Oder ist das etwa ein fehlendes Element? Immerhin ist die Bundesliga, die höchste Liga in Deutschland mit hochklassigem Amateursport. Für mich stellt sich auch die Frage, wie genau und ernst regelkonformes Verhalten genommen wird. Hört das regelkonforme Verhalten dort auf, wo ich meinen eigenen Wohlfühlbereich verlassen müsste, eventuell auch Verzicht üben müsste? Ärgerlich ist der Ausfall der Kamera für die Liveübertragungen. Am ersten Tag war die Spieltaktung zu knapp für das Aufladen der Akkus und Powerbanks, die irgendwann ausstiegen und das Headset musste abgekoppelt werden. Am zweiten Tag war wieder alles aufgeladen und frohen Mutes, den ganzen Tag übertragen zu können. Doch dann zeigte uns die Kamera, dass sie nicht mehr mit uns arbeiten wollte und schaltete auf stur, nichts half mehr. Angenehm finde ich auch, dass Emotionen auf dem Platz gezeigt wurden, doch keine andere Person dadurch sich angegriffen oder attackiert fühlte. Wenn der Schuss nicht traf oder die Legekugel an einer anderen Stelle liegen blieb als ihr zugedacht war, dann flog der Lappen, der Blick ging Richtung Himmel, irgendetwas wurde zu sich gesprochen (vielleicht gut, dass wir es nicht verstehen konnten) oder verzweifelte Gesten waren zu sehen. Da unterscheidet sich die Bundesliga nicht zu allen anderen Ligen, beruhigend zu sehen.
Bericht: Soeren Voigt
Fotos : Heinz Zabel