Pétanque · Sport · Ernährung

Kerstin Lisner, eine erfahrene Boulespielerin mit vielen nationalen und internationalen Einsätzen und Erfolgen, erarbeitete im Programm „Bewegt Gesund Bleiben in NRW“ einen Flyer zum Thema „Boule und gesunde Ernährung“. Für den DPV wurde dieser Flyer unter dem Aspekt der Leistungsförderung modifiziert. Über beide Blickwinkel möchten wir mit ihr sprechen. Dazu hat uns Kerstin Fragen beantwortet und noch zusätzliche Anregungen gegeben.  Zum Thema Ernährung im Spitzensport befragten wir die Bundestrainer Sönke Backens und Sebastian Lechner.

 

Warum hat der BPV NRW das Thema Ernährung im Breitensportbereich aufgegriffen und der DPV den dazu für das Programm „Bewegt Gesund Bleiben in NRW“ erarbeiteten Flyer modifizieren lassen?

  • Mit dem Programm „Bewegt Gesund Bleiben in NRW“ des Landessportbundes hat der BPV NRW sich zum Ziel gesetzt, Vereinen/Gruppen und einzelnen Boule-Spieler*innen Impulse zur gesundheitsorientierten Bewegung sowie zur Auseinandersetzung mit dem Thema Gesundheit zu vermitteln. Dabei orientiert der BPV NRW sein allgemeines Gesundheitsverständnis an dem der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Gesundheit wird nicht als „Abwesenheit von Krankheit“, sondern als „Zustand des vollständigen körperlichen, psychischen und sozialen Wohlbefindens“ angesehen.
  • Da sich das Programm BGB auf den Breitensport bezieht, das Thema gesunde Ernährung aber eine besondere Rolle im Spitzensport einnimmt, übernahm der DPV das Konzept des BPV NRW und passte dieses für den Spitzensport an.

 

Welche Auswirkung kann eine gesunde Ernährung auf das Spiel und die allgemeine Gesundheit haben? 

  • Unsere Ernährung hat sehr große Auswirkungen auf unsere Gesundheit im Allgemeinen. Die WHO informiert darüber, dass eine gesunde Ernährung uns vor nichtübertragbaren Krankheiten schützt. Dazu gehören unter anderem Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfall, Krebs und psychische Erkrankungen, welche zusammen genommen die Haupttodesursache weltweit ausmachen. Dabei könnte über die Hälfte dieser Erkrankungen durch einen gesünderen Lebensstil (Bewegung, gute Ernährung, nicht rauchen) vermieden werden.
  • Aber auch im kleineren Blickfeld hat das, was wir zu uns nehmen, große Auswirkungen auf unser Leben, so beeinflusst es unsere Konzentration, Ausdauer und Wohlbefinden.
  • Hierzu gibt es zahlreiche Studien, die diese Auswirkungen untersuchen, z.B. die Effekte von Obst und Gemüse auf die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden. Diese zeigen u.a., dass ein ausreichender Obst – und Gemüsekonsum – 400g, bzw. 5 Portionen am Tag (WHO)- die Motivation, Vitalität und Stimmung verbessert.

 

Überspitzt gesagt: Ein Turniertag beginnt oft mit Mett- und Käsebrötchen. Zu Mittag dann Bratwürstchen oder Nackensteak. Später ein oder zwei Stück Kuchen und am Abend wieder Würstchen. Was wäre ein idealer Speiseplan über den Tag? Was wäre deine Wahl?

  • In den letzten Jahren habe ich mich intensiv mit dem Thema Gesundheit und dem damit einhergehenden Thema der Ernährung auseinandergesetzt. Im Studium, mit dem Programm BGB sowie privat. Aber ich bin weder Ernährungswissenschaftlerin, noch Medizinerin.
  • Jeder hat eigene Präferenzen und Vorlieben. Ich für mich habe herausgefunden, dass mir Obst und Gemüse sehr guttun und Eiweißhaltiges sowie vollkornhaltige Produkte lange satt und bei Kräften halten (mental und körperlich). Zuhause esse ich morgens meist Haferflocken mit Obst und Quark. Auf Turnieren ist das nicht so gut umsetzbar, da bin ich auch mit einem Vollkornbrötchen mit Ei oder Käse und Gemüsescheiben (ohne Majo) sehr zufrieden und dazu eine Portion Obst (Birne/Apfel).
  • Mittags teile ich mir auf Turnieren mein Mittagessen gerne in zwei leichte Teile, um ein großes Mittagstief zu vermeiden. Der auf Turnieren weit verbreitete Salatteller ist da meist mein Favorit (wenn bunt und nicht fettlastig). Als ein gutes, gesundes und nicht zu schwer umsetzbares Mittagessen für Turniere finde ich persönlich auch Eintöpfe z.B. Chili oder Gemüseeintöpfe (ich ernähre mich vegetarisch), das habe ich schon auf ein paar Turnieren genießen können.
  • Für ein Hüngerchen zwischendurch habe ich oft auch eine Dose Rohkost und eine Hand voll Nüsse mit dabei, welche sich auch gut für Vereine zum Verkauf anbieten.

 

Was würdest du für dich und deine Mitspieler für einen geselligen „Boule und Bike Ausflug“  in die Satteltasche packen?

  • Snackgemüse und Obst
  • Ein belegtes Vollkornbrötchen mit Ei oder Käse (und leichtem Frischkäse statt Butter)
  • Viel Wasser
  • Nüsse

 

Was könnten für die Vereine und Ausrichter Hemmnisse sein, gesünderes Essen allgemein und mehr gesunde, preisgünstige Getränke anzubieten? Wie kann der DPV oder die Landesverbände sie dabei unterstützen?

  • Teurer und aufwändiger
  • Wenn ein Verein eine DM ausrichten möchte, ist eine finanzielle Unterstützung für die Umsetzung von einem gesunden Ernährungsangebot möglich.
  • Manche Vereine haben sich bereits Gedanken zu diesem Thema gemacht und es gibt bereits einige Vereine oder einzelne Turniere die bekannt für ihr tolles, vielseitiges (und gesundes) Catering (SV Siemens, …) sind, oder einzelne Punkte gut umsetzen (z.B. Erkrath mit günstigem stillem Wasser). Anderen Vereinen fehlt es noch an Ideen, Impulsen/Anregungen zur Umsetzung oder es besteht die Befürchtung, dass die Nachfrage für gesündere Variationen nicht groß genug ist oder sich nicht lohnt.
  • Dafür stehen der DPV und die Landesverbände für Fragen und Beratung rund um das Thema Gesundheit und Ernährung zur Verfügung und unterstützt Boulespieler*innen und Vereine/Gruppen mit Bildungsangeboten (Workshops und Klausuren), Materialien und Anregungen (z.B. Ernährungsflyer und Online Plattform für Aktionen und Angebote).
  • Um das Ziel Gesundheit und gesunde Ernährung weiter zu entwickeln und auszubauen, ist der DPV/Landesverbände immer auf der Suche nach guten Beispielen, um diese zu veröffentlichen und so weiter Anregungen und Impulse zur Umsetzung von gesunder Ernährung zu vermitteln und zur Auseinandersetzung mit dem Thema anzuregen.
Der Flyer „Boule und gesunde Ernährung“ des Boule- und Pétanque-Verbandes NRW hier als PDF-Datei.

„Gesunde Ernährung bringt gute Leistung.“ Im Spitzensport ist das Thema Ernährung ein zentraler Punkt und bringt vielleicht am Ende des Tages das entscheidende Körnchen. Welchen Vorteil hätte ein Ernährungskonzept für unsere Spitzenspielerinnen und Spitzenspieler? Wie könnte dies aussehen?

Fragen an die DPV-Bundestrainer Sebastian Lechner und Sönke Backens.

Sebastian Lechner, DPV Bundestrainer Herren: Die Ernährung kann sich sowohl positiv als auch sehr negativ auf den Körper und die Psyche auswirken. Ein durchdachtes Ernährungskonzept schafft für SportlerInnen die Grundlage Kondition, Konzentrationsfähigkeit und auch das Wohlbefinden auf einem hohen Niveau zu halten.

 Die Ausarbeitung und Anwendung eines solchen Konzepts kann bzw. muss für jede Person recht individuell ausfallen. Generell sollte aber berücksichtigt werden, dass die Umsetzung von Ernährungskonzepten sowohl im Alltag als auch in den Vorbereitungsphasen und während Turnieren nicht zu viel Aufwand bedarf und somit leicht eingehalten werden kann.

Sönke Backens, DPV Bundestrainer Damen: Pommes Schranke mit Bratwurst als Turniermahlzeit?
Wenige SpitzenspielerInnen haben Probleme mit körperlicher Erschöpfung, allerdings oft mit ihrer Konzentration. Viele von uns kennen das ungeliebte erste Spiel des Tages oder Konzentrationsschwierigkeiten nach langen Spielpausen am Wettkampftag. Zucker (Glucose) dient als Energielieferant und bestimmt unsere Konzentrationsfähigkeit, die beim Pétanquesport wichtig ist. Ein über den Turniertag konstant gehaltener Blutzuckerspiegel ist deshalb äußerst sinnvoll und macht vielleicht aus den ehemals ungeliebten geliebte Spiele.

Man unterscheidet drei Ernährungsphasen, in denen die Ernährung unterstützend wirkt. Die Aufladephase, die Wettkampfphase und die Regenerationsphase. Leistungssteigernde Ernährung beginnt also nicht am Wettkampftag, sondern Tage zuvor.

In der Aufladephase füllt man die Kohlenhydratspeicher in den Muskeln und der Leber. Am Wettkampftag sollte das Frühstück aus langsam abbaubaren und ballaststoffreichen Kohlenhydraten bestehen. Bestenfalls wird es 2-3 Stunden vor Wettkampfbeginn eingenommen. Über den Tag verteilt sind mehrere kleine kohlenhydratreiche Mahlzeiten empfehlenswert und eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr von Bedeutung. In der Regenerationsphase wird alles wieder aufgefüllt.

Überzeugend für SpitzenspielerInnen sind leistungsfördernde Ernährungskonzepte meiner Meinung nach nur, wenn sie dadurch einen Vorteil verspüren. Und der wurde mir bisher von allen bestätigt.

Die Fragen stellte für den DPV-Kommunikationsausschuss Marina Regelin, herzlichen Dank für die Antworten an Kerstin Lisner, Sönke Backens und Sebastian Lechner.