EM Einzel und Doublette – Danach

Der Blick zurück

Tja, was sehen wir?
Mancher Nachbericht ist nicht so einfach zu schreiben, gerade wenn da Erwartungen waren, die sich nicht erfüllt haben. Es gab Einzelleistungen, die positiv zu erwähnen wären. Unerklärliches ist passiert, vieles davon ausgerechnet zum falschen Zeitpunkt.
Sind KO-Runden tatsächlich so schwierig zu gewinnen? Sperrt sich der Kopf, obwohl die Hand will?
Unsere Fans vor Ort, gute 20, davon mehr als ein Dutzend aus dem aktiven Norden, haben es genauer sehen können.

Die Ergebnisse der EM:

Tatsächlich haben unsere vier in den Vorunden ordentlich abgeschnitten. In vier von fünf Wettbewerben haben unsere Spielerinnen und Spieler die Hauptrunde erreicht. Nur das Doublette mixte fand sich am Samstag im Nations Cup wieder.

Die Doubletten traten an gegen England (Herren) und Monaco (Damen). Das Spiel der Herren, die nach der Vorrunde auf Platz drei lagen und gegen 14 antreten mussten, war bei Boulistenaute zu sehen. Zu sehen war, wie wieder ein Leger (leider der englische) entscheidend zum Erfolg seiner Mannschaft beigetragen hat. Weder Tobias Müller noch Vincent Probst fanden ein Mittel, hier die Führung für unser Team zu reklamieren.
Die Damen, die das nominell härtere Los hatten, spielten von Platz 15 gegen die 2 – Monaco. Hier lief es besser, statt sechs bei den Herren wurden acht Punkte erreicht. Besser ist aber nicht gut genug, auch für das Doublette der Damen war das Turnier in der ersten KO-Runde beendet.

Blieben die Einzel: Domino Probst trat von Platz 12 gegen die 5 an, das war Esile Emen. Diese junge Türkin hatten wir so gar nicht auf dem Schirm. Beide lieferten ein spannendes Spiel ab in dem wieder (!) die Legeleistung den Ausschlag gab. Es war Esile Emen, die es besser machte -> 10:13 unterlag Domino.
Und bei den Herren? Platz 13 spielte gegen die vier und die Vier heißt vorne Diego und hinten Rizzi. Tobias Müller freute sich, gegen einen Spieler antreten zu dürfen, dessen Name in Pétanque-Kreisen einen ganz besonderen Klang hat. Völlig befreit vom Druck, hier der Favorit zu sein, machte er sein Spiel. Aber leider machte Diego ebenfalls seines und gewann 13:3.

Und der Nationencup:

Gleich vorneweg: Natascha Denzinger und Vincent Probst wollten sich so nicht aus dem Wettbewerb verabschieden. Ohne daß es ausgesprochen wurde: der Finalsieg im Nationencup war Pflicht.

Die Cadrage durfte unser Team auslassen, die in der Vorrunde erspielte Position reichte dazu glatt aus.

Dann ging es am Samstagmittag erfolgreich gegen Schottland, das Viertelfinale war also gewonnen. Das bedeutete, daß es im Halbfinale wieder ein Treffen mit Jekaterina Soika geben sollte. Sie war es, die bei der EM der Damen in Torrelavega als Legerin (!) der Letten spielentscheidend auf den Punkt legte. 13:6 wurde allerdings jetzt das Torrelavega-Ergebnis zu unseren Gunsten korrigiert und dann im Finale gegen die Türkei holte sich unser Team Gold – und zwar zu 9.

Ganz klar war der Sieg anfänglich nicht. Gute Lege- (!) und Schiessleistungen unserer beiden Gegner brachten deren Team erst einmal in Führung. Dann wurden die Bedingungen nicht so angenehm. Da das Finale der EM im Carrée d’Honeur schneller beendet war, tosten von dort der Beifall, die Ansagen und laute Musik, was teilweise als respektlos empfunden wurde. Störend war das wohl vor Allem für den Tireur der Türken, der sein Team mit guten Leistungen lange vorne gehalten hatte, der jetzt aber kaum noch etwas traf. Natascha Denzinger und Vincent Probst konnten mit der Situation besser umgehen und nutzten Ihre Chance.
Gold im Nationencup war der versöhnliche Abschluss des Turniers.

Die Erkenntnisse

Ganz gut, aber es war deutlich mehr drin?
Wieder waren die Vorrundenergebnisse Grund zu leichtem Optimismus, das Erreichen der Hauptrunde sollte Pflicht gewesen sein. Die Zahl der nominell überlegenen Gegner hielt sich in Grenzen, insofern stellten sich keine unüberwindbaren Aufgaben.
Wir haben ganz gut mitgespielt, aber echte Highlights (damit ist nicht der eine Schuss gemeint oder die eine gelegte Kugel) fehlen noch.
Daß es unsere Spieler – und Spielerinnen – können steht außer Frage, es hapert aber daran, die Höchstleistung immer und überall abrufen zu können. Da ist Training und Coaching für den Kopf gefragt, der ja nicht unwichtiger ist, als die Hand.

Ein großes Turnier in Frankreich steht den Kaderspielern noch bevor. Danach folgt eine Sichtung und ein selbst organisiertes Turnier mit geladenen Spielern national und international. Schliesslich wird die WM bei den Herren zeigen, ob der Fluch der ersten KO-Runde besiegt werden kann.

Und dann die Bilder:

Mit einer Einschränkung mussten wir bei der Berichterstattung leben: „No Tripods behind the Barrier!“ ließ die gewohnte Nähe zum Spiel nicht zu. Drei Meter Abstand zur Spielfläche und Betreuer und Teammitglieder dazwischen erschwerten die bewegten Bilder. Nahezu immer war ein großer Teil der Spielfläche für unsere Kamera nicht einsehbar, selbst 2,30m Höhe reichten nicht. Wir haben versucht, das durch eine Quasi-Radio-Berichterstattung zu kompensieren, mehr konnten/durften wir nicht tun.

Die unbewegten Bilder liefern wir unten:
Von der Begrüßung im Rathaus, mit der Präsidentin des Verbandes unermüdlich im Dienst.
Vom Platz im Schatten der Johannes-Kathedrale.
Davon, daß Handys immer dabei sind.
Von der Stadt, von der wir zu wenig gesehen haben.
Von den Fans.

Was vor Allem wichtig ist: Die Fans unterstützen nicht nur die spieler, sondern auch uns – Danke an Udo Lübke für die viele Fotos, aus denen wir aussuchen durften.

Die Bilder der Sieger findet Ihr hier

Was noch bemerkenswert ist:

Unsere Nachbarn haben sich viel Mühe gegeben und die Mühe hat sich gelohnt. Sie haben eine Veranstaltung auf die Beine gestellt, die Ihresgleichen sucht. Der Platz im Schatten der Kathedrale, mitten in der City war einmalig. Der Empfang im Rathaus zeigte, wie sehr die Veranstaltung in der Stadt angekommen war. Tribünen und VIP-Bereich, überall spürte man die überragende Gastfreundschaft – auch abseits des Spielgeländes.
Auch ausserhalb konnte man die vielfältigen Möglichkeiten der Aussengastronomie nutzen, es gab für jeden Geschmack etwas.
Wir vom Kommunikationsteam bedauern, daß wir erst am Mittwochmorgen an- und schon am Sonntagabend abgereist sind und so keine Gelegenheit hatten mehr von der Stadt zu sehen. Für die beiden Fröndenberger sind es nur zweieinhalb Stunden Fahrzeit, da sollte ein späterer Besuch drin sein.

Ein Fazit für Alle:
Wir haben wieder neue Freunde gefunden, die Boulegemeinde wächst auch international zusammen.

Danke, Nachbarn!