Gestalten anstatt zu verwalten

Statement des DPV-Vizepräsidenten Sport, Martin Schmidt, zur Beendigung der Zusammenarbeit mit den Bundestrainern.

In den vergangenen Wochen und Monaten hatte es wiederholt deutliche Unterschiede bzgl. der Bewertung von Rollen innerhalb des DPV-Leistungssports gegeben.

So gab es bei den Trainern der Senioren-Kader zunehmend stärkere Abkoppelungstendenzen bis hin zur Autonomie von den verantwortlichen Personen im DPV.  Der von mir im Auftrag des Präsidiums gesteckte Rahmen wurde immer wieder, sowohl in persönlichen Treffen als auch in späteren Videokonferenzen, in Frage gestellt.

Dies betraf Entscheidungen, wie konkret die Zuständigkeiten einzelner Trainer für bestimmte Kader (Frauen, Herren, Senioren 55+) definiert sein und eingehalten werden müssten. Darüber hinaus wurde beansprucht, Entscheidungen über die Teilnahme an Turnieren überwiegend eigenverantwortlich im Trainerstab zu fällen. Hier gab es den klaren Trend, fast nur noch international, und hier am liebsten in Frankreich, anzutreten. Meine Vorschläge (weniger Frankreich, mehr Deutschland/Belgien/Niederlande/Dänemark usw.) verhallten ungehört und wurden im Nachgang zusätzlich wissentlich verkehrt wiedergegeben. Ebenso gab es keine Reaktion auf den Vorschlag, französische Spitzenspieler nach Deutschland zum Training einzuladen.

Die Trainer sind lt. ihren Verträgen individuelle „Auftragnehmer“ und haben jederzeit auch die Freiheit, Aufträge abzulehnen. Vom Leistungssportausschuss ist ausdrücklich gewünscht, dass die Trainer in einem klar strukturierten Team arbeiten. Dies bedeutet, dass einzelne Trainer auch Kadergruppen übergreifend eingesetzt werden (z.B. in Sachen Athletik, Ernährung, Mental) und dass andere Trainer festen Kadergruppen zugeordnet sind.

Gerade in Bezug auf die Verantwortlichkeiten gab es keine Anzeichen, aus denen sich eine Bewegung aufeinander zu erkennen ließ. Der O-Ton eines Bundestrainers in einem Interview: „…haben wir auf Bitten des DPV Namen zu den Kadergruppen geschrieben“, zeigte, dass über eine Umsetzung nicht ernsthaft nachgedacht wurde.

In den Differenzen, die sich aus dieser unterschiedlichen Sicht zwischen DPV-Leistungssport-Ausschuss und Trainerstab auf die beschriebenen Aspekte ergaben, standen die nun betroffenen Bundestrainer als Wort- und Meinungsführer im Vordergrund. Nicht nur der Ton wurde in diesen Auseinandersetzungen immer schärfer, auch der Druck, den die Trainer in Richtung der Verantwortlichen aufzubauen versuchten, nahm zu.

Die komplette Kommunikation mit den Trainern wurde dem Präsidium vorgelegt inkl. deren Vorhaltungen dem DPV-Vizepräsident Sport gegenüber, die an Verunglimpfungen grenzten.

Auf der erreichten Eskalationsstufe blieb dem gesamten DPV-Vorstand keine andere Möglichkeit, als sich in letzter Konsequenz von den beiden betroffenen Trainern zu trennen. Eine weitere, vertrauensvolle Zusammenarbeit konnte ab einem bestimmten Zeitpunkt ausgeschlossen werden. Der DPV bedauert dies zutiefst, sieht sich aber dem sportlichen Erfolg des Verbandes deutlich mehr verpflichtet, als dem Wohlwollen einzelner Personen oder einzelner Gruppen im Pétanque-Sport Deutschlands.

Bei der Bekanntgabe dieser Entscheidung des DPV-Vorstandes wurden zunächst die betroffenen Trainer – vor der entsprechenden Meldung auf der DPV-Homepage – schriftlich informiert, anschließend gab es durch den Sportdirektor eine detailliertere Darstellung der Umstände für die Kaderspieler – und parallel hierzu wurden alle anderen Bundestrainer in persönlichen Gesprächen über den Stand der Dinge informiert. Dies alles geschah innerhalb eines Tages.

Abschließend stelle ich fest: es soll zukünftig der Team-Geist dominieren, nämlich der eines Teams, bestehend aus den Verantwortlichen im Leistungssport-Ausschuss, allen Trainern und allen Spielerinnen und Spielern. Getragen von gegenseitigem Respekt, übergreifender Leistungsbereitschaft und einem der Sache angemessenen Ton im Umgang miteinander und gegenüber Dritten. Das verspricht Erfolg.